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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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können.«
    Lim Swee Long glich einer auf der Lauer liegenden Katze. »Hah, wie reimt sich das zusammen?« fragte er ungeniert. »Wieso muß ein Chemiker flüchten?«
    Lee Akira zuckte die Achseln. »Ihre Frage ist berechtigt, ich kann sie jedoch nicht mit wenigen Sätzen beantworten. Es mag Ihnen genügen, wenn ich Ihnen sage, daß in dem Unternehmen, für das ich tätig war, nur der Chefchemiker am Nutzen der Erfindungen eines ganzen Teams partizipiert. Da habe ich meine Fühler nach Amerika ausgestreckt, von wo ich eines Tages ein Angebot auf externe Mitarbeit erhielt. Sie verstehen, was damit gemeint ist?«
    »Nein«, antwortete Lim Swee Long, der sich seinen Reim allerdings schon machen konnte.
    »Man bot mir eine bestimmte Summe für die Übermittlung eines gewissen Arbeitsergebnisses an«, erklärte Lee Akira gedämpft. »Sie werden jetzt vielleicht denken, das sei Werkspionage, aber das ist nicht der Fall, weil ein großer Teil der Arbeit ja schließlich mein geistiges Eigentum ist!«
    »Natürlich!« pflichtete ihm Lim Swee Long eifrig bei. »Und man bezahlt Sie gut?«
    Lee Akira lächelte befriedigt. »Sehr gut sogar. Für die Arbeit, die ich jetzt fertiggestellt habe und nur noch aus Osaka herauszuholen brauche, wo ich sie versteckt halte, hat mir der größte Chemiekonzern der Vereinigten Staaten fünfzigtausend Dollar plus Anstellung angeboten. Wenn einer meiner Kollegen nicht geredet hätte, wäre ich mit meinen Unterlagen bereits auf dem Weg nach Amerika. Nun muß ich noch einmal nach Japan zurück, und dafür benötige ich einen Paß, der nicht auf meinen richtigen Namen lautet.«
    »Ich verstehe«, erwiderte der Chinese in der festen Überzeugung, vor einem ungewöhnlichen Fang zu stehen. »Zahlen Sie die fünfhundert Dollar, und Sie sind in zwei Tagen im Besitz jeden Passes, den Sie sich wünschen.«
    Lee Akira gab sich einen erstaunten Anschein. »Sie verlangen Vorauskasse?«
    »Das ist bei solchen Aufträgen üblich.«
    »Fordern Sie Vorauskasse, von wem Sie wollen«, entgegnete Lee Akira scharf. »Nicht aber von einem Menschen meines Standes. Hier«, er zückte eine prall mit Geldscheinen gefüllte Brieftasche, der er eine Hundert-Dollar-Note entnahm. »Dies ist meine Anzahlung, und damit basta. Werden Sie liefern?«
    »Selbstverständlich«, beeilte sich Lim Swee Long zu versichern. »Es war auch nicht so gemeint.«
    »Dann sollten Sie sich dementsprechend ausdrücken«, erwiderte Lee Akira zurechtweisend, lächelte dann aber und sagte in verändertem Tonfall: »Vergessen wir die Geschichte. Ich werde Ihnen jetzt aufschreiben, welche Angaben der Paß enthalten soll. Ich habe mich übrigens bereits auf den Namen meiner neuen Papiere im Central Hotel einquartiert.«
    »Hah, dann wohnen Sie ja in meiner unmittelbaren Nähe.«
    »Und Sie waren darum wahrscheinlich der erste, der mir über den Weg lief.«
    »Darf ich Sie heute abend zu einem echten chinesischen Essen einladen?« bat ihn Lim Swee Long mit vor Schweiß glänzender Stirn.
    Lee Akira tat erfreut. »Gerne, sofern Sie mir gestatten, Sie als meinen Gast zu betrachten.«
    Dem zierlichen Chinesen fiel es nicht schwer, hierzu sein Einverständnis zu geben.
     
     
    Lim Swee Long hatte in einem kleinen chinesischen Schlemmerlokal einen Tisch reserviert, und er erwies sich beim Essen nicht nur als kultivierter, sondern auch als überaus intelligenter Partner, der nicht direkt auf sein Ziel losging. Er sprach zunächst von der geistigen Entwicklung der Menschheit, bei der, wie er sagte, die Ausbildung des Gedächtnisses der Fähigkeit des Denkens vorangegangen sei. Das Denkvermögen im westlich-intellektuellen Sinne habe sich erst später auf Kosten des Gedächtnisses herausgebildet, was durch die nicht im westlichen Sinne geschulten Chinesen und Japaner, die ihre philosophischen Klassiker und religiösen Texte Wort für Wort auswendig beherrschen, eindeutig bewiesen werde. Von dieser These kam er auf das Licht der Wahrheit zu sprechen, um schließlich das chinesische ›Buch der Wandlungen‹ zu zitieren, demzufolge es keine größere und schönere Kunst gebe, als die, den Menschen zur Harmonie mit dem All zu führen.
    Lee Akira hatte teilweise Mühe, dem Gedankenflug seines Tischpartners zu folgen, der zweifellos nicht mit seinem Wissen protzen wollte, sondern es benutzte, um das Ziel zu erreichen, das er sich für diesen Abend gesetzt hatte, nämlich seinen japanischen Gast, dessen Brieftasche so überzeugend prall gefüllt war, für die Sache

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