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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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willkommenen Schatten des alten Dornenbaumes. Sie blickte hoch und tat so, als hielte sie Ausschau nach Tieren, die auf den knorrigen alten Ästen über ihr lauerten. Dann nahm sie den Hut ab und ließ die kühle Luft über ihre Haare gleiten. Wie auf ein Stichwort ertönte Leonards Kommando über das ausgetrocknete Flussbett.
    »Schnitt!«
    Bewegung kam in die Crew. Leonard hob das Megaphon erneut an den Mund. »Danke, Maggie. Wir sind hier fertig. Wir gehen jetzt an ein neues Set.«
    Maras erster Impuls war, zur Crew zu laufen und beim Zusammenpacken der Ausrüstung zu helfen. Aber Leonard rief ihr zu: »Rudi kommt Sie holen.«
    Verlegen blieb Mara stehen. Obwohl das Filmen für einen Moment unterbrochen war, sollte sie anscheinend weiter den Part der Schauspielerin spielen: hilflos und auf Unterstützung angewiesen. Sie blickte Rudi entgegen, der vorsichtig auf sie zukam. Er machte kleine Schritte, als ob er dem Boden unter seinen Füßen nicht trauen würde.
    Als er bei Mara ankam, keuchte er. Seine schweißfeuchten Locken hatten sich in Ringellöckchen verwandelt. Er wies mit dem Kopf auf das südliche Ende der Ebene. »Wir fahren zum See.«

    Maggie und Luke standen am Ufer des Sees, die Kamera war in einiger Entfernung hinter ihnen aufgebaut.
    Mara trug ihren Hut nicht mehr. Jetzt hatte sie einen hell-grünen Schal um den Kopf gebunden. Es war ein anderer Tag, hatte Rudi erklärt, als der, an dem Maggie allein am Hügel entlanggegangen war.
    Peter sah genauso aus wie in der Szene, die im Esszimmer gedreht worden war. Er trug die Kleidung, die Mara aus Johns Schubladen geholt hatte. Das Gewehr hatte er über den Rücken gehängt, die Wasserflasche trug er an der Hüfte.
    Mara stand steif neben ihm. Der Raum zwischen ihnen wirkte so fest, als ob er eine eigene Gestalt hätte. Sie merkte, dass sie viel zu schnell atmete, und leckte sich nervös über die Lippen.
    »Keine Angst«, sagte Peter leise. »Stellen Sie sich vor, Sie würden mit mir tanzen – folgen Sie einfach meinen Schritten. Und denken Sie daran, es ist eine Weitwinkelaufnahme. Sie können keine Details erkennen.«
    Mara nickte. »Okay.«
    Leonards Stimme drang schwach zu ihnen, als er Nick und Jamie Anweisungen gab.
    Dann hörte man verstümmelt, wie Nick, der Kameraassistent, die Aufnahme identifizierte, und die Klappe schlug. »Drei-neunzig-acht. Die erste.«
    »Und – Action! «, rief Leonard durch sein Megaphon.
    Maggie und Luke traten vom Gras an das schlammige Ufer, das aus getrockneten Platten von grauem Lehm bestand. Die aufgewölbten Kanten knirschten unter den Schuhsohlen, als sie an den See gingen. Mara blickte starr vor sich hin und konzentrierte sich auf eine Schar Flamingos, die auf ihren dünnen, rosa Beinen im flachen Wasser standen.
    »Geht dichter zusammen«, befahl Leonard. Wie beiläufig kam Peter Mara immer näher, bis sich ihre Schultern fast berührten. »Maggie, leg ihm die Hand auf den Arm, damit du besser das Gleichgewicht halten kannst. Dann bück dich und bind deine Schnürsenkel. Oder zieh einen Dorn aus deiner Socke. Irgendetwas in der Art.«
    Mara legte ihre Hand auf Peters Unterarm. Sie spürte, wie seine Muskeln sich unter dem weichen Stoff des Hemdes anspannten. Dann hob sie einen Fuß und zog hinten an ihrem Stiefel.
    »So ist es gut. Jetzt schwanke ein bisschen. Luke, halt sie fest.«
    Peter legte seinen Arm um ihre Taille, was Mara so überraschte, dass sie sich tatsächlich an seinem Unterarm festhalten musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Peter zog sie so dicht an sich, dass sie hinter dem frischen Schweiß seinen Zimtduft riechen konnte.
    »Bleibt so«, rief Leonard. »Und jetzt fangt an zu reden. Geht ganz entspannt miteinander um. Maggie, erzähl ihm alles über diesen Ort, den du so sehr liebst.«
    Mara blickte auf den See. Ihr Körper wurde starr. Ihr fiel nichts ein, was sie sagen könnte.
    Peter hob den freien Arm und zeigte am Ufer entlang zu einer Felsgruppe, die von Kieselsteinen umgeben war. »Kommen Sie, wir setzen uns dort drüben hin – und entspannen uns.«
    Mara warf ihm einen unsicheren Blick zu. »Aber Leonard hat gesagt, wir sollen hierbleiben …«
    Peter grinste. »Wir müssen ja nicht alles tun, was er sagt. Ich weiß, was er will – er will sehen, wie wir Spaß haben und uns hier irgendwo niederlassen. Kommen Sie, wir machen es einfach auf unsere Art.«
    Er legte ihr den Arm um die Schultern und dirigierte sie auf die Felsen zu, wo sie sich nebeneinander hinsetzten. Peter

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