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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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Stiege zuging, bemerkte er, dass Gallo kurz zögerte. Die Leiter war schmal und die Hallendecke befand sich weit über ihnen, in gut 15 Metern Höhe. Ein Sturz von dort oben würde einem sämtliche Knochen brechen. Aber die Leiter schien robust und war im oberen Teil mit einem Korb aus Metallbügeln gesichert, die einem Halt gäben, sollte man abrutschen. Der Koch begann hinaufzusteigen. Gallo folgte ihm. Als er die Hälfte der Streben bewältigt hatte, wagte Kieffer keuchend einen Blick nach unten. Etwa fünf Meter unter sich sah er das aschfahle Gesicht des Raís. Seine Arme umschlangen die Leiter wie eine verloren geglaubte Geliebte, sein ganzer Körper war gegen die Streben gepresst.
    Der Luxemburger musterte ihn. »Sie haben Höhenangst.«
    Gallo nickte matt. »Ich kann da nicht rauf, niemals.«
    Kieffer überlegte kurz. »Bleiben Sie hier. Es ist sowieso besser, wenn einer auf das Boot aufpasst, für den Fall, dass doch noch jemand auftaucht. Ich werde versuchen, die Vordertür von innen zu öffnen.« Dann kletterte er weiter und lugte über die Dachkante. Die Halle besaß ein Flachdach, das begehbar aussah. Er krabbelte ein Stück auf allen vieren und stand dann auf. Die Halle war, wie er von den Satellitenfotos wusste, rechteckig und besaß einen quadratischen Innenhof. Er querte das Dach bis zur Innenkante, legte sich dort auf den Boden und schaute nach unten. Der Hof hatte einen Betonboden, auf dem die Teilstücke zweier Aquapods lagen. Daneben stand ein Fahrzeug mit einem Teleskop-Kranarm. Es gab mehrere Türen und Rolltore sowie eine weitere Feuerleiter, die auf der Innenseite der Halle nach unten führte. Menschen sah er keine. Kieffer stieg vorsichtig hinab. Wie an der Außenseite gab es im Innenhof keinerlei Fenster. Darauf bedacht, sich so leise wie möglich zu verhalten, drückte er die Klinken aller Türen hinunter und versuchte, die Rolltore aufzuschieben. Als er sich sicher war, dass auch diese Eingänge alle verriegelt waren, entfuhr ihm ein leiser Fluch. Rasch ging Kieffer zurück zu der Feuerleiter und begab sich wieder aufs Dach. Dann lief er einmal um den Innenhof herum. Er entdeckte mehrere Lüftungsschächte, die jedoch zu klein schienen, als dass ein dicker Koch hindurchgepasst hätte. Ferner gab es eine Satellitenschüssel, über welche die Bewohner der Insel vermutlich Kontakt zur Außenwelt hielten. Daneben befand sich eine Bodenluke mit einem Deckel aus gewölbtem Plexiglas. Kieffer zerrte daran, doch sie bewegte sich keinen Millimeter. Er nahm nun das Gaff und versuchte, es als Hebel zu benutzen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen war der Metallhaken an der Spitze verbogen und die Luke immer noch fest verschlossen. Die letzte Möglichkeit, die ihm einfiel, schmeckte Kieffer nicht sonderlich, aber er sah keine andere. Er leerte seinen Rucksack aus, legte ihn auf die Plastikscheibe der Luke und hakte die Riemen an deren Rahmen fest. Dann zog er die Öffnung des Sacks auseinander und lud die Signalpistole. Aus nächster Nähe feuerte er eine Leuchtpatrone in den Rucksack und rannte los.
    Statt eines Knalls gab es ein lautes Fump, als die Kartusche den Lauf verließ und sich augenblicklich in einen weißlich glühenden Phosphorball verwandelte. Sein Rucksack zerfiel binnen Sekunden zu Asche. Die Plexiglasluke begann zu zischen und Blasen zu werfen. Eine Rauchlohe stieg über der Halle auf, wurde jedoch vom Wind sofort aufs Meer hinausgetrieben. Dann kullerte der Feuerball die konvexe Scheibe hinunter und hüpfte ein Stück über die Hallendecke, bevor er allmählich verglühte. Kieffer rannte zur Luke, das Gaff in der Hand. Tunlichst darauf bedacht, den metallenen Rahmen nicht zu berühren, stieß er den Enterhaken durch das noch brodelnde Plexiglas. Das Gaff glitt hindurch wie durch weiches Karamell, und es gelang ihm, eine kopfgroße Öffnung zu schaffen, bevor das Acryl wieder erstarrte. Kieffer wartete, bis das Metall ausgekühlt war. Dann schob er seinen Arm in das Loch und tastete nach der Verriegelung. Mit einem Schnappen öffnete sie sich. Unter der Luke befand sich eine kurze Stiege, die auf einer Brüstung endete. Es handelte sich um einen metallenen Steg, der in über zehn Metern Höhe an der Hallenwand entlangführte.
    Der Raum, in dem Kieffer sich nun wiederfand, war riesig. Zwischenböden gab es keine, die Decke befand sich in fast 15 Metern Höhe. Die Halle mochte gut 100 Meter lang sein. Unter ihm befanden sich mehrere Wassertanks, in denen Fische zu schwimmen schienen.

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