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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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zwar in Größe und Farbe nicht zueinander, blieben aber nah bei den anderen.
    Etwa auf halber Strecke zwischen der Crew und der Stelle, an der Mara stand, kroch der Ranger gerade unter einen Busch. Er ließ die Crew von Johns Gewehrträger bewachen und konzentrierte alle Aufmerksamkeit auf sie. Mit gesenktem Kopf musterte er die Umgebung. Mara wusste, dass er nach Anzeichen für Gefahr suchte, obwohl er mit seinem Gewehr im Anschlag so aussah wie ein Jäger, der sich an seine Beute heranpirscht. Früher am Tag war ein Löwe auf der Kuppe des Hügels hinter Mara aufgetaucht. Der Ranger hatte einen Warnpfiff ausgestoßen, um sie darauf aufmerksam zu machen. Mit einer Handbewegung hatte er ihr bedeutet, sich nicht zu bewegen. Obwohl er den Doppellauf seiner Flinte gehoben hatte, hatte Mara an seiner Haltung gesehen, dass er nicht übermäßig alarmiert war. Und als der Löwe in Sicht kam, wusste sie auch, warum – Maul und Hals des Tieres waren blutverschmiert, weil es offensichtlich gerade gefressen hatte, und sein Gang war locker und entspannt. Mara blieb bewegungslos stehen und blickte dem Löwen nach, bis er verschwunden war. Dann wandte sie sich wieder dem Ranger zu, der gerade Leonard zuwinkte, um ihm zu bedeuten, dass die Gefahr vorüber war.
    Leonard achtete jedoch nicht auf ihn – er hatte Nicks Platz hinter der Kamera eingenommen und blickte durch den Sucher. Nach einer Weile hatte er den Kopf gehoben, Mara angeschaut und anerkennend den Daumen hochgereckt. Lächelnd hatte Mara ihm zugewinkt. Es war ein schönes Gefühl gewesen, weil sie wusste, dass es eine der Aufnahmen war, an der ihm am meisten lag – Maggie zusammen mit einem Löwen.
    Lillian Lane, die sich im wahren Afrika befand …
    Jetzt jedoch sah man nur ein paar Zebras. Sie grasten nicht weit von der Stelle entfernt, wo einer der schwarz-weiß gemusterten Landrover stand. Ab und zu hoben sie die Köpfe und blickten zum Fahrzeug, als ob sie der Anblick des seltsamen Tieres, das ihnen in der Farbe ähnlich, jedoch riesig, kantig und glänzend war, faszinieren würde.
    Mara wich zurück, bis sie mit dem Stiefelabsatz an den Markierungsstein stieß, und dann drehte sie sich um, um über die Landschaft zu schauen, wie Leonard ihr gesagt hatte. Sie kannte das Setting gut. Die Savanne senkte sich hier zu einer Gruppe von Fieberbäumen, die mit ihren mächtigen Stämmen und den weitausladenden Ästen mit der gelbgrünen Rinde sofort ins Auge fielen. Hier und dort entdeckte man eine Euphorbie. Sie sahen immer so aus, als ob sie eigentlich nicht hierhergehörten, wie riesige Kakteen. Hinter den Bäumen blitzte die silberne Wasserfläche eines Sees.
    Mara war sich bewusst, dass sie Maggies Kleidung trug. Die Sachen fühlten sich vertraut an, aber sie rochen schwach nach Lillians französischem Parfüm, vermischt mit Insektenmittel und Schweiß. Nervös zupfte sie an einem losen Faden an einem der Hemdsärmel. Sie war froh, dass weder Lillian noch Peter hier waren, um ihr zuzuschauen. Lillian hatte von der Hitze Kopfschmerzen bekommen und war mit einem Fahrer zur Lodge zurückgefahren. Peter musste erst später am Tag hier sein.
    Der Gedanke an Peter, der noch in der Lodge war, erinnerte Mara daran, dass sie auch dort sein sollte. Es war nicht richtig, die Angestellten mit so vielen Gästen allein zu lassen. Aber nachdem die Szenen im Esszimmer abgedreht waren, war Leonard mit seiner Crew hier heraus in den Busch gefahren – und Mara musste sie jetzt schon seit zwei Tagen begleiten. Sie konnte nur darauf vertrauen, dass Kefa und Menelik ohne sie zurechtkamen.
    Mara bückte sich, um ihren Schnürsenkel zuzubinden. Dabei fielen ihr die Haare übers Gesicht. Die Farbe überraschte sie immer noch. In Vorbereitung für diese Szenen hatte Rudi sie einen Ton dunkler gefärbt.
    »Ihre Farbe kommt fast hin«, hatte er gesagt, als er die dicke Paste auf Maras nasse Haare aufgetragen hatte, »aber so sind wir auf der sicheren Seite.«
    Zuerst hatte es Mara verlegen gemacht, sich mit diesem Mann, den sie kaum kannte, in ihrem Badezimmer aufzuhalten. Schweigend hatte er an ihren Haaren gearbeitet und ihren Kopf mit sanftem Druck seiner Hände in die richtige Position bewegt. Er kämmte ihre Haarsträhnen und tupfte ihr mit der Ecke eines Handtuchs Wassertropfen aus den Augen. Seine Gesten wären in einer anderen Umgebung intim – beinahe zärtlich – gewesen. Aber Mara erkannte den Ausdruck intensiver Konzentration auf seinem Gesicht: Genauso hatte er ausgesehen,

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