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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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flirten, sondern sich von der Last befreien, die ihr Herz einschnürte, seit sie Gordon Cooper kennengelernt hatte. Darüber hinaus war sie zu Tode erschrocken gewesen, als sie sah, daß Cooper an den Armen, auf der Brust und an den Schenkeln behaart war. Nicht stark, aber es stimmte, was über die ›roten Teufel‹ erzählt wurde: Überall wuchsen ihnen Haare. Und sie hatte diese Behauptung für eine Übertreibung gehalten.
    Cooper spürte, daß er Su-su erschreckt hatte. Er lief deshalb nicht hinter ihr her, sondern breitete ein ihm vom Boy Tim mitgegebenes großes Frotteetuch aus. »Laß uns nachher baden«, rief er Su-su zu. »Ich möchte zunächst erfahren, was du mir anvertrauen willst.«
    Sie näherte sich ihm mit unsicheren Schritten, und sie senkte die Lider, als sie vor ihm stand.
    »Setz dich doch!« forderte er sie auf.
    Su-su tat es und überkreuzte die Arme, als wollte sie ihre wohlgeformten kleinen Brüste verbergen.
    Cooper fühlte sich für Su-sus bisher nie erkennbar gewesene Scheu verantwortlich, und im Bestreben, ihr behilflich zu sein, sagte er mit warmer Stimme: »Entschuldige, wenn ich dich erschreckt habe. Ich hatte nicht bedacht, daß wir Badeanzüge tragen.«
    Sie lächelte ihn an.
    »Dennoch muß ich dir sagen, daß du wunderschön bist und eine Haut hast, die wie Perlen schimmert.«
    »Die zarte Haut habe ich von meiner Mutter geerbt, die zweimal im Jahr gestoßene Perlen schluckte, um einen durchsichtigen Teint und glänzendes Haar zu bekommen«, erwiderte Su-su nun überaus lebhaft. »Das Schönheitspulver bereitete sie selber zu. Zunächst legte sie die Perlen zum Dämpfen in eine Schüssel mit heißem Reis, dann wurden sie zwischen zwei glatten Steinen zu feinem Staub zerrieben und am Schluß mit Zucker und Reiswasser vermischt.«
    »Du glaubst, daß ein solches Elixier die Haut verbessert?« fragte Cooper verblüfft.
    »Warum sollte ich es nicht glauben?« antwortete sie belustigt. »Von der Wirksamkeit der Pulver, die ihr einnehmt, seid ihr doch ebenfalls überzeugt.«
    »Du hast recht«, erwiderte er im Bestreben, keine Mißstimmung aufkommen zu lassen. Zu deutlich erinnerte er sich an den unerfreulichen Ausgang der am ersten Abend geführten Debatte. »Wo lebt deine Mutter?«
    Su-su lächelte schwach. »Wenn meine Eltern noch lebten, würde ich Nanking nicht verlassen haben. So aber folgte ich meinem Freund, als dieser mich aufforderte, mit ihm nach Hongkong auszuwandern.«
    »Darf man denn ohne weiteres ausreisen?« fragte Cooper interessiert.
    »Sofern man die Gebühren entrichten kann, die für die Bewilligung verlangt werden«, antwortete sie und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Damit sind wir aber bereits bei der Geschichte angelangt, die ich dir erzählen muß, um wieder Ruhe vor mir selbst zu finden. Ich habe dich nämlich belogen. An dem Tage, an dem wir uns kennenlernten, hatte ich meinen Freund schon wochenlang nicht mehr gesehen.«
    »Und warum erklärtest du, auf ihn zu warten?«
    Su-su sah Cooper flehend an. »Bitte, erschrick nicht! Mister Lo Sung gab mir den Auftrag.«
    Hätte Gordon Cooper nicht zuvor bereits den Gedanken gehabt, Su-su beabsichtige, ihm reinen Wein einzuschenken, dann würde er sie jetzt umarmt und geküßt haben. So aber blieb er gefaßt, wobei ein wenig auch die Rückschlüsse mitspielten, die er angesichts der Demontage des Geheimmikrophons gezogen hatte. Er mußte damit rechnen, daß der wahre Hintergrund seiner Tätigkeit erkannt worden war, und um Klarheit über diesen Punkt zu gewinnen, erwiderte er nach kurzer Überlegung in aller Ruhe:
    »Ich konnte nicht erschrecken, weil ich seit langem weiß, daß du ein Werkzeug Lo Sungs bist.«
    Su-su verlor alle Farbe. »Das wußtest du?«
    Cooper nickte. »Du und Lo Sung, ihr habt euch beide verraten. Ihr kanntet eure Namen, die ihr nicht hättet kennen können, wenn die bei meiner Ankunft in Hongkong vor dem Flughafengebäude stattgefundene Szene echt und nicht gestellt gewesen wäre.«
    »O Gordon!« rief Su-su und sank an seine Brust. »Wieviel Gesicht gibst du mir damit!«
    »Womit?« fragte er überrascht.
    »Mit deiner Liebe!« stammelte sie und fing an zu weinen. »Obwohl du alles wußtest, hast du dich mit mir getroffen, hast du mir geschrieben und mich geküßt. Mehr Gesicht kann ein Mann einer Frau nicht geben.«
    Su-sus Reagieren war so spontan, daß an seiner Echtheit nicht gezweifelt werden konnte. Sie spielte keine einstudierte Rolle, und das ließ den Rückschluß zu,

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