Rotes Haar - Herz in Gefahr!
diese Anwältin wissen, was ihm wichtig war? „Ich bin sicher, Pickard, Pickard und Wright sind eher auf deine juristischen Fähigkeiten angewiesen als ich“, versuchte Gideon es mit einer anderen Strategie.
„Ganz im Gegenteil, man hat äußerst positiv auf Lucans Anfrage reagiert“, versicherte Joey.
Kann ich mir vorstellen, dachte er missmutig. Pickard, Pickard und Wright waren sich der Tatsache bewusst, was es an Prestige mit sich brachte, wenn einer ihrer Angestellten vorübergehend für die renommierte St. Claire Corporation arbeitete. Und von einem herausragenden Geschäftsmann wie Lucan persönlich engagiert zu werden, konnte Joeys Karriere auch nicht schaden.
„Um es auf den Punkt zu bringen: Lucan ist mit dieser Regelung einverstanden, meine Kanzlei ist mit dieser Regelung einverstanden, demnach bist du hier der Einzige mit einem Problem.“ Herausfordernd blickte sie ihm direkt in die Augen.
Kühl erwiderte er ihren Blick. „Ich erinnere mich nicht, von einem Problem gesprochen zu haben.“
„Nein?“
„Nein.“
„Dann scheint die Angelegenheit ja doch zur Zufriedenheit aller Beteiligten geregelt“, sagte sie abschließend.
Von wegen! Aber wie könnte Gideon sich die Blöße geben, grundlos zu behaupten, eine vierwöchige Zusammenarbeit mit Joey wäre inakzeptabel?
Diesen Moment wählte Joey, um seine trüben Gedanken zu unterbrechen. „Würdest du mir bitte trotzdem noch erklären, was du mit deiner Bemerkung vorhin gemeint hast? Dass insbesondere Jason Pickard mich vermissen würde?“
Es war zu spüren, dass sie nicht länger provozieren wollte, sondern eine ernsthafte Antwort erwartete. Oberflächlich schien sie einfach nur interessiert zu sein, doch Gideon entging nicht die Anspannung in ihrer Stimme. Auch an den funkelnden grünen Augen konnte er ablesen, wie ärgerlich Joey war, obwohl ihm kein plausibler Grund für ihre Wut einfiel. Schließlich wusste in Juristenkreisen jeder, dass sie während der letzten sechs Monate mit Pickard Junior zusammen gewesen war.
Seine breiten Schultern zuckten leicht. „Es ist doch allgemein bekannt, dass ihr beide befreundet seid.“
„Ganz genau das sind wir, Freunde “, bestätigte sie scharf. „Nicht mehr und nicht weniger.“
„Es tut mir aufrichtig leid, wenn ich dir zu nahe getreten bin.“
„Bist du nicht, das habe ich doch gerade eben klargestellt“, gab sie ungerührt zurück.
Gideon presste die Lippen aufeinander. „Ich werde mich nicht mit dir über einen Kommentar streiten, für den ich mich bereits entschuldigt habe.“
„Streitet sich überhaupt manchmal jemand mit dir, Gideon?“
„Ganz offensichtlich“, antwortete er trocken.
„Dies ist doch kein Streit, Gideon, eher ein normaler Dialog“, wehrte sie ab.
„Für so etwas habe ich wirklich keine Zeit“, sagte er und schüttelte den Kopf. „Wenn du mich entschuldigen würdest?“
„Würde ich nicht!“ Mit einem Mal trat sie so eng an ihn heran, dass Gideon ihren Atem an seinem Kinn spürte. Durch ihre mörderisch hohen Stilettos waren sie beinahe auf gleicher Augenhöhe.
Gideon wünschte inständig, er hätte diese Auseinandersetzung gar nicht erst begonnen. Warum konnte er nicht einfach die Kisten aus Joeys Kofferraum ausladen und anschließend mit dem Lift nach oben in die Büroräume fahren, um sich dann hinter Lucans gigantischem Schreibtisch zu verschanzen?
Immerhin war er vierunddreißig Jahre alt, hatte großen Erfolg in seinem Beruf und seine gelegentlichen, nüchternen Affären mit Frauen schlugen bei ihm emotional kaum zu Buche. Echte Zuneigung empfand Gideon nur seinen beiden Brüder und seiner Mutter gegenüber, ansonsten interessierte ihn der Rest der Menschheit herzlich wenig.
Und jetzt drängte sich Joey McKinley in sein Blickfeld, was ihm überhaupt nicht passte! Er konnte den Zitronenduft ihres Shampoos riechen, und die goldenen Strähnchen in den roten Haaren leuchteten von Nahem besonders schön. Ein faszinierendes Farbenspiel, das unmöglich gefärbt sein konnte. Schließlich hatte ihre Zwillingsschwester ebenfalls diesen speziellen rötlichen Braunton im Haar.
Wie es sich wohl anfühlte? So weich und seidig, wie es aussah? Oder störrisch und kratzig, so wie diese Frau sich auch benahm?
Unbewusst wich Gideon einen Schritt zurück, bevor er aus Versehen noch die Hand nach ihr ausstrecken konnte. „Der Umstand, dass deine Schwester mit meinem Bruder verheiratet ist, macht uns beide irgendwie zu Verwandten“, begann er
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