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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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nicht.«
    »Welches Internet?«
    »Claudine hat es installiert, ein Gast möchte es gerne nutzen.«
    Der Kellner nickte. »Es ist nicht eingeschaltet, du musst es erst anknipsen.« Er zeigte auf einen kleinen grauen Kasten, der neben dem Bartelefon stand.
    Kieffer musterte das Gerät ratlos, sah aber dann, dass es nur einen Knopf gab. »Den hier?«
    »Ja, den.«
    Er legte den Schalter um. Irgendwie hatte er erwartet, dass etwas Außergewöhnliches passieren würde. Doch außer einem nun grün blinkenden Lämpchen gab es keine sichtbaren Auswirkungen. Kieffer ging zurückauf die Terrasse und lief zu dem Tisch, an dem der junge Mann zusammen mit einem Kompagnon sowie drei Laptops saß. »Sie können es jetzt noch einmal versuchen.«
    Der Schnauzbartträger tippte auf seinem Computer herum. »Ja, da ist es, for the win!« Er schaute Kieffer fragend an. »Wie läuft das Billing?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Was kostet Ihr Wifipro Stunde? Kann ich das mit meiner Kreditkarte zahlen?«
    Kieffer schüttelte irritiert den Kopf. »Es kostet gar nichts. Genauso wenig wie die Toilettenbenutzung etwas kostet oder der Zucker für Ihren«, er zeigte auf einen leeren Becher, »latte macchiato«.
    Der Hipster nickte rhythmisch mit dem Kopf, zum Takt einer Musik, die offenbar er allein wahrnahm. »Cool, genau die richtige Einstellung. Endlich mal einer, der das Internet versteht.«
    Kieffer verstand nur sehr wenig von dem, was die beiden jungen Männer dort taten und es interessierte ihn auch nicht übermäßig. Er wollte bereits gehen, als sein Blick einen der Monitore streifte. Auf dem Bildschirm war eine hochauflösende Satellitenkarte zu sehen. Er konnte darauf zwei ihm nur allzu gut bekannte Flussläufe erkennen. Einer verlief in Nordsüdrichtung, der zweite kam von Westen und vereinigte sich am unteren rechten Bildschirmrand mit dem ersten. Es waren die Alzette und die Pétrusse. Daneben war Luxemburg-Stadt zu sehen. »Ist das Google Earth?«, fragte er.
    Der Hipster schüttelte den Kopf. »Nein, das ist unsere eigene Software. Hochauflösender, besser. Schauen Sie mal.« Er scrollte näher heran. Kieffer konnte nun die Unterstadtviertel Luxemburgs erkennen. Unten Grund, darüber Clausen und etwas links daneben Pfaffenthal. »Wo genau«, fragte der Mann, »sind wir auf der Karte?«
    »Hier.« Kieffer zeigte auf die Stelle, an der sich sein Restaurant befand. Der Programmierer klickte dort auf die Karte und das »Deux Eglises« zoomte heran. Die Auflösung des Bilds war fantastisch. Kieffer konnte die einzelnen Tische auf seiner Terrasse ebenso erkennen wie die Autos auf dem Parkplatz und die Lavendelbäumchen, die in Töpfen vor dem Eingang standen. Jene Lavendelbäumchen, die er erst Anfang des Monats dort aufgestellt hatte, als er sicher gewesen war, dass es in diesem Jahr keinen Frost mehr geben würde. Die Satellitenfotos, die der Karte zugrunde lagen, mussten folglich brandneu sein.
    »Ich kenne mich überhaupt nicht aus mit diesem Internetzeugs«, sagte der Koch. »Können Sie mir erklären, warum Ihre Software besser ist als Google Earth?«
    »So für Dummies?«
    »Sozusagen.«
    Der Hipster hob die Hände und sog reichlich Luft ein, als habe er eine besonders schwere Aufgabe vor sich. »Okay. Satellitenkarten im Internet sind scheiße. Wenn man sich nur den Santa Monica Boulevard oder den Petersdom angucken will – okay. Aber sobald Sie ranzoomen, ist meistens Schluss.«
    »Warum ist Schluss? Ich dachte immer, moderne Satelliten können fast alles sehen?« Kieffer zeigte auf den Bildschirm. »So wie hier.«
    »Ist auch so. Aber die meisten von diesen Satelliten gehören den Amis, GeoEye1 zum Beispiel. Und das US – Militär verbietet es kommerziellen Anbietern, die ganz hohen Auflösungen zu zeigen.«

    »Und jetzt kommen Sie.«
    »Und jetzt kommen wir. Horus Eye, so heißt meine Firma, stellt Satellitenkarten her, die viel hochauflösender sind als das bisherige Zeug.« Zur Untermauerung seiner Behauptung klickte der Mann auf die Karte und zoomte noch weiter heran. Kieffer konnte nun die Muster der Servietten auf den Terrassentischen ausmachen.
    »Ich kann an dem Foto erkennen, dass es nicht viel älter als vier Wochen sein kann«, sagte der Koch. »Wegen der Bäume vor dem Haus. Die habe ich erst neulich aufgestellt, am …«
    »… nein, sagen Sie es nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich es Ihnen gleich sagen werde. Wir haben Zugang zu einem neuen Satellitenarray, das die Japaner kürzlich ins All geschossen haben.

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