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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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Fische.«

    »Wenn der Thun gefangen wurde, was passiert danach mit ihm? Auf welchen Fischmarkt wird er gebracht?«
    »So weit sind wir noch nicht. Sie müssen wissen, dass die Bestände wegen des Kollapses kaum noch große Tiere enthalten. Sondern nur Kleinvieh, junge Fische, kaum einen Meter lang. Mit denen macht man kein Geschäft. Vor allem die Japaner sind scharf auf die Kaventsmänner von über zweieinhalb Metern. Deshalb zieht man das Netz mit den gefangenen Fischen an die Küste, in eine Thunfarm.«
    »Kann ich mir das wie eine Zuchtlachsfarm vorstellen?«
    »So ähnlich. Dort wird der Thun über Monate gepäppelt. Die Farmer kippen Tag für Tag Makrelen oder Sardinen in diese schwimmenden Käfige, bis der Thun schön fett ist. Dann holt man ihn raus, und legt ihn ein. Nicht in Olivenöl, sondern in flüssigen Stickstoff.«
    »Kein gestoßenes Eis?«
    »Nein, sonst gammelt er trotzdem weiter, wenn auch langsam. Dank des Stickstoffs wird der Fisch augenblicklich schockgefrostet. Hat man die Fische schließlich auf minus 210 Grad Celsius heruntergekühlt, gibt es überhaupt keine molekulare Aktivität mehr, sie sind im Prinzip unbegrenzt haltbar. Es gibt ungefähr 70 solcher Farmen. Früher waren die vor allem in Spanien und Italien. Jetzt ist das ganze Richtung Kroatien und Türkei gewandert.«
    »Weil es dort billiger ist.«
    »Nein, weil es dort weniger Kontrollen gibt. Das Schöne an so einer Thunranch ist ja, dass Sie anders als beim traditionellen Fang die Behörden nach Strich und Faden bescheißen können. Wenn Sie in Malta oder Vigomit einem Kahn voller Thun anlegen, dann könnte da zumindest theoretisch ein CFCA – Inspektor mit seinem Clipboard stehen und sich die Zahl der Fische aufschreiben. Wenn Sie dagegen lauter Thunbabys in der Adria in ein Bassin stecken, läuft das Spiel anders. Vielleicht haben Sie zum Beispiel ein Loch im Netz und die Hälfte der Fische entwischt, direkt nach Tokio.«
    »Gibt es denn Zahlen zur Dunkelziffer?«
    »Wie viel Thun schwarz rausgezogen und verkauft wird, das weiß niemand. Aber ich sage Ihnen mal zwei Zahlen, damit Sie wissen, wie der Hase läuft. Allein die Thunfarmen im Mittelmeer haben eine jährliche Produktionskapazität von über 57000 Tonnen. Das ist das Dreifache der vorgeschriebenen Quote. Sie können also davon ausgehen, dass beim Goldrausch am Klondike die örtlichen Gesetze vermutlich besser eingehalten wurden als beim Thunfang.«
    »Ich verstehe jetzt, warum Sie sagen, dass an meinem Thun etwas faul ist. Darf ich Sie noch etwas fragen? Ich recherchiere zu einer Person, die mit Thun zu tun hat.«
    »Fragen Sie. Die wichtigen kenne ich alle.«
    »José Trebarca Silva. Er betreibt einen Fischgroßhandel.«
    Alvarez schnaubte vernehmlich. »Ich wusste nicht, dass er auch einen Fischgroßhandel hat.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Aber natürlich. José Trebarca Silva war eine der ganz großen Nummern unter den europäischen Thunranchern. Er ist damit reich geworden und er war einer der wichtigsten europäischen Lieferanten von Yatsuishi.«
    »Yatsuishi? Ist das nicht ein Autohersteller?«
    »Auch, aber Sie wissen doch, diese japanischen Konzerne sind alle riesige Konglomerate und stellen neben Autos und Flugzeugen gleich auch noch den Stahl her, haben eine eigene Bank und der Herrgott weiß was sonst noch. Bei Yatsuishi ist der Thunfischhandel ein wichtiges Standbein. Dreißig Prozent aller Bluefins, die auf dem Tsukiji-Markt – das ist die Wall Street des Fischhandels – verkauft werden, stammen von Yatsuishi. Die haben in jedem großen Hafen Leute, die Fisch aufkaufen. Und Trebarca Silva war einer ihrer Mittelsmänner im Mittelmeerraum.«
    »Wieso benutzen Sie die Vergangenheitsform?«
    »Weil er einer der wenigen ist, die wir drangekriegt haben.«
    »Was hat er denn verbrochen?«
    »Er hat ohne Genehmigung Thunfischfarmen betrieben. Eigentlich hätte er nur drei haben dürfen, irgendwo vor Cartagena. Aber er war zu gierig. Wenn er ein oder zwei weitere ins Wasser gesetzt hätte, wäre das niemandem aufgefallen. Und selbst wenn die spanischen Behörden es gemerkt hätten, hätten sie entweder ein Auge zugedrückt oder Silva hätte die Sache mit ein bisschen Bakschisch bereinigen können. Dieser Pirat hat allerdings insgesamt zehn Ranches betrieben, also sieben mehr, als er gedurft hätte.«
    »Und da ist jemandem der Bindfaden gerissen?«
    »Es kommt noch besser. Trebarca Silva hat die Farmen nicht vor unserer Küste betrieben, sondern auf der

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