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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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rasenden Thunfische schnappten die Pellets sofort mit ihren weit aufgesperrten Mündern. Kieffer riss sich von dem Anblick los und schaute zu den anderen beiden Tanks in der Halle hinüber. Auch dort schien die automatische Fütterung in vollem Gange zu sein.
    Er ging, weitere Fotos schießend, die Balustrade entlang, um noch einen Blick auf den letzten Tank zu werfen. Dieser war voller Fische, die frisch geschlüpft sein mussten, kaum größer als ein Fingerglied, mit durchscheinender, milchigweißer Haut. Statt der bohnengroßen Pellets blies die Fütterungsmaschine hier einen grünlichen Staub ins Wasser. Nach wenigen Minuten war der ganze Spuk vorbei. Mit kaum wahrnehmbarem Surren verschwanden die metallenen Zylinder wieder in der Versenkung, die Bodenklappen schlossen sich. Kieffer befand sich nun am westlichen Ende der Halle.Daneben musste ein weiteres, etwas kürzeres Gebäude liegen, das im rechten Winkel an dieses angrenzte. In der Westwand gab es ein Rolltor sowie eine Tür. Zwischen beiden stand eine große Kaffeemaschine, deren Knöpfe im Halbdunkel leuchteten. Kieffer wollte gerade versuchen, die Tür zu öffnen, als er wieder das Geräusch hörte, das ihn bereits vorhin erschreckt hatte: Es war ein Klacken, nicht unähnlich jenem, das eine Schrotflinte produziert, wenn man sie durchlädt. Gefolgt wurde der Laut von einem Sirren sowie einem Pfff-Ton, der auf das Entweichen von Druckluft schließen ließ. Kieffer legte ein Ohr an die Tür. Er war sich sicher, dass die Geräusche aus dem Raum direkt dahinter kamen.
    Dann vernahm er eine menschliche Stimme. Jemand murmelte etwas in einer Sprache, die er nicht verstand. Kieffer zog die Signalpistole aus seiner Gesäßtasche und legte eine Kartusche ein. Er drückte vorsichtig die Klinke herunter. Die Tür öffnete sich einen Spalt und er lugte hindurch. Er schaute in eine weitere Halle, die der vorherigen nicht unähnlich war. Sie enthielt zahlreiche kleinere Aquarien, in denen einzelne Thunfische in verschiedenen Entwicklungsstadien schwammen. Dominiert wurde die Szenerie jedoch von einem riesigen Tank in der Mitte. Er nahm etwa die Hälfte der Hallenfläche ein. In dem Aquarium schwamm ein kapitaler Bluefin, der größte, den er je gesehen hatte. Von der Schnauze bis zu der immensen Schwanzflosse maß das Tier gut und gerne viereinhalb Meter. Der Riesenthun bewegte sich träge durch das Wasser. Der Boden des Beckens war mit weißlichen Schlieren und Fischrogen bedeckt.
    Um den Raum besser einsehen zu können, öffnete er die Tür etwas weiter und hatte nun auch die Seite desTanks im Blick, die ihm bisher verborgen gewesen war. Dort stand eine seltsame Apparatur. Sie sah aus wie eine Harpune und war auf einem hohen Sockel festgemacht. Auf einer Art Hochsitz dahinter saß ein Asiate in einem blauen Kittel. Er war dabei, die Harpune vermittels zweier Hebel ins Wasser abzusenken und auf den Riesenthun zu richten. Dann drückte er auf einen Knopf, woraufhin und ein Pfeil durch das Wasser schnellte und sich in die Flanke des Fisches bohrte. Im gleichen Augenblick gab es ein Zischen, als dem Thun etwas injiziert wurde, das sich offenbar in einem Zylinder in der Mitte der Harpune befand, die in Wirklichkeit wohl eher eine gigantische Spritze war. Kurz darauf begann der Thun, weiteren Laich abzusondern. Der Mann in dem Kittel schien mit dem Ergebnis zufrieden zu sein und sagte etwas, das in Kieffers Ohren Japanisch klang. Dann manövrierte er das Gerät aus dem Wasser heraus und kletterte von seinem Hochsitz herab. Er wandte sich um und sprach mit einer weiteren Person, die Kieffer nicht sehen konnte.
    Der Mann im Kittel rief etwas, das für den Koch wie »Fiidingu owatta« klang. Danach stellte er der zweiten Person anscheinend eine Frage.
    Der andere antwortete lachend. Kurz darauf hörte Kieffer Schritte. Einer der Männer kam auf die Tür zu, hinter der er stand und murmelte dabei vor sich hin. Es hörte sich an wie »koochi, koochi«.
    Sein Blick fiel auf die Kaffeemaschine, die neben der Tür stand. Koochi. Kaffee. Rasch ging er hinter zwei Plastikfässern in Deckung, die nur wenige Meter entfernt standen. Er hatte sich gerade hingehockt, als der Mann auch schon pfeifend durch die Tür schlenderte. Seelenruhig nahm er die Kaffeekanne und füllte zweiPappbecher. Dann brüllte er seinem Kompagnon durch die offen stehende Tür zu: »Satoo to miruku?«
    »Kuroi«, ertönte es aus der anderen Halle. Der Japaner ließ einige Zuckertütchen in seiner Hosentasche

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