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Rotes Pferd mit schwarzer Mähne

Rotes Pferd mit schwarzer Mähne

Titel: Rotes Pferd mit schwarzer Mähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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lassen wir ihn nie so schnell laufen, wie er möchte!»
    «Das ist vorläufig schnell genug, er muß vorsichtig aufgebaut werden», sagte Jimmy mit dünner Stimme. Er verstummte einen Augenblick, dann schnitt er ein Thema an, das ihm auf der Seele zu lasten schien. «Wie kommt ihr mit dem Geld zurecht? Der Arzt und die Pflegerin, die ihr für mich angestellt habt, sind doch nicht umsonst? Wie soll es werden, wenn die Rennsaison beginnt?»
    Georg machte eine energisch abwehrende Handbewegung. «Darüber mach dir keine Sorgen, wir kommen aus! Geschirr, Decken und das Sulky habe ich sorgfältig aufgefrischt, es sieht alles wie neu aus.»
    Bald darauf verließen sie das Zimmer auf Zehenspitzen, denn der Kranke war eingeschlafen.
    Am nächsten Morgen, noch bevor er in die Schule ging, nahm Tom, wie es seine Gewohnheit geworden war, Feuerteufel zum Arbeiten auf die Bahn. Die Sonne schien warm, und Feuerteufel schien es zu behagen. Er wieherte mehrmals, während Tom ihn in langsamem Trab «verkehrtherum» um die Bahn führte. Durch die Leinen sprach er zu seinem Pferd: «Wir stählen deine Beine und deinen Körper allmählich so sehr, daß dich die Rennen nicht ermüden werden. Deine Schnelligkeit wird mühelos und wie von selbst kommen, Feuerteufel.» Damit wendete er und ließ ihm in der «richtigen» Richtung die Leinen lockerer. Die Beine trabten mit der Präzision und der Kraft eines, starken Motors. Nach wenigen Metern glaubte Tom, wie immer bei diesen Gelegenheiten, daß die Räder des Sulkys den Boden kaum mehr berührten. Feuerteufels Aktion war weit ausgreifend. Er wartete das Zeichen ab, das ihm sein Fahrer gab.
    Sie gingen an dem Pfahl, der die 400-Meter-Distanz anzeigte, vorüber, dann an der 800-Meter-Mar-kierung vorbei. Tom berührte die Leinen, das Pferd reagierte mit so extremer Schnelligkeit, daß dem Jungen die Luft wegblieb. Der Fahrtwind peitschte ihm den schwarzen Schweif ins Gesicht, und er hörte sich schreien: «Lauf für Jimmy, Feuerteufel! Lauf!»
    Doch sofort ertönte in seinem Inneren die mahnende Stimme: «Treibe ihn nicht!»
    Tom nahm die Leinen kürzer, das Pferd reagierte sofort und wurde langsamer.
    Miß Elsie kam auf die Bahn und lenkte ihre Stute neben ihn. «Nun, er hat heute mehr geschwitzt als sonst. Hast du ihn endlich einmal ein wenig härter drangenommen?» rief sie ihm zu.
    «Nur eine kurze Strecke», gab Tom zu.
    Miß Elsie lächelte: «Jimmy nimmt ein junges Pferd nie so stark heran, wie es sein sollte — ganz besonders dieses! Meiner Meinung nach ist es bereit dazu.»
    Tom erwiderte nur: «Jimmy ist der Boß!»
    Miß Elsie sah geradeaus auf die Bahn. «Nun, du weißt, daß ich Jimmy hochschätze — wir brauchen Männer seines Schlages! Wie geht es ihm?»
    «Vielen Dank, wir kommen schon zurecht, und Sie waren wieder so freundlich mit dem Heu.»
    «Hat nichts zu sagen, Tom! Übrigens, ich habe Princess Guy eine sehr schnelle Meile absolvieren lassen, sie ist mehr als fit für die Rennsaison.»
    «Feuerteufel auch!» bemerkte Tom ein wenig trotzig.
    Feuerteufel wieherte und warf den Kopf hoch auf. Tom lenkte ihn auf die Stallungen zu, wo Georg ihn erwartete. Er hielt zwei Briefe in der Hand; einer war von der Rennbehörde, der andere von Onkel Wilmer.
    Tom öffnete den ersten, überflog das beiliegende Dokument und hielt es Georg hin. Der sagte erfreut: «Deine Fahrerlizenz! Es ist gut, daß du sie hast, vielleicht brauchen wir sie in dieser Saison schon.»
    Tom wußte genau, was er meinte. Wenn Jimmys Zustand sich nicht entscheidend besserte, würde er nicht imstande sein, auf die Reise zu gehen. Einerseits freute Tom sich über die Lizenz, weil er damit befugt war, Feuerteufel in offiziellen Rennen zu fahren. Andererseits stimmte ihn der Gedanke an Jimmy traurig. Er seufzte, viel Verantwortung würde auf seinen Schultern ruhen. Weder er selbst noch sein Pferd besaßen die geringste Rennerfahrung.
    Tom öffnete Onkel Wilmers Brief und las ihn vor:
    Queen ist in prächtiger Verfassung. Sie ist seit Monaten auf der Koppel. Ich freue mich zu hören, daß Queens Sohn so gut einschlägt. Wenn Jimmy ihn nicht fahren kann, mußt Du es eben tun, Dich kennt er ohnehin besser als jeden anderen.
    Und komm unbedingt im September nach Reading! Ich brenne darauf, Feuerteufel auf der hiesigen Bahn laufen zu sehen.
    Tom griff nach einem Schwamm, aber Georg sagte energisch: «Du machst jetzt, daß du in die Schule kommst; die großen Ferien beginnen in wenigen Wochen, dann kommt deine wirkliche

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