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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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können. Und deshalb dachte ich mir, ich frage mal dich.«
    Der Finne setzte ein Grinsen auf. »Weil ich dein klügster Freund bin. Und du im Übrigen ohnehin keine anderen hast.«
    »Weil ich etwas über den Markt für Fisch wissen möchte, speziell über den für Thun. Beschäftigt sich die Europäische Union nicht irgendwie damit?«

    »Klar. Es gibt die Gemeinsame Fischereipolitik, die kleine Schwester der Agrarpolitik gewissermaßen. Und einen Fischereifonds.«
    »Und was wird da gemacht?«
    Vatanen leerte sein Glas und schaute missbilligend auf dessen Boden. »Im Wesentlichen legen sie Fangquoten fest. Einmal im Jahr schauen sie sich den Bericht der ICES an.«
    »… übersetzen, bitte.«
    »International Council for the Exploration of the Sea. Das ist ein Beratungsgremium, in dem sitzen ein Haufen Wissenschaftler. Die prüfen, welche Fischarten überfischt und somit in ihrer Existenz bedroht sind und melden das an die EU .«
    Kieffer instruierte seinen Kellner Jacques, die in der Küche verbliebene Rieslingflasche zu organisieren, was Vatanen mit einem zustimmenden Nicken quittierte. Dann fuhr er fort.
    »In Brüssel studiert man diesen Bericht sehr eingehend. Danach klopfen sich alle Beteiligten feixend auf die Schenkel und legen überhöhte Fangquoten fest, die rein gar nichts mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen der ICES zu tun haben.«
    »Klingt so, als ob eure Fischereipolitik nicht sonderlich gut funktioniert.«
    »Es ist auch deine. Aber es stimmt, sie funktioniert nicht, was eigentlich noch eine Untertreibung ist. Im Vergleich zur Fischerei ist die Gemeinsame Agrarpolitik makellos.«
    »Was läuft denn schief?«
    »Alles. Fast 90 Prozent aller EU – Fischbestände gelten als überfischt, einige Arten wie Nordsee-Kabeljau sindsogar vom Aussterben bedroht. Fast alle unsere großen Fischgründe stehen vor dem Kollaps. Inzwischen geben sogar die Kommission und die Mitgliedsstaaten ganz offen zu, dass die Fischereipolitik ein Debakel ist. Und die sind normalerweise nicht besonders selbstkritisch, also ist es vermutlich noch viel schlimmer, als man weiß.«
    Kieffer nahm dem Kellner die Flasche ab und schenkte ihnen beiden nach. Dann zündete er sich eine Ducal an. »Und wie steht es mit Thun?«
    Vatanen zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nur, dass früher das ganze Mittelmeer voll davon war und jetzt nicht mehr viel übrig ist.« Er tippte mit der Gabel an seinen Teller. »Ein majestätischer Fisch, fürwahr, aber wir Menschen haben ihn komplett weggefressen.«
    Der Luxemburger schüttelte den Kopf. »Diesen hier wohl kaum, das ist Ahi. Gelbflossenthun, der ist nicht bedroht, soweit ich weiß. Was du meinst, ist der Blauflossenthun, den man hauptsächlich für Sushi verwendet.« Er blickte seinen Freund an. »Vor allem für den interessiere ich mich. Mein Bauch sagt mir, dass der in dieser Geschichte eine Rolle spielt.«
    »Gibt es dafür noch mehr Indizien als das Rumoren deines zweifelsohne beachtlichen Verdauungsorgans?«
    »Wir wissen, dass Mifune kurz vor seinem Tod Streit mit dem Fischhändler Prezzemolo hatte – jenem Mann, der nach dem, was ich bisher herausfinden konnte, der wichtigste Bluefindealer in ganz Paris ist.« Er blies ein Rauchwölkchen in den Clausener Himmel. »Außerdem offeriert dieser Prezzemolo den Fisch zu Kampfpreisen. Nur warum? Bluefin ist rotes Gold, der teuerste Fisch der Welt, dafür gibt es genug Abnehmer.«
    »Das stinkt.«

    »Genau. Und weil ich an der Prezzemolo-Front gerade nicht weiterkomme, wollte ich es mal über eine ausgedehnte Thunrecherche versuchen.«
    »Da bin ich aber nicht der Richtige. Wie du ja gerade gemerkt hast, kann dein finnischer Kumpel nicht einmal die verschiedenen Subspezies auseinanderhalten. Wenn es um Nüsse oder Bananen geht, dann bin ich dein Mann. Aber um hier weiterzukommen, musst du mit einem richtigen Experten sprechen, scheint mir. Ich wüsste da jemanden.«
    Genüsslich schlotzte Vatanen einen Schluck Riesling und presste den Wein mit übertriebener Langsamkeit und unter lautem Gurgeln von einer Backe zur anderen. »Brillant«, deklamierte er, »ein Kunstwerk!«
    »Ist schon gut, Pekka. Ich habe noch drei Flaschen, sie sind dein.«
    »Hervorragend. Also der Mann, mit dem du mal telefonieren solltest, sitzt in Vigo.«
    Kieffer nickte. Vigo in Spanien war der wichtigste Fischereihafen Europas. »Ist er Fischer?«
    »Ex-Fischer. Ich würde ihn als eine Art Don Quixote der Meere bezeichnen.«
    »Mensch, Pekka, jetzt lass dir bitte

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