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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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einmal umrunden?«, fragte Kieffer.
    Der Raís nickte stumm und fuhr den Motor wieder etwas hoch. Inzwischen war es fast hell. Ein Wind war aufgekommen und hatte kleine Schaumkronen auf das vor einer halben Stunde noch völlig stille Meer gezaubert. Die Jacht stampfte, als sie die Westseite der Isoletta umrundeten. Sie waren vielleicht zwei Kilometer von der Küstenlinie entfernt. Gallo nahm erneut sein Fernglas und schaute hindurch. Langsam ließ er es sinken. »Heilige Mutter Gottes.«
    Kieffer nahm dem Raís den Feldstecher aus der Hand. Auf der Nordseite der Insel war deutlich mehr zu sehen als auf der Südseite. Oben am Hang standen die Gebäude, Fertighallen aus geriffelten, grauen Stahlplatten. Von dort schlängelte sich eine Schotterpiste das Plateau hinunter zu einem kleinen Sandstrand, an dem sich ein Anleger befand, ein Provisorium aus Stahlrohren und Plastik. Bläulich-weiße Positionslichter beleuchteten seine Ränder. Schiffe waren an dem Anleger keine vertäut, aber Kieffer sah mehrere Festrumpfschlauchboote mit Außenbordernund Kabinenaufbauten, die oberhalb der Brandungslinie am Strand lagen. Außerdem erspähte er oben am Hang mehrere Quads. Nirgendwo waren Menschen zu sehen. Als er das Fernglas zum äußeren linken Rand des Strands wandern ließ, wurde plötzlich alles schwarz. Er vergewisserte sich, dass die Linsen frei waren und schaute erneut hindurch. Erst als er die Entfernung neu justierte, verwandelte sich die schwarze Fläche in ein kugelförmiges Gebilde. Er verstand jetzt, warum dem Raís ein Stoßgebet entfahren war. Das Ding war riesig. Es ruhte auf dem Strand und war oben an einem Kranarm festgemacht. Sein schwarzer Überzug glänzte matt. Die Kugel war nicht perfekt rund, sondern schien aus vielen kleinen Flächen zu bestehen. »Was für ein Monster«, sagte Kieffer, ohne den Feldstecher abzusetzen.
    »30 Meter Durchmesser«, pflichtete ihm Gallo bei.
    »Ich würde wetten, dass es mehr sind.«
    Kieffer betrachtete die immense Kugel einen Moment lang. Vor seinem geistigen Auge erschienen jene schwarzen Kreise, die er im »Deux Eglises« auf der Satellitenkarte gesehen hatte. Er war sich ziemlich sicher, dass es sich bei der Sphäre am Strand nur darum handeln konnte. Der Computerhipster hatte gesagt, der Durchmesser betrage 56 Meter. Kieffer war bereit, darauf zu wetten, dass er zu exakt dem gleichen Ergebnis käme, wenn er die Kugel vermäße.
    Gallo hatte das Boot inzwischen näher an die Insel heranmanövriert. Man konnte die Kugel nun mit bloßem Auge erkennen. Wie ein gigantischer Wasserball lag sie am Strand der Isoletta. Kieffer hatte inzwischen seine Digitalkamera aus dem Rucksack geholt und begonnen, Fotos zu machen.

    »Können wir noch etwas näher daran vorbeifahren? Wegen der Fotos.«
    »Vorbeifahren?«, entgegnete Gallo. »Ich will verdammt sein.« Dann zog er mit der Rechten den Gashebel zurück und drehte den Bug in Richtung des Strandes.
    »Was haben Sie vor, Antoniu?«
    »Ich schaue mir das an. Aus der Nähe.«
    Kieffer betrachtete den grimmig dreinschauenden Kapitän. »Ist das eine gute Idee? Es ist fast hell und wir wissen nicht, ob die Insel bewacht ist.«
    Statt ihm zu antworten, zeigte der Raís auf eine Kiste zu seinen Füßen. Kieffer kniete sich nieder und öffnete sie. In der Box befanden sich zwei schwere Pistolen, mit Läufen so dick wie Klopapierrollen. Es waren Signalpistolen. Außerdem lagen in der Box eine Harpune und zwei der kurzen Gaffs, wie sie die Tonnarotti zum Einholen der Fische benutzten. Die gebogenen metallenen Haken an ihren Enden waren messerscharf. Er gab dem Raís ein Gaff und eine der Signalpistolen, die zweite steckte er nebst drei Kartuschen sowie dem anderen Gaff in seinen Rucksack, obwohl ihm dabei unwohl war. Inzwischen waren sie nur noch hundert Meter vom Strand entfernt. Der Raís schaltete den Motor zurück, das Boot glitt auf den verlassenen Steg zu. Auf Gallos Geheiß warf Kieffer mehrere Poller über die Reling. Eine Minute später hatte Gallo das Boot sicher vertäut, und sie standen auf dem Steg. Ohne zu zögern ging der Raís auf die immense Kugel zu. Kieffer folgte ihm. Aus der Nähe konnte man erkennen, dass es sich um eine geodätische Kuppel handelte; die Sphäre war aus Hunderten dreieckigen Flächen zusammengesetzt. Als Kieffer das Monstrum aus der Nähe betrachtete, war es weniger die Höhe von über50 Metern, die ihm den Atem verschlug, sondern das Volumen des Konstrukts. Der Computerexperte hatte ihm erklärt,

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