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Rotes Pferd mit schwarzer Mähne

Rotes Pferd mit schwarzer Mähne

Titel: Rotes Pferd mit schwarzer Mähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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über die modernen Abendveranstaltungen sagt. Aber die Entwicklung hat eben viel Altes weggefegt, und nicht alles Neue ist abzulehnen. Die Abendrennen in den großen Städten sind entstanden, weil sich viel mehr Menschen für unseren Sport interessieren — auch die Großstädter, nicht nur die Farmer. Also sind die Renngewinne viel höher, da die Zuschauermassen auf den neuen Bahnen riesige Geldsummen einbringen. Wenn man bedenkt, daß Jimmy alljährlich bei den beschwerlichen Rundreisen in der Provinz, selbst wenn er erfolgreich abschnitt, nur seinen eigenen Unterhalt und den seines Pferdes zusammenbringen konnte...»
    Nachdem Feuerteufel sorgfältig abgerieben war, legte Georg ihm eine Decke über, und Tom führte ihn draußen zum Abkühlen herum. Er fragte: «Meinst du, es stimmt, was Jimmy erzählte, daß der Philip Cox-Konzern einen Jährling zu 48 000 Dollar nur aus Reklamegründen gekauft hat?»
    «Vielleicht ja, vielleicht nein.» Georg wiegte bedächtig den Kopf. «Vielleicht hat Jimmy nur zur Hälfte recht! Vielleicht liebt Philip Cox tatsächlich Pferde und gedenkt, nebenbei für seine Firma mit Silver Knight Reklame zu machen, wenn er ein Klassepferd werden sollte. Bei einem Jährling weiß man das ja nie! Er mag noch so vielversprechend wirken — ob er jemals fit wird für ein Rennen, ist nie mit Sicherheit zu sagen. Sehr viele teuer bezahlte Einjährige bekommen nie eine Rennbahn zu sehen. Jimmy sollte sich nicht so darüber auf regen.»
    «Ich weiß», sagte Tom nachdenklich. «Aber in einem stimme ich mit Jimmy überein: daß ein Traberbesitzer ein Liebhaber unseres Sports sein sollte. Auch ich finde es nicht schön, ein Pferd zu kaufen, nur um damit Reklame für eine Kleiderfabrik zu machen!»
    «Sicher, Tom, das ist auch meine Meinung! Und ich hoffe mit Jimmy, daß die Menschen nie die Freude an den kleinen in der Provinz veranstalteten Rennen verlieren. Dort ist das Interesse der Zuschauer sehr persönlich, im Gegensatz zu den Massenveranstaltungen auf den Abendrennbahnen.»
    «Woher weißt du das, Georg? Hast du schon jemals ein Abendrennen gesehen?»
    Georg schob seinen Kautabak von der einen in die andere Backe. «Nein, das nicht. Ich habe es im Gefühl.»
    Jimmy kam von der Bahn zurück. Er schien guter Stimmung zu sein. Bezeichnend für ihn! Einen Augenblick oben, im nächsten unten! Er hatte beobachtet, wie Miß Elsie ihre Stute härter und härter herannahm.
    «Diesmal hat sie den lang ersehnten Treffer», konstatierte er, «wie wir den unsrigen. Aber sie sind verschieden! Sie kann Princess Guy anlassen wie einen Motor, ohne Anstrengung dreht sie die Stute auf und scheint zu fliegen, wohingegen unser Hengst...»
    «Bei ihm nimmt es dir den Atem, wenn er losprescht», beendete Tom den Satz. «Wie der Sturmwind schießt er davon!»
    Während der zweiten Novemberhälfte verdoppelte Jimmy seine Anstrengungen, Tom alles zu lehren, was er wissen mußte, bevor er Rennen bestreiten konnte.
    Tom war der eifrigste Schüler, den Jimmy sich wünschen konnte, er nahm alles mit wachen Sinnen in sich auf. Jimmy und Georg beobachteten ihn, wenn er mit Feuerteufel auf der Bahn war, und nickten ihm oft beistimmend zu. Alles ging gut, und jeder war zufrieden.
    Dann geschah es. Am 1. Dezember sahen sie einen riesigen rot-weißen Pferdetransporter den Weg herunterkommen und vor den Stallungen halten. Jimmy, Georg und Tom lasen die Aufschrift auf dem Wagen: «Trabrennstall Philip Cox.»
    «Cox?» knurrte Georg, «was hat der denn hier zu suchen?»
    Jimmy schwieg, aber jede Spur Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Er starrte mit den beiden Freunden zum anderen Stallgebäude hinüber, während vier Jährlinge aus dem auffälligen Gefährt entladen und in Boxen geführt wurden.
    Jimmys Augen sprühten vor Zorn. Er sah, wie Miß Elsie und die Traberfahrer aus Coronet neugierig zuschauten. Er erblickte das große blaue Auto, das heranfuhr. Ein hochgewachsener, elegant gekleideter Mann mittleren Alters stieg aus. Miß Elsie begrüßte ihn sehr freundlich.
    «Wahrscheinlich ist das Philip Cox», mutmaßte Georg, «er sieht genauso aus, wie man sich einen Kleiderfabrikanten vorstellt!»
    Der elegante Herr zog seinen Hut vor Miß Elsie, schüttelte ihre Hand und ging dann zu einem großen, ein wenig ungeschlachten Grauschimmel, der, wie die Freunde annahmen, Silver Knight war.
    Der Stallknecht nahm ihm die feine weiße Decke mit der roten Umrandung ab. Auch sie trug die Aufschrift «Trabrennstall Philip Cox». Miß

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