Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
Vom Netzwerk:
zur Rettung in der Tasche hatte. Und jetzt schien er sagen zu wollen, dass die Produktion gescheitert war.
    Sie schwiegen beide. Mara suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. Dann kam ihr ein Gedanke. »Aber was ist denn mit den Leuten, von denen Sie gesprochen haben – diejenigen, die den Film im Zoo zu Ende drehen würden?«
    »Die Bürgen«, sagte Carlton. »Wir könnten vielleicht versuchen, die fehlenden Szenen später nachzudrehen. Aber mein Vertrag mit dem Studio wird dann nicht mehr gültig sein. Es ist ein Negativ-Deal. Ich gebe ihnen den Film zu einem bestimmten Datum – sie geben mir das Geld. Aber wenn ich meinen Teil nicht einhalte … Na ja, die Bürgen werden sich mit den Investoren schon einigen. Mich werden sie verklagen – sie werden sagen, dass ich verantwortlich bin, weil ich eine Hauptdarstellerin mit einer Ausschlussklausel in ihrer Versicherung engagiert habe. Es ist ein ziemliches Chaos. Ein großes Chaos.« Carlton blickte zu Boden. »Eines ist allerdings sicher. Wir werden unsere Ranch verlieren – die Ranch, die unsere Eltern uns hinterlassen haben. Ich brauchte eine zusätzliche Hypothek und habe sie beliehen.« Seine Stimme war heiser. »Sie ist seit zehn Generationen im Familienbesitz. Leonard und ich haben zwar jeder eine Mietwohnung in L. A., aber Raven Hills ist unser wahres Zuhause. Dorthin gehören wir.«
    Der Schmerz in seiner Stimme erinnerte Mara an John. Auch er hatte so geklungen, als er verzweifelt Pläne entworfen hatte, die Lodge zu retten. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, was Carlton durch den Kopf ging. Es tat weh, sich vorzustellen, dass Fremde in das geliebte Heim der Familie einzogen. Sie wünschte, sie könnte ihn trösten. Stattdessen ging sie weiter und zwang Carlton, ihr zu folgen. Wenn sie in Bewegung blieben, hatte die dunkle Wolke der Verzweiflung vielleicht keine Chance. Es machte sie krank, Carlton so zu sehen – der Mann war immer so stark gewesen und hatte jedes Problem in Angriff genommen. Es waren genau diese Eigenschaften gewesen, die Mara bei ihrem ersten Abendessen dazu veranlasst hatten, sich ihm zu öffnen – ihm zu erzählen, wie schlimm es um die Lodge stand und wie schwer es für sie war, mit einem Jäger verheiratet zu sein. Als sie jetzt mit ihm zum Wagen ging, fiel ihr ein, was er an jenem Abend geantwortet hatte.
    »Am Ende geht es fast immer gut aus«, hatte er voller Zuversicht gesagt. »Man sieht es zwar nicht, wenn man in der Situation drinsteckt – aber dann passiert etwas, wenn man es am wenigsten erwartet. Und plötzlich ist alles wieder in Ordnung.«
    Mara überlegte, ob sie ihn an seine Worte erinnern sollte. Aber dann blickte sie ihn an und wusste, es war zwecklos. Er sah aus wie ein Mann, der nicht mehr an Märchen glaubte.

14
    Leonard wartete oben am Weg. Er lehnte an einem der Stoßzähne, als Mara auf den Parkplatz fuhr. Als er sie sah, richtete er sich auf und trat auf sie zu. Er riss die Fahrertür auf, noch bevor Mara den Motor abgestellt hatte.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    Mara blickte ihn einen Moment lang schweigend an. »Haben Sie keine Nachricht von der Mission bekommen?«
    »Ich habe nur gehört, dass Sie dringend dorthin kommen sollten.« Leonard blickte in den Innenraum des Landrovers. Als er nur Kefa und den Spurensucher sah, weiteten sich seine Augen erschreckt. »Wo ist Lillian?«
    Mara warf Carlton einen Blick zu, aber er zuckte nur mit den Schultern und blickte starr nach vorn.
    »Sie hatte einen Unfall«, sagte Mara. »Sie wird wieder gesund, aber sie ist verletzt.«
    Leonard starrte sie an. »Wo ist sie?«
    »Im Missionskrankenhaus.«
    Carlton räusperte sich und sagte zu seinem Bruder: »Zum Glück hat sie sich nicht umgebracht, Gott sei Dank. Es hätte leicht passieren können. Aber die schlechte Nachricht ist, dass sie den Film nicht weiter drehen kann.«
    Leonard starrte ihn schockiert an. Er öffnete den Mund, aber es kam kein Ton heraus.
    Mara sah Peter hinter ihm stehen. Offensichtlich hatte er alles mit angehört. Er trat zum Landrover.
    »Wird sie wirklich wieder gesund?«, fragte er Mara besorgt.
    »Ja«, erwiderte Mara. »Sie ist in guten Händen. Der Arzt in der Missionsstation ist hervorragend.«
    »Warum ist sie denn da draußen allein herumgefahren?«, fragte Peter. »Sie kennt doch diese Straßen gar nicht …«
    »Sie ist nach Kikuyu gefahren und hat sich betrunken«, warf Carlton ein. »Dann hatte sie einen Unfall.« Er wandte sich zu Leonard. »Das fängt keine

Weitere Kostenlose Bücher