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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Widerstand leisten können. Ich seh aber keine Kratzspuren an Händen, Armen oder Schultern.«
    »Nein.«
    »Wie war es möglich, ihn so zu überrumpeln?«
    »Vielleicht hat er dem Täter den Rücken zugewandt«, sagte Öberg. »Die Verletzung scheint ihm von hinten zugefügt worden zu sein.«
    Winter antwortete nicht.
    Bald würde man Hama Ali zu einem wartenden Leichenwagen tragen. Die Frage, was hier passiert war, würden vielleicht die Spuren an seinem Körper beantworten, vielleicht aber auch nicht. Es roch nach Erde, oder war es das Blut? Ein Geruch nach Eisen.
    »Hier sind in den letzten vierundzwanzig Stunden viele herumgetrampelt«, sagte Öberg.
    »Dann wird es nicht leicht, ein Muster der Schritte zu finden«, sagte Winter.
    »Nein … Vielleicht war der Mörder auch nicht allein und davon ist der Junge überrascht worden. Es könnten zwei oder mehr gewesen sein.«
    »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen«, sagte Winter. »Aber es gibt nur eine Verletzung.«
    »Jemand hat ihn abgelenkt?«, sagte Öberg.
    »Vielleicht wurden beide überrascht?«
    »So überrascht, dass er nicht zuschlug, war der Mörder nicht.«
    »Allerdings«, sagte Winter.
    »Keine halben Sachen, o nein.«
    »Man hat Hama in den Wald gelockt, um ihn zu töten.«
    »Das sagst du, Erik.«
    »Er muss dem Mörder vertraut haben.«
    »Vielleicht hatte er keine andere Wahl. Er war verzweifelt.«
    »Weshalb, Torsten?«
    »Vielleicht wegen Geld. Ich weiß es nicht. Das musst du mit deinen Mitarbeitern herausfinden. Habt ihr nicht eine besondere Methode, Bertil und du? Ich hab euch mal zugehört. Brain storming .«
    Im Augenblick war Bertil allerdings nicht fähig für irgendeine Art von storming . Er war nach Hause gefahren. Sein Gesicht hatte grau gewirkt im jungen Licht. Ich bin zu alt für das hier, hatte er gesagt, aber Winter wusste nicht genau, was er damit meinte.
    Er entfernte sich vom Fundort. Öberg folgte ihm.
    »Warum hier?« Winter blieb stehen und sah sich um. »Es ist ein Stück abseits vom Pfad, aber die entlegendste Ecke der Gegend ist es auch wieder nicht.«
    »Vielleicht beabsichtigten sie das auch gar nicht«, sagte Öberg.
    »Wie meinst du das?«
    »Sie wollten nicht, dass es an einem abgelegenen Ort passierte. Es sollte … sichtbar sein.«
    Winter schwieg.
    »Jemand will uns was erzählen«, sagte Öberg.
    »Oder jemand anderem«, sagte Winter. »Das Signal gilt einer anderen Person.«
    Vor einer Weile war die Gerichtsmedizinerin gekommen und hatte ihre Arbeit aufgenommen. Es war eine Frau, die Winter noch nie gesehen hatte. Sie wirkte nicht viel älter als der Jüngling, neben dem sie kniete. Sie richtete sich auf und kam auf Winter und Öberg zu.
    »Ich weiß, dass es schwierig ist, aber können Sie mir schon jetzt etwas über den Zeitpunkt des Mordes sagen?«, fragte Winter.
    »Nein«, antwortete sie, »eigentlich nicht.«
    »Liegt er hier schon länger als vierundzwanzig Stunden? Ist er schon länger als vierundzwanzig Stunden tot?«
    Sie warf einen Blick auf den Körper, der aussah, als hätte er sich nur zum Ausruhen im Moos ausgestreckt.
    »Nach meinem ersten Eindruck«, sagte sie zögernd, »kaum länger als vierundzwanzig Stunden. Aber um das festzustellen, sind natürlich genauere Untersuchungen nötig.«

25
    W inter hatte von Bergsjön aus angerufen. Angela und die Mädchen hatten ein Taxi nach Hause genommen. Bergenhem ließ ihn vor der Haustür am Vasaplatsen aussteigen. Alle schliefen, als er ins Bett ging. Angela murmelte etwas, und er murmelte zurück, auf dem Weg in den Schlaf, bevor sein Kopf das Kissen überhaupt berührte.

    Er wurde wach wie im freien Fall. Er war gefallen, in einem Traum, der sich aufgelöst hatte. Er richtete sich auf, zog Shorts an und tappte vorsichtig durchs Schlafzimmer, schob die Tür hinter sich zu, goss sich in der Küche ein Glas kaltes Wasser ein und trank.
    Im Wohnzimmer öffnete er die Balkontür zur Straße hin und trat auf den Balkon. Die Fliesen unter seinen nackten Füßen waren warm. Es war ein Gefühl, als stünde er in dem kleinen Patio, der zu ihrer Mietwohnung im Zentrum von Marbella, einige hundert Meter nördlich vom Apfelsinenmarkt, gehört hatte. Dort hatte er nachts manchmal gestanden, einfach so, um an nichts und gleichzeitig an alles zu denken. In gewissen Kreisen lief das unter der Bezeichnung »das Leben«. In sich selbst zu ruhen. Das ist nicht leicht. Davor fliehen die meisten, und ich war vermutlich derjenige, der allen voran gelaufen ist.
    Zum

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