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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Sture Birgersson, würde im Herbst in Pension gehen. Winter sollte offiziell übernehmen, was er in den vergangenen sieben, acht Jahren inoffiziell längst gesteuert hatte. Und Ringmar wurde nicht jünger. Halders fühlte sich jünger, so hatte er es im vergangenen Jahr oder im letzten halben Jahr empfunden. In Winters Abwesenheit war er irgendwie gewachsen. Manchmal war es so offensichtlich gewesen, dass es schon komisch wirkte. Und vielleicht ein wenig tragisch, hatte Aneta gedacht. Fredrik steht in Winters Schatten, dem entkommt er nicht. Eriks Schuld ist das nicht, es ist einfach so.
    Halders wischte sich den Mund ab und blinzelte in die Sonne. Einige schwarz verschleierte Frauen überquerten rasch den gepflasterten Marktplatz. Oder ließ die Sonne die Schleier schwarz wirken? Sie schien stark und die Schatten waren scharf. Da draußen war alles schwarz und weiß. Halders fuhr sich über seinen stoppligen Schädel und wies mit dem Kopf zum Markt.
    »Hoffentlich sieht die Familie Aziz nicht, wie wir hier sitzen und essen«, sagte er, »als wäre nichts passiert.«
    »Ich glaube, die haben anderes im Kopf.«
    »Ja, Scheiße.«
    »Die Mutter hat nichts gewusst«, sagte Aneta Djanali.
    »Nein.« Halders nahm einen Schluck von seinem Wasser und legte die Serviette auf den Teller.
    »Da erzählen wir ihr, dass ihr Sohn an seiner Arbeitsstelle erschossen wurde, und sie wusste nicht mal, dass er dort gearbeitet hat«, sagte Aneta Djanali.
    »Sie wusste, dass er arbeitete.«
    »Aber den Arbeitsplatz kannte sie nicht.«
    »Spielt das noch eine Rolle?«, sagte Halders.
    »Für sie oder für die Ermittlung?«
    »Fangen wir bei ihr an.«
    »Natürlich spielt das eine Rolle. Jetzt stell dir nur mal das schreckliche Trauma vor. Es wird ja ein doppeltes Trauma, wenn sich herausstellt, dass ihr Sohn im Geheimen noch ein zweites Leben geführt hat.«
    »Vielleicht wussten es die Geschwister«, sagte Halders.
    »Sie behaupten nein.«
    »Ich glaube, sie lügen. Die Schwester, glaub ich, weiß es.«
    »Weiß was?«
    »Wo er gearbeitet hat. Wo er war.«
    »Warum sollte sie das verschweigen?«
    »Das müssen wir sie beim nächsten Mal fragen.«
    »Sei vorsichtig, Fredrik.«
    »Ich bin immer vorsichtig.«
    »Hier handelt es sich um Menschen, die schlecht behandelt worden sind, gelinde ausgedrückt.«
    »Sie haben auf ihre Aufenthaltsgenehmigung gewartet«, sagte Halders.
    »Allein das«, sagte Aneta Djanali.
    »Hat sie gesagt, dass sie viermal eine Ablehnung bekommen haben?«
    »Ich glaube ja, das müssen wir überprüfen.«
    Halders nickte.
    »Was für ein Scheißleben«, sagte Aneta Djanali. »Nur dazusitzen und zu warten.«
    »Die Kinder sind immerhin in die Schule gegangen«, sagte Halders.
    »Das macht das Ganze nur noch zynischer.«
    »Wenigstens waren sie nicht gezwungen, sich zu verstecken.«
    Halders sah die Glut in Anetas Augen.
    »Erinnere mich nicht, Fredrik. Erinnere mich nicht daran, dass wir es waren, die Polizisten, die die versteckten Familien gejagt, sie gefasst, betäubt und in ein Flugzeug gesetzt haben.«
    »Das war nicht unsere Entscheidung«, sagte Halders.
    »Unsere Entscheidung? Unsere ENTSCHEIDUNG ?! Haben wir nur einem Befehl gehorcht? Was sind wir? Nazis?«
    »Die Sache ist kompliziert«, sagte Halders.
    »Kompliziert? Kompliziert? Während die Polizei in anderen Distrikten des Landes etwas anderes zu tun hat, als verschreckte Kinder zu jagen, während sie dafür sorgt , dass sie was anderes zu tun hat, setzt die Polizei in Västergötland ihre Mittel nur umso bereitwilliger für die Menschenjagd ein.«
    »Ich weiß nicht, ob die Geschichtsschreib …«
    »Geschichtsschreibung?«, unterbrach ihn Aneta Djanali. »Als die Gesetze überprüft wurden … Himmel, da haben alle ihre Waffen auf der Stelle niedergelegt, nur wir nicht. Nicht Göteborg. Weißt du, was ich damals gedacht habe, Fredrik? Weißt du, was ich da gedacht habe?«
    »Ich weiß, was du gedacht hast, Aneta. Du hast es mir erzählt, viele Male.«
    »Ich habe erwogen aufzuhören, und ich sage es noch einmal!«
    »In einer derartigen Situation sind alle guten Kräfte erforderlich«, sagte Halders.
    »Herr im Himmel, du hast dich verändert, und das ist gut, aber es gibt eine Grenze. Willst du Kommissar oder Politiker werden?«
    »Immer nur einen Schritt zur selben Zeit.« Halders versuchte zu lächeln. Es war sinnlos.
    »Was meinst du denn, was diese entsetzte Familie denkt, wenn wir in ihre Wohnung gestiefelt kommen?«
    »Ich kann es mir

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