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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Scholes
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Männer über den Motor.
    Um der Hitze zu entkommen, trat Mara in den Schatten einer kleinen Gruppe von Dornenbäumen. Sie war schon wieder müde, und sie fürchtete sich vor dem, was vor ihr lag. Um sich abzulenken, dachte sie an ihren letzten Besuch hier, erinnerte sich an ihr Entsetzen und ihre geheime Freude, als sie den zerstörten Schuppen und den Grabhügel gesehen hatte, den die Elefanten gemacht hatten. Ob Johns Elefantenexperten wohl jemals etwas von einem solchen Vorfall gehört hatten? Aber vielleicht hatten auch sie außergewöhnliche Geschichten zu berichten.
    Ihr letzter Besuch in der Mission fiel ihr ein. Sie war dorthin gefahren, um sich von Lillian zu verabschieden. Helen und die Mädchen waren bei ihr gewesen, als Mara angekommen war. Die Unterhaltung hatte sich nur um Lillians Sehnsucht nach ihrem Hund, ihre Dankbarkeit Mara und den Hemdens gegenüber und ihre Trauer darüber, dass sie jetzt von ihnen allen Abschied nehmen musste, gedreht. Mara war länger geblieben, als sie vorgehabt hatte, weil sie gehofft hatte, Gelegenheit zu bekommen, mit Lillian über Peter sprechen zu können. Aber eine private Unterhaltung war nicht möglich gewesen.
    Als sie hörte, wie die Motorhaube zugeschlagen wurde, blickte Mara auf. John ging bereits auf ihren Landrover zu und winkte ihr, ebenfalls zu kommen. Wie selbstverständlich öffnete er die Fahrertür und setzte sich in den Wagen. Mara zögerte, aber dann rief sie sich ins Gedächtnis, dass John schließlich immer gefahren war, wenn sie zusammen gewesen waren. Er war ja auch der erfahrenere Fahrer von ihnen beiden. Und außerdem gehörte ihm der Landrover. Aber als sie sich notgedrungen auf dem Beifahrersitz niederließ, hatte sie auf einmal das Gefühl, dass ihre neu gewonnene Stärke nicht lange anhalten würde.

    Die letzten Häuser von Kikuyu glitten am Autofenster vorbei, und kurz darauf fuhren sie durch ein Gebiet mit Dornenbäumen und Büschen. Nur gelegentlich kamen sie an einer Lehmhütte mit einem Fleckchen Garten vorbei.
    John warf Mara einen Blick von der Seite zu. Offensichtlich wartete er auf eine Erklärung, jetzt, wo sie allein im Auto saßen.
    Mara leckte sich nervös über die Lippen. Dies war immer noch nicht die richtige Umgebung für das, was sie ihm zu sagen hatte. »Lass uns noch nicht reden«, sagte sie. »Wir können am Picknickplatz Rast machen.«
    John runzelte die Stirn, zuckte dann aber mit den Schultern. »In Ordnung. Wenn du das willst.«
    Mara spürte seine Ungeduld, tat aber so, als merke sie nichts. Sie zwang sich zu einem fröhlichen Tonfall. »Wir waren schon ewig nicht mehr dort.«
    Das stimmte. Aber es hatte eine Zeit gegeben – damals, als sie und John noch von ihrer gemeinsamen Zukunft träumten –, in der sie dort jedes Mal auf dem Heimweg von Kikuyu haltgemacht hatten, um die friedliche Stimmung zu genießen, bevor sie wieder zu ihren Alltagspflichten in der Lodge zurückkehrten. Sie trugen ihr Picknick immer zu ihrem speziellen Platz, der ein wenig abseits von der Straße lag. Und dort, auf einer grasbewachsenen Lichtung zwischen hohen Sandsteinwänden, konnten sie über die Savanne bis nach Raynor Lodge blicken. Das Haus und die Nebengebäude lagen da wie eine Miniaturausgabe: die Entfernung glättete alle Unvollkommenheiten.
    Mara holte tief Luft, als der Landrover über die unebene Straße rumpelte. Vielleicht, dachte sie, übte der Platz auch heute seinen Zauber auf sie aus. Irgendwie würde sie schon die richtigen Worte finden, und der Weg würde wieder klar vor ihnen liegen.

    Die Mittagshitze drückte auf Maras unbedeckten Kopf, als sie John den schmalen Pfad entlang folgte, der sich durch ein Dickicht aus niedrigen Dornenbäumen wand. Er ging mit seinem üblichen sicheren Schritt, wobei er geschickt die stacheligen Äste zur Seite schob, die in den Weg hineinragten. Das Gewehr hielt er schussbereit in der Hand. Die Sonne glitzerte auf dem geölten Lauf, und Mara konnte ihren Blick nicht davon abwenden. Natürlich hatte er das Gewehr mitnehmen müssen. Sie waren zwar nicht weit vom Landrover entfernt, aber kein Mensch mit Verantwortungsbewusstsein würde eine Waffe – geschweige denn eine 375iger Magnum mit Munition im Magazin – in einem unbeaufsichtigten Wagen zurücklassen. Und doch schien es ihr von Bedeutung zu sein, dass er die Waffe dabeihatte, da er gerade erst davon gesprochen hatte, nie mehr jagen zu wollen.
    Das Zwitschern der Webervögel, die ihre Nester bauten, begleitete ihre Schritte. Auch
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