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Roter Zar

Roter Zar

Titel: Roter Zar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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Dose mit den gewürfelten Roten Beeten. Ihr Trinkwasser holten sie draußen vom Brunnen und füllten es in eine Blumenvase, die sie in einem der oberen Räume gefunden hatten.
    Kirow brach als Erster das Schweigen. Er schob die Fleischkonserve von sich und ließ sich gegen die Stuhllehne fallen. »Was muss ich noch alles ertragen?«
    Er zog den Holzapfel, den ihm Pekkala gegeben hatte, aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch. Der angemalte rote Apfel schien von innen heraus zu glühen. »Wenn ich ihn nur ansehe, läuft mir das Wasser im Mund zusammen«, sagte Kirow. Er holte seine Pfeife heraus. »Ich habe kaum noch Tabak, das macht es nicht unbedingt besser.«
    »Kommen Sie, Kirow«, sagte Anton. »Was ist aus unserem frohgemuten kleinen Kommissar geworden?« Er zog einen dicken Lederbeutel aus der Tasche und inspizierte den Inhalt. Würziger Tabakgeruch zog über den Tisch. »Na, mein eigener Vorrat hält wohl noch eine Weile.«
    »Leihen Sie mir welchen«, sagte Kirow.
    »Sie haben Ihren eigenen«, antwortete Anton. Er wollte gerade zu einem weiteren Kommentar ansetzen, als ein kleiner Kiesel gegen die Fensterscheibe geworfen wurde.
    Die drei Männer fuhren zusammen.
    »Was zum Teufel war das?«, fragte Anton.
    Kirow fiel die Pfeife aus dem Mund.
    Ein weiterer Kiesel, lauter diesmal.
    Anton zog seine Waffe.
    »Jemand ist an der Tür«, sagte Pekkala.
    Er musste von der Rückseite gekommen sein, um nicht vor dem Haus gesehen zu werden.
    Pekkala ging nachsehen.
    Die anderen blieben am Tisch sitzen.
    Als Pekkala zurückkehrte, folgte ihm ein alter Mann mit mächtigem Bauch und breitbeinigem Gang, der wie ein Metronom hin und her schwankte, als er das Zimmer betrat.
    »Das ist Jewgeni Majakowski«, sagte Pekkala.
    Der Alte grüßte sie mit einem Nicken.
    »Er sagt, er hat Informationen«, fuhr Pekkala fort.
    »Ich erinnere mich an Sie«, sagte Anton.
    »Ich erinnere mich auch an Sie.« Majakowski machte abrupt kehrt. »Dann gehe ich lieber mal wieder«, sagte er.
    »Nicht so eilig.« Anton hob die Hand. »Bleiben Sie hier.« Er klopfte auf die Sitzfläche eines Stuhls. »Machen Sie es sich bequem.«
    Zögernd ließ sich Majakowski nieder. Seine mit roten Äderchen überzogenen Wangen glänzten vor Schweiß.
    »Woher kennt ihr euch?«, fragte Pekkala.
    »Ach, er hat es schon mal mit dieser Masche versucht«, erwiderte Anton. »An dem Tag, als die Tscheka kam, ist er ebenfalls aufgetaucht und hat behauptet, er könne Informationen verkaufen und sich auch sonst ganz nützlich machen.«
    »Und?«, fragte Kirow.
    »Wir haben es nicht drauf ankommen lassen«, antwortete Anton.
    »Sie haben mir die Nase gebrochen«, sagte Majakowski leise. »Sehr unhöfliches Benehmen.«
    »Für Höflichkeiten waren wir nicht zuständig«, erwiderte Anton.
    »Ich habe nicht gewusst, dass Sie es sind, als ich das Licht hier brennen sah«, sagte Majakowski und rutschte unruhig auf dem Stuhl herum. »Ich verschwinde wohl besser wieder.«
    »Keiner wird Sie diesmal anrühren«, sagte Pekkala.
    Majakowski warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Ach ja?«
    »Ich gebe Ihnen mein Wort«, sagte Pekkala.
    »Ich habe was, was nicht ganz unwichtig ist«, sagte Majakowski und tippte sich mit einem feisten Finger an die Stirn.
    »Wovon reden Sie?«, fragte Pekkala.
    »Nach dem Einmarsch der Weißen ist eine Untersuchung eingeleitet worden. Den Weißen war klar, dass die Romanows tot waren. Aber sie hielten sich nicht lange mit der Suche nach den Mördern auf, sondern waren nur daran interessiert, den Roten die Schuld in die Schuhe zu schieben. Und dann sind die Roten zurückgekommen, und sie haben ebenfalls eine Untersuchungskommission eingesetzt. Genau wie die Weißen gingen auch sie davon aus, dass die Romanows nicht mehr am Leben waren, nur wollten sie die Wachen im Haus für die Morde verantwortlich machen. Alle vermuteten also, dass die Romanows tot waren, aber keiner wollte die Verantwortung dafür übernehmen. So, und dann gibt es da natürlich noch das, was wirklich passiert ist.«
    »Und was ist wirklich passiert?«, fragte Pekkala.
    Majakowski klatschte leise in die Hände. »Na, deshalb bin ich hier. Das möchte ich Ihnen verkaufen.«
    »Wir haben kein Geld, um Informationen zu kaufen«, sagte Anton.
    »Wir könnten tauschen«, flüsterte Majakowski.
    »Tauschen? Was?«, fragte Kirow.
    Majakowski fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Sie haben da eine hübsche Pfeife.«
    »Was?« Kirow setzte sich mit einem Ruck auf. »Die bekommen Sie

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