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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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ersten Weihnachtstag, Neujahr und Karfreitag. Wenn Said in ein Verbrechen verwickelt gewesen war, galt das dann auch für seine Frau? Hatte noch mehr als das Risiko, etwas verraten zu können, zu ihrem Tod geführt? War ihr Tod Bestandteil einer Rache?
    »Willst du nicht wieder ins Bett kommen, Erik?«
    Angela legte ihm eine Hand auf seine nackte Schulter. Er hatte kein Hemd übergezogen und saß auf einem der Balkonstühle.
    »Friert dich nicht?«, fragte sie. »Ich finde, es ist ein bisschen kühl.«
    »Daran hab ich gar nicht gedacht.«
    »An was hast du denn gedacht?«
    »Tja … ich weiß es nicht. An alles und nichts.«
    »Das ist nicht gut, wenn man eigentlich schlafen sollte.«
    »Vielleicht sollte ich nicht schlafen.«
    »Das ist aber nötig, mein Lieber.«
    »Ich kann nicht. Vielleicht nächste Woche oder übernächste. Oder in einem Monat.«
    »Also wenn ihr den Fall gelöst habt?«
    »Wenn man es so ausdrücken will.«
    »Wie sollte man es sonst ausdrücken?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Ihr tut euer Bestes. Die ganze Belegschaft in der Mittsommernacht im Einsatz.«
    »Mhm.«
    »War es sinnvoll, Bertil mitzuschleppen? Er war müde.«
    »Er wollte doch dabei sein. Was hätte ich sagen sollen? Du darfst nicht, Bertil?«
    »Nicht gerade mit den Worten.«
    »Okay, das war vielleicht nicht so gut. Er hat jedenfalls keinen Schaden angerichtet.«
    »Und inwieweit wart ihr von Nutzen, Fredrik und du?«
    »Überhaupt nicht, würde ich sagen, praktisch gar nicht.« Er stand auf. »Aber es ist gut, dass ich hingefahren bin. Ich habe sofort erfahren, wer es war. Das kann uns noch weiterhelfen. Möglicherweise schon morgen. Heute, meine ich.«
    Sie antwortete nicht. Diesen Satz hatte sie schon öfter gehört. Alles konnte hilfreich sein. Das sagte er in seinen Verhören. Das bleute er sich selbst ein. Nur die Fantasie setzte Grenzen, aber Grenzen gab es nicht. Niemand wusste, wo sie verliefen oder wer sie gezogen hatte.
    »Komm, wir legen uns wieder hin, Erik. Bald wird Lilly wach.«

    Er wachte auf, weil jemand auf seinem Bauch saß und etwas sagte, das er nicht verstand.
    »Jetzt kümmert ihr euch um das Kind, ich muss schlafen.«
    Elsa setzte das Kind bei den Eltern ab. Lilly krabbelte über Winters Brustkorb.
    Angela schlief weiter.
    Er hob Lilly hoch in die Luft und sie lachte. Angela drehte sich auf die andere Seite.

    Er kochte Brei. Der roch gar nicht so übel. Er hatte ein dumpfes Gefühl im Kopf, aber keine Kopfschmerzen. Seine Zunge war nicht trocken. Drei Schnäpse und zwei kleine Whisky sowie eine Flasche Bier und ein einziges Glas Wein an einem ganzen Mittsommerabend. Auch heute schien die Sonne, ohne Schaden anzurichten. Er würde seine Hafergrütze mit Lilly essen und sich mit ihr an den gestrigen Nachmittag erinnern. Angela würde aufstehen und ihn ablösen und Lilly Geschichten vorlesen, und dann, wenn die Sonne höher am Himmel stand und er noch ein Stündchen geschlafen hatte, würde er nach Norden fahren.
    »Was wir machen, wenn wir um den Wacholderabusch gehen!«, rief Lilly.
    Es war schon fast perfekt ausgesprochen. Sie war über Nacht gewachsen. Geben Sie der Dame eine Zigarre.

    Hama Ali Mohammads Schwester Bahar starrte Winter mit Augen an, die Zweifel an dem ausdrückten, was er ihr mitgeteilt hatte. Es konnte sich unmöglich um ihren Hama handeln. Sie fingerte auf dem Tisch herum, an dem sie saßen, ihre Finger und Hände bewegten sich vor und zurück. Auf dem Tisch stand ein Telefon, daneben lag ein Telefonbuch. Es war, als wollte sie das Telefonbuch zu sich heranziehen und alle Ali Mohammads nachschlagen, um sie Winter zu zeigen: Schauen Sie, wie viele es gibt!
    »Ich fasse es nicht«, sagte sie. »Das ist er nicht.«
    Winter machte eine Handbewegung, die andeutete, dass auch das hilfreich sein konnte, denn dann könnten sie einen anderen Namen suchen oder eine andere Person mit dem gleichen Namen.
    Es gab ein weiteres Mitglied der Familie, die Mutter, Amina. Sie saß mit abwesendem Blick auf dem Sofa neben Bahar, als ginge sie das Gespräch zwischen ihrer Tochter und dem Mann überhaupt nichts an. Der hatte zwar ihre Wohnung betreten, sollte aber nicht in ihr Leben eindringen.
    Und es war noch eine Person anwesend, Mozaffar Kerim, der Dolmetscher, der Winters Fragen ins Kurdische übersetzte. Bei Bahar war das nicht nötig, sie sprach Schwedisch wie Nasrin Aziz und war auch ungefähr im gleichen Alter, aber die Mutter schien kein einziges Wort der neuen Sprache zu

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