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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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könnte.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Ringmar. »Ich hab gehört, was du gesagt hast, aber ich schieb das mal eine Weile beiseite.« Er sah Winter an. »Erlaubst du mir das?«
    Er möchte eine bessere Welt haben, dachte Winter. Er will immer noch eine bessere Welt haben. Bertil ist zehn Jahre älter als ich, und er hat immer noch Hoffnung. Ich fange an, sie zu verlieren. Ich will sie nicht verlieren. Ich will wie Bertil werden. Aber ich kann nichts beiseite schieben.
    »Du kannst dir vorstellen, was in dem Laden passiert ist«, sagte Winter.
    »Gehen wir mal davon aus, dass die Mörder es eigentlich auf Said Rezai abgesehen hatten …«, sagte Ringmar zögernd.
    »Ja?«
    »… und die anderen beiden haben sich nur zufällig am falschen Ort befunden«, fuhr Ringmar fort.
    »Dann ist es immer der falsche Ort gewesen«, sagte Winter. »Sie haben dort gearbeitet.«
    Ringmar nickte.
    »Und Said Rezai war Kunde, soweit wir wissen. Wenn er nicht auch dort gearbeitet hat.«
    »Nicht soweit wir wissen.«
    »Der Täter betritt also den Laden und opfert zwei andere, um einen zu erwischen?«
    »So was hat’s schon gegeben«, sagte Ringmar.
    »Aber nicht bei uns, Bertil, nicht hier in Göteborg.«
    »Wir sind ja nicht gerade dagegen geimpft.«
    »Geimpft? Was ist das denn für ein beschissener Vergleich? Es geht doch nicht um die Vogelgrippe.«
    Hör auf, Erik, dachte Winter. Dieses Gespräch kann kippen. Wir müssen zu unserer Methode zurückfinden.
    Sie hatten eine Methode, da flogen die Worte, die Assoziationen, die Fragen, manchmal die Antworten, die Gedanken, vielleicht verursacht durch einen Sturm im Gehirn oder wenigstens eine steife Brise. Wenn sie jetzt sagten »das sind nur Spekulationen«, waren sie weit entfernt von der Methode.
    »Sie hätten ihn irgendwo und überall erschießen können«, sagte Winter. »Warum ausgerechnet dort?«
    »Es sollte wie ein Überfall aussehen.«
    »Sie haben nichts mitgenommen.«
    »Genau.«
    »Soweit wir wissen.«
    »Ein verrückter Raubüberfall. Random , wie die Amis sagen. So was ist nicht zum ersten Mal in dieser Stadt passiert.«
    »Zum ersten Mal mit diesem Ausgang.«
    »Irgendwann musste es kommen. Und jetzt ist es da.«
    »Und die Frau? Shahnaz?«
    »Sie gehörte zu dem Plan«, sagte Ringmar.
    »Dem Plan? Welchem Plan?«
    »Ich weiß es nicht, Erik.«
    »Haben wir es hier überhaupt mit einem Plan zu tun?«
    »Was denn sonst?«
    »Hass. Ich weiß es nicht. Rache.«
    »Rache wofür?«
    »Blutrache. Respekt. Ehre. Erniedrigung.«
    »Was bedeutet das?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was wissen wir über das Leben der Rezais?«
    »Nichts.«
    »Bald wissen wir, wie sie gestorben sind, aber nichts über ihr Leben.«
    »Noch wissen wir nicht alles über ihren Tod«, sagte Winter.
    »Da kommen die Männer von der Spurensicherung«, sagte Ringmar, »ganz von Borås.«

    Winter und Ringmar standen wieder vor dem Laden. Sie waren wie von einem Ring aus Schweigen umgeben. Die Neugierigen waren gegangen. Den Ring bildeten die Absperrbänder, die blau und weiß im Mittagslicht leuchteten. Auch jetzt ging kein Wind.
    Der Verkehr auf der Straße hatte zugenommen, aber nicht sehr. Wenn die Autos vorbeifuhren, sah Winter Gesichter, die sich ihm zuwandten: Dort steht Winter, es muss also etwas passiert sein. Aha, sie haben abgesperrt. Wieder ein Überfall. Der da war schon mal im Fernsehen.
    Dies wird ein langer Tag, dachte Winter und drehte sich zu dem Gebäude um. Von der Morgen- bis zur Abenddämmerung. Vielleicht stehen wir noch in der darauffolgenden Dämmerung hier. Versuchen zu verstehen, wie es zugegangen ist.
    »Ich versuche zu verstehen, wie es zugegangen ist«, sagte Ringmar.
    Winter zuckte fast zusammen.
    »Kannst du Gedanken lesen, Bertil?«
    »Nee, wieso?«
    »Nichts. Du versuchst zu verstehen, hast du gesagt?«
    »Okay, gegen zwei Uhr morgens, oder drei. Auch wenn es Sommer ist, gibt es keinen Grund, aufzubleiben.«
    »Partyfreaks sind dann noch auf«, sagte Winter.
    »In diesem Stadtteil? Wir befinden uns nicht in deinem Heimatviertel, in Vasastan, Erik.«
    »Das stimmt.«
    »Dann sagen wir also zwei Uhr«, fuhr Ringmar fort. »Es ist immer noch Nacht. Im Laden halten sich drei Männer auf. Hielten sich auf. Jedenfalls drei, vielleicht auch mehr, also bevor die Schießerei losging. Die Hinrichtungen wurden durchgeführt. Drei Männer waren da drinnen, und es war zwei Uhr morgens.«
    »Worauf willst du hinaus, Bertil?«
    »Wir reden nicht über die Rushhour, Erik,

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