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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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Rungis gegangen, was mir überhaupt nicht in den Kopf will. Wie kann man als Koch den größten Lebensmittelmarkt Europas völlig links liegenlassen? Vor allem, wenn man in der Nähe wohnt.«
    »Wer sagt denn, dass er nie dorthin ging? Das halte ich für ein Gerücht.«
    Kieffer blieb unvermittelt stehen. »Honda sagt, Mifune habe nie Fisch auf dem Rungis gekauft.«
    »Bezier hat mir etwas anderes erzählt.«
    »Wer ist das?«
    »Der Chef der Firma, die den Markt betreibt, die Hallen und das alles. Ich gehe ab und zu mit ihm essen. Er weiß sehr viel über die Qualität von Lebensmitteln – und über die Köche, die den Rungis frequentieren. Bezier kennt sie alle. Eine sehr ergiebige Quelle.«

    »Und?«
    »Und? Letzte Woche waren wir gemeinsam mittagessen und natürlich kam auch die Mifune-Geschichte zur Sprache. Und ich weiß genau, dass er gesagt hat: ›Oh, das mit Monsieur Mifune, das ist ja schrecklich. Ich kannte ihn persönlich, vor Kurzem war er noch bei uns, im Pavillon de la Marée.‹«
    »Das waren seine Worte? Bist du sicher, Val?«
    Sie knuffte ihn in die Seite. »Nein, überhaupt nicht! Ich kann mir kaum die Namen meiner Gesprächspartner merken.«
    »Entschuldige, ich glaube dir ja, es ist nur so, dass Honda etwas gänzlich anderes behauptet hat. Er muss mich angelogen haben.«
    »Nicht unbedingt. Hast du nicht gesagt, dass Mifune es nie für nötig hielt, Untergebenen seine Entscheidungen mitzuteilen? Vielleicht fuhr er nicht oft zum Rungis und Honda hat den letzten Besuch dieser Art einfach nicht mitbekommen?«
    »Heißt auf jeden Fall, dass ich noch mal zum Großmarkt muss. Ich kenne da den einen oder anderen, vielleicht wissen die was.« Kieffer seufzte.
    »Was ist los? Ich hab’ gerade begonnen, mich zu freuen, weil du bald wieder nach Paris kommst.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Obwohl ich letztes Mal so hässlich zu dir war.«
    »Val, ich freue mich auch. Aber das Ganze wächst mir total über den Kopf. Ich bin nicht nur Küchenchef, sondern zurzeit außerdem Sondergesandter von Monsieur Allégret, und das ist etwas anstrengend.«
    Sie legte einen Arm um seine Schulter. »Für François ist es vermutlich noch viel anstrengender. Er wird seitTagen von der geifernden Medienmeute durch Paris gehetzt.«
    »Als passionierter Jäger ist er mit dem Prinzip ja bestens vertraut«, knurrte Kieffer.
    Valérie zog ihren Arm zurück, versuchte dann aber ein Lächeln. »Es ist toll, dass du ihm hilfst. Ich verstehe, dass er vielleicht nicht so dein Typ ist, trotzdem hat er einiges für uns getan. Und mir würdest du damit ebenfalls helfen.«
    »Geschäftlich?«
    »Nein, menschlich, du Misanthrop. Einfach, weil ich an diesem unmöglichen Kerl irgendwie hänge und es ungern sähe, dass er von seinen Feinden zerfleischt wird – nur weil er eine gute Party schmeißen wollte.«
    Schweigend liefen sie weiter. Hinter dem Blätterwald tauchten die Türme der Basilika auf.
    »Vielleicht brauchst du bald mal einen ausgedehnteren Urlaub«, sagte Valérie. Sie sagte es in jenem Tonfall, den Frauen verwenden, wenn sie Männer von einem bereits länger bestehenden, sie involvierenden Plan in Kenntnis setzen.
    »Du hast schon eine konkrete Idee.«
    »Ich habe länger darüber nachgedacht und ich glaube, ich habe etwas gefunden, das uns beiden gefällt.«
    »Jetzt bin ich gespannt.«
    »Wir fahren nach Burgau. Das liegt an der Algarve. Ein Fischerdorf, mit ehrlichem einfachen Essen, gutem Wein – kein Schnickschnack, kein Schickimicki. Du knallst dich in die Dünen und liest, guckst den Mädels auf den Hintern oder was du eben im Urlaub gerne so machst.«
    »Ich fahre nicht oft in Urlaub. Aber meistens nutzeich die Gelegenheit und bewege mich so wenig wie irgend möglich.«
    »Dann hatte ich ja richtig getippt.«
    »Und was machst du?«
    »Surfen. Bis meine Arme so schlapp sind, dass ich nicht mehr rauspaddeln kann.«
    »Wie ich dich kenne, hast du auch schon ein Hotel ausgesucht.«
    Sie schaute ihn mit kritischem Blick an. »Nein. Willst du jetzt etwa behaupten, ich hätte das alles schon bis ins Detail geplant, ohne dich vorher zu fragen?«
    Er spürte, dass dies der Moment war, in dem er den Rest ihres gemeinsamen Wochenendes mit einem einzigen Satz ruinieren konnte. Deshalb sagte er: »Ich würde dir gerne mal beim Surfen zugucken.«
    »Ich dir auch.«
    »Ich und surfen?« Er musste lachen.

[Menü]
20
    Nach ihrem gemeinsamen Echternach-Wochenende fuhren sie am Montagmorgen zurück nach Luxemburg-Stadt.

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