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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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Mund. »Natürlich!«
    Sie schaute verdutzt. »Natürlich was?«
    »Mifunes Neffe, der Maître, hat mir gesagt, dass sie die Kisten mit den Neta von einem Cateringfahrzeug haben abholen lassen. Es war an diesem Tag sehr heiß in Paris, das weiß ich noch. Folglich konnten sie den rohen Fisch nicht selbst herüberfahren, sie brauchten einen Kühlwagen. Honda sagte, sie hätten dafür irgendeinen Dienstleister angeheuert. Wenn keiner von Mifunes Leuten der Mörder war …«
    »… dann hätten Dritte während des Transports die Möglichkeit gehabt, in aller Ruhe das Tetrodotoxin in den Oktopus zu injizieren.«

    »Genau. Daran hatte ich vorher noch gar nicht gedacht.«
    Sie zündete sich eine weitere Gauloises an. »Hast du denn Informationen über diesen Cateringdienst? Wie heißt der?«
    »Keine Ahnung. Ich muss wohl noch mal mit Honda sprechen.«
    Er wollte ihr Riesling nachschenken, doch sie winkte ab. »Und dieser mysteriöse Fischhändler, wie passt der da hinein?«
    »Er verkauft Thunfisch, in großem Stil. Auch welchen an Mifune, über einen Pariser Mittelsmann namens Prezzemolo. Trebarca Silva hat außerdem mehrere Thunranches – vermutlich sind einige davon illegal. Darauf deutet zumindest der Umstand hin, dass er schon mehrfach Ärger mit den Behörden hatte und offenbar wenig Skrupel, Gesetze zu unterlaufen.«
    »Weißt du, wo sich seine Thun-Aufzucht befindet?«
    »Früher lag sie nahe Cartagena und vor Afrika, aber diese Ranches gibt es nicht mehr. Ich habe herausgefunden, dass er große Mengen Fischfutter zu einer mysteriösen kleinen Insel im Tyrrhenischen Meer schaffen lässt.«
    »Weißt du, zu welcher?«
    »Ja, ich habe sogar die genauen Koordinaten.«
    »Warum schaust du sie dir dann nicht mal an?«
    »Weil es sehr aufwendig ist, mit einem gecharterten Boot vor der sizilianischen Küste herumzuschippern, nur um dann möglicherweise einen verlassenen Felsen vorzufinden.«
    »Nicht in echt, mein Süßer. Im Netz.«
    »Wie denn? Ich habe den Namen der Insel bei Google eingegeben, aber nichts gefunden.«

    Valérie seufzte. »Hast du die Koordinaten zufällig bei dir?« Sie entnahm ihrer Jackentasche ein Smartphone und schaute prüfend auf das Display. »Das Netz ist hier etwas … ländlich, aber es sollte dennoch gehen.«
    Kieffer durchwühlte sein Portemonnaie und förderte neben zahlreichen arg zerknitterten Spesenbelegen Silvas Lieferschein zutage. Er hielt ihn ihr hin. »+38°9'55.21„, +11°30'59.99“ steht da.«
    Es dauerte einen Moment, bis sie die vollständigen Koordinaten in ihr Telefon getippt hatte.
    »Und was passiert jetzt?«
    »Jetzt sucht Google Earth anhand der Koordinaten den entsprechenden Kartenausschnitt. Dann zoomen wir rein und gucken mal, ob man auf den Satellitenfotos deiner Insel irgendetwas erkennen kann.« Sie schaute ihn an. »Leider ist das Netz hier sehr schlecht und es wird fürchterlich lange dauern. Vielleicht können wir uns währenddessen ein bisschen die Zeit vertreiben?«
    »Mit Pati?«
    »Nein.«
    Er zog sie zu sich heran und küsste sie. Einige Minuten später wandten sie sich widerwillig wieder Valéries Telefon zu. Darauf war nun ein tiefblauer Ausschnitt zu sehen, mit wenigen weißen Tupfen. In der Mitte zeigte ein rotes, tropfenförmiges Symbol die Lage des gesuchten Punktes an. Sie strich über das Display, und die Insel kam langsam näher. Sie war in der Tat sehr klein, Straßen oder Gebäude waren nicht zu erkennen. Immer noch nahm die Isola di Bonaccia jedoch höchstens ein Zehntel der Displayfläche ein.
    »Kann man noch näher heranzoomen?«, fragte Kieffer.
    »Ich versuche es.«

    Sie tippte auf das Telefon und die Insel begann, weiter heranzurücken. Dann verwandelte sich das Blau des Meeres plötzlich in viele kleine graue Quader. In ihrer Mitte stand jeweils »Auflösung nicht verfügbar«. »Mist«, sagte Valérie. »Die Auflösung reicht nicht. In Paris oder London kannst du dir inzwischen jeden blöden Gullydeckel angucken, aber in entlegenen Gebieten leider nicht. Vielleicht musst du doch hinfahren. Sollen wir jetzt wieder zurücklaufen? Es wird ein wenig frisch.«
    Nachdem sie den Waldweg ein Stück entlanggelaufen waren, sagte sie: »Kommst du dann bald wieder nach Paris? Wenn du noch mal mit dem Sushi-Maître sprechen musst?«
    »Ja, wahrscheinlich. Ich würde auch gerne noch mit anderen Menschen sprechen, die Mifune in den letzten Wochen gesehen haben. Aber mein Gefühl ist, dass er ein Eigenbrötler war. Er ist ja nicht mal auf den

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