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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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sondern über die frühen Morgenstunden. Jimmy hat zwar rund um die Uhr geöffnet, aber morgens zwischen zwei und drei sind wohl kaum zwei Leute nötig.«
    »Zwei Leute für einen Kunden«, sagte Winter.
    »Solche Zustände sind in diesem Land längst wegrationalisiert«, sagte Ringmar.
    »Sie stammten nicht aus diesem Land.«
    »Aber trotzdem.«
    »Ich verstehe, worauf du hinaus willst, Bertil.«
    »In der unwahrscheinlichsten Stunde betritt Said Rezai den Laden, um etwas zu kaufen«, sagte Ringmar. »Was?«
    »Jedenfalls hat er es nicht mehr geschafft, irgendwas zu kaufen«, sagte Winter. »Nichts in den Taschen.«
    »Hier stehen Jimmy und Hiwa. Said tritt ein.«
    »Mhm.«
    »Dann beginnt das Massaker.«
    »Weiter.«
    »Der Taxifahrer kommt vielleicht eine Stunde später an und schlägt Alarm.«
    »Und die Besucher sind weg«, sagte Winter.
    »Die Besucher sind weg«, wiederholte Ringmar. »Auf dem Weg nach Rannebergen.«
    »Ja. Oder nein. Das wissen wir noch nicht. Wir müssen Pias Obduktionsbericht abwarten.«
    »Bereit, das Risiko einzugehen«, fuhr Ringmar fort, als hätte er Winter nicht gehört.
    »Der Notruf hätte eine Sekunde nach den Schüssen eingehen können«, sagte Winter.
    »Welcher Notruf? Bei der Polizei?«
    »Ja.«
    »Dort ist aber nichts eingegangen, oder?«
    »Nein.«
    »Wir spielen mit dem Gedanken, dass sie zu Saids Wohnung gefahren sind, um die Frau zu töten. Sie wussten, dass sie dort war. Sie wussten von Said und Shahnaz.«
    »Sie haben sie gekannt«, sagte Winter.
    »Ich kann es mir schwerlich anders vorstellen. Wenn Said es nicht selbst getan hat.«
    Winter spähte in den Laden. Der war jetzt leer. Die Leute von der Spurensicherung würden wiederkommen, sie kehrten so lange zurück, wie es einen Anlass gab. Es gab fast immer einen Anlass. Bei einer Ermittlung kam es darauf an, zurück und nach vorn zu schauen. Meistens schaute man zurück, jedenfalls anfangs. Es konnte dort drinnen immer noch Dinge geben, von denen sie nichts wussten, die ihnen aber helfen, ihnen enorm helfen könnten.
    Winter wandte sich zu Ringmar.
    »Sie haben gewartet.«
    »Wie?«
    »Sie haben gewartet«, wiederholte Winter. »Jimmy, Hiwa und Said. Die haben nicht im Laden rumgelungert, weil sie nichts Besseres zu tun hatten. Schlafen, zum Beispiel. Nein. Sie haben auf jemanden, auf mehrere gewartet. Es war eine Verabredung.«
    »Da drinnen?« Ringmar wies mit dem Kopf zum Laden, der unter der Mittagssonne in barmherzigem Schatten lag. Himmel, eigentlich war es noch Vormittag.
    »Gibt es einen besseren Platz für eine Verabredung?«
    »Nein.«
    »Jemand würde kommen. Sie haben gewartet.«
    »Und jemand ist gekommen. Der, den sie erwartet haben?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du weißt es besser, Erik.«
    »Ja, ich sage ja.«
    »Also waren es alles alte Bekannte?«
    »Ja, oder neue. Neue Bekannte.«
    »Unsere drei Opfer warten also und dann kommen ihre Bekannten herein?«
    »Ja.«
    »Mit geladenen Schrotflinten.«
    »Die Waffen waren geladen, aber vielleicht sollten sie nicht sofort losgehen«, sagte Winter.
    »Du meinst, sie haben sich in die Wolle gekriegt?«
    »Das ist möglich.«
    »Und worüber?«
    »Über den Preis«, sagte Winter.
    »Den Preis wofür?«
    »Die Ware.«
    »Welche Ware?«
    »Es ging wohl kaum um Zucker oder Salz«, sagte Winter.
    »Aber irgendwas, was dem gleichkommt?«, fragte Ringmar. »Aussehensmäßig?«
    Winter nickte, immer noch dem Laden zugewandt.
    »Ja, warum nicht«, sagte Ringmar.
    »Wenn es etwas gibt, das für Abrechnungen im Rauschgifthandel typisch ist, dann ist es Gewalt«, sagte Winter.
    »Und die trifft die ganze Familie«, ergänzte Ringmar.
    Winter antwortete nicht. Plötzlich ging er weg, um das Gebäude herum. Ringmar folgte ihm.
    Winter blieb stehen, den Blick auf den Fußweg gerichtet. Die Häuser auf der anderen Seite des Feldes wirkten jetzt, da es überhaupt nicht grau war, anders grau, eher gelb und würden am späten Abend orange werden.
    »Was ist, Erik?«
    »Ich dachte an diesen Jungen.«
    »Kann wer weiß wer sein, kann irgendein Junge gewesen sein.«
    »Das glaub ich nicht.« Winter machte ein paar Schritte auf den Weg zu. »Das glaub ich nicht, Bertil.«

6
    F redrik Halders und Aneta Djanali passierten den Bahnhof von Hammarkullen zu Fuß. Von hier fuhren die Straßenbahnen nach Kungsten. Fast bis Långedrag. Zwei Pole.
    »Die längste Straßenbahnlinie der Stadt«, sagte Halders und blieb vor der Rolltreppe stehen.
    »Wirklich?«
    »Glaub ich. Jedenfalls

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