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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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Genau war das von hier oben nicht auszumachen, denn über den Aquarien befanden sich große Platten. Sie waren mit Kabelzügen an einer darüber hängenden Deckenkonstruktion befestigt. Auf der Unterseite der Platten waren Lampen oder Leuchten angebracht. Diese stellten praktisch die einzige Lichtquelle in der Halledar. Ansonsten war es dunkel, nur an Catwalks und Decke glomm eine Notbeleuchtung. Das Wasser unter ihm war in ein seltsames Licht getaucht, das die Aquarien grünblau leuchten ließ. Kieffer holte die Taschenlampe hervor, die er in seinen Gürtel gesteckt hatte und leuchtete die im Halbdunkel liegende Hallendecke an. Er erkannte dort mehrere Schienen, die an der Decke entlangliefen. In einer Ecke hing ein Kran. Wie eine riesige gelbe Spinne baumelte er von der Decke herab, an seinen sechs Greifarmen war ein feinmaschiges Netz befestigt. Kieffer vermutete, dass man mit dem Kran Fische aus dem Pool heben oder Futter in die Aquarien hinablassen konnte.
    Er war gerade dabei, einige Fotos zu schießen, als er in der Ferne ein Geräusch vernahm, ein mechanisches Klacken, gefolgt von einem hohen Surren. Sofort schaltete er die Taschenlampe aus und ging in die Knie, um sich hinter der Balustrade des Catwalks zu verbergen. Doch es passierte weiter nichts. Kieffer merkte, wie ihm der Schweiß den Nacken hinunterrann. Es war nicht wirklich heiß in der Halle, vielleicht 20 Grad, aber die Luft schien ihm ungemein feucht. Außerdem erwartete er immer noch, im nächsten Moment bis an die Zähne bewaffneten Securityleuten gegenüberzustehen. Der Koch atmete tief durch und stand wieder auf. Er ging weiter den Steg entlang. Zwischen dem oberen Gang und dem Hallenboden gab es eine zweite, niedriger liegende Balustrade, die sich auf Höhe der Tanks befand. In der Mitte der Halle stieg er eine Treppe hinunter und fand sich höchstens einen Meter vor der Glaswand eines der riesigen Tanks wieder.
    Er war voller Fische. Es waren eindeutig Thunfische,aber sehr kleine. Die Jungtiere, die an Kieffer vorbeizischten, waren höchstens 30 Zentimeter lang und hatten tiefbraune Streifen, die sich längs über ihre silbernen Leiber zogen. Der Tank, in dem sie schwammen, war etwa 25 Meter lang, 15 Meter breit und enthielt nichts außer dem Wasser und den Tieren. Darüber schwebte die seltsame Lichtapparatur, die der Koch nun genauer betrachten konnte. Die ganze Unterseite bestand aus Tausenden kleiner Leuchtdioden und erinnerte ihn an eine jener Werbewände, wie es sie am Times Square oder Piccadilly Circus gab. Die LED – Wand produzierte kein gleichmäßiges Licht, vielmehr schien sie zu pulsieren. Die Farbe des Lichts changierte, von weiß zu blau und dann wieder ins Gelbliche. In unregelmäßigen Abständen erstarben Teile der Beleuchtung, um danach wieder hell aufzuflammen. Blickte man in das Wasser unter dem LED – Panel, dann sah es so aus, als ob Wolken über das sonnenbeglänzte Meer zögen.
    Kieffer ging weiter, zum nächsten Tank. In diesem schwammen größere Fische, wohl doppelt so lang wie die Jungtiere. Sie schossen mit irrwitziger Geschwindigkeit an ihm vorbei, immer an der Glaswand entlang, in den Ecken Haken schlagend. Viel Platz zum Manövrieren blieb den Bluefins freilich nicht, denn in dem Tank waren mindestens hundert Fische gepfercht. Plötzlich meinte Kieffer, unter seinen Füßen eine leichte Vibration zu verspüren. Sie hielt höchstens eine Sekunde an, doch die Fische schienen sie ebenfalls bemerkt zu haben und reagierten augenblicklich. Fasziniert beobachtete Kieffer das Schauspiel, das sich ihm bot. Die Bluefins änderten ihre Formation. Statt weiter an den Wänden entlangzuschwimmen, bewegten sie sich nun im Kreis, umdie Mitte des Beckens herum, ein Mahlstrom aus silbrig glänzenden Leibern. Kieffer fiel auf, dass sich im Boden des Tanks eine runde Öffnung befand, deren Abdeckung sich langsam nach oben schob. Darunter verbarg sich ein metallener Zylinder, der nun wie von Geisterhand aus dem Boden in das Becken hinaufgefahren wurde, bis er etwa zwei Meter weit ins Wasser ragte. Kieffer konnte ihn kaum erkennen, so dicht war der Strudel aus Fischleibern, der die Apparatur in wachsender Erregung umkreiste.
    Dann begann das ganze Becken zu brodeln. Aus den Öffnungen des Zylinders schossen Hunderte kleine grünlich-graue Kügelchen heraus, die einige Zentimeter durch das Wasser pflügten, bevor der Widerstand sie bremste und sie langsam nach unten schwebten. Kein einziges erreichte den Boden, denn die nun

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