Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roter Staub

Roter Staub

Titel: Roter Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
ein Job, bloß ein harter Job. Viele Leute tun ihn, weil
sie sonst nichts tun können. Einige von ihnen sind vielleicht
auf der Flucht. Aber in dem Job liegt keine Romantik.«
    »Warum bist du also hier draußen?«
    »Das ist eine gute Frage«, sagte der Junge und
verblaßte in der Dunkelheit.
    Lee ritt neben Redd. Er fragte: »Wer war der Junge?«
    »Nennt sich Alias. Spricht davon, daß er ein Dutzend
Männer umgebracht hätte und, verdammt noch mal, nichts um
sie gäbe. Aber wir alle reden hier draußen eine Menge, und
in den meisten Geschichten liegt nicht viel Wahrheit.«
    Sie ritten über die nackte, kalte Ebene auf den Punkt zu, wo
der brennende Faden das Antlitz des Mars berührt hatte. Redd war
sehr zurückhaltend bei dem, was er genau vorhatte, und Lee war
zu müde, um ihm zuzusetzen. So müde, daß trotz der
unbeholfenen rollenden Gangart des Ponys ihn ein flüchtiges
Traumfragment zurück zu der Mauer unterhalb der aufschwingenden,
nebelumhüllten Brücke führte. Die Bucht und die Stadt
dahinter waren ebenfalls im Nebel verschwunden. Alles war
verschwunden. Aus dem ruhigen Zentrum des Nebels heraus sagte Miriam:
– Es ist eine Lochstanzer-Operation, Lee. Gerade herab vom
Clarke-Orbit durch eine Lücke in der Verteidigung. Reibung
erhitzt die Mono-Fasern, deswegen kannst du es sehen.
    »Dies ist wie ein Raumschiff?«
    - Eher wie ein Aufzug. Die Kapsel kommt gerade herab, wie eine
Spinne an ihrem Faden. Habt ihr Spinnen auf dem Mars?
    »Sei nicht dumm.«
    - Ich weiß nicht, warum ich annehme, daß ihr welche
habt. Die Heimat des Nexus hat keine.
    »Mars hat ein äußerst mannigfaltiges
ökologisches System«, sagte Lee. »Wer hat diese Kapsel
herabgeschickt?«
    - Es bestehen zwei Möglichkeiten, sagte Miriam, und
dann stolperte das Pony und Lee wurde gerade rechtzeitig ruckartig
wach, um es an der Kante eines jähen Absturzes zu
zügeln.
    Sie waren dort.
    Es war ein kleiner, tiefer, relativ junger Krater, dessen Rand
noch immer scharf ausgeprägte Terrassen hatte. Einige der
Cowboys ritten direkt hinab, wobei sie jauchzten und ihre wollenen
Hüte inmitten aufsteigender Wolken aus Staub schwenkten. Die
vorsichtigeren wählten einen hin- und herführenden Pfad
zwischen Felsen und über umgedrehte Formationen hinab zu dem
staubigen Grund, wo ein Zwergwald von Kakteen wuchs, deren stachelige
Zweige so hoch wie die Bäuche der Ponys standen.
    Lee benötigte keine verstärkte Sehkraft, um das Ding in
der Mitte des Kraters zu erkennen. Es hielt sich auf drei Spitzen im
Gleichgewicht, war geschoßförmig und doppelt so hoch wie
ein Mensch, und es glitzerte in dem grellen Sternenlicht. Die ersten
Cowboys hatten es bereits erreicht und ritten immer wieder darum
herum, wobei sie einander mit hohen, aufgeregten Stimmen etwas
zuriefen. Lee blickte hinauf in den sternenübersäten
Himmel, konnte jedoch den Faden nicht sehen, durch den das Ding vom
Himmel gefallen war.
    Als sie die terrassenförmige Kraterwand hinunterritten, sagte
er zu Redd: »Ich kann mir zwei Möglichkeiten vorstellen.
Welche ist es?«
    Der alte tibetische Cowboy, der neben ihm ritt, der Graue Fuchs,
kicherte und sagte: »Zwei Möglichkeiten, hm? Ist er nich’ ’n schlauer Hund«, stellte sich daraufhin
den Sattel, schlug seinem Pony mit den Zügelenden über den
Widerrist und galoppierte voraus.
    »Vielleicht würde dir das Wissen nicht helfen, daß
dies nicht gegen die Zehntausend geht«, sagte Redd. »Sie bekommen Schmuggelware durch frei fallende Schiffe. Unsere
Stürze sind subtiler. Sieh hin!«
    Lee sah, daß ein Streifen durch die Kakteen geschnitten
worden war, die den Kraterboden bedeckten. Jemand hatte die Pflanzen
sauber über dem Boden gekappt, so daß sie alle in eine
Richtung umgefallen waren.
    »Er kommt nach dem Sturz herab, Kilometer davon, und zieht
sein Ende mit sich. Er fällt noch immer, treibt dabei
westwärts, wenigstens einen Tag lang. Wir spulen ihn auf und
sprühen ein Fixierungsmittel darauf, aber du kannst ihn nicht
durchschneiden, und es schneidet alles sauber durch.
Gefährliches Zeugs. Wie bei den meisten Geschenken vom Himmel
muß man wissen, wie man damit umzugehen hat.«
    »Ich bin schon überall hingekommen, aber ich habe
niemals etwas von eurem gefährlichen Zeugs gesehen«, sagte
Lee.
    »Ohne Fixierung fällt es in der Luft auseinander«,
sagte Redd. »Das meiste erreicht noch nicht mal den Boden.«
Sie zügelten ihre Ponys und schlossen sich denjenigen Cowboys
an, Falke mitten darunter, die abgestiegen waren.

Weitere Kostenlose Bücher