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Rotglut - Kriminalroman

Rotglut - Kriminalroman

Titel: Rotglut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ist, dann mache ich mir Sorgen um Irene Stolze. Sie könnte die Nächste sein.«
    »Mensch, Harry, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich fahre jetzt ins Viertel und versuche, Heiner wachzubekommen. Wir treffen uns im Präsidium.«

    *

    Elvira Theuerholz ging langsam durch das Ostertorviertel. Trotz der späten Stunde war immer noch einiges los. Viele der Tische vor den kleinen Lokalen waren noch besetzt, Leute lachten miteinander, führten hitzige Diskussionen, aus dem Inneren der Bars klang Musik. Sie beobachtete eine Gruppe Dunkelhäutiger, die zu viert an einer Straßenecke standen und sich gegenseitig etwas zusteckten. Sie handelten ganz offensichtlich mit Drogen. Aus der Presse wusste Elvira, dass die Polizei dieses fast öffentlichen Rauschgifthandels am Sielwall und an der ›Piepe‹ kaum Herr wurde.
    Elvira fühlte sich wie in einem Wattebausch, nichts drang wirklich zu ihr durch. Immer und immer wieder ging sie das Gespräch mit den beiden Kriminalbeamten durch. Es war zum Verrücktwerden. Irene. Ihre Freundin aus unbeschwerten Kindertagen. Mein Gott, wie oft hatten sie sich gegenseitig besucht, in den Gärten der Eltern gespielt. Dann war sie nach Tübingen gezogen, um ihr Medizinstudium aufzunehmen. Oft hatte sie Irene in dieser Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen. Die wenigen Male, die sie sich getroffen hatten, hatten gezeigt, wie fremd sie sich geworden waren. Irenes in Elviras Augen radikalpolitischen Ansichten hatte sie nie geteilt. Nach dem Unfalltod von Irenes Eltern hatte Elvira versucht, sich Irene wieder anzunähern, doch ohne Erfolg. Geradezu weggejagt hatte Irene sie, als sie vor ihrer Haustür mit einer Platte Butterkuchen gestanden war. Irene war nach dem Tod der Eltern bis zum Verkauf der Villa in ihr Elternhaus zurückgekehrt. Noch auf der Schwelle hatte sie Elvira abgefertigt. Sie war gegangen und hatte keinen weiteren Versuch unternommen, mit Irene die alten Freundschaftsbande wieder zu knüpfen.
    Mechanisch einen Fuß vor den anderen setzend, ziellos, rastlos setzte sie ihren nächtlichen Gang fort. Noch mehr Erinnerungen überfielen sie, zogen als Bilderfetzen vor ihrem inneren Auge vorbei. Irenes schwarze lange Haare, die ihr immer ins Gesicht fielen. Irenes rotes T-Shirt mit dem für diese Zeit typischen Druck von Che Guevara auf der Brust. Irene, wie sie sich ereiferte über die kapitalistische, menschenverachtende Politik in dieser Welt, vorneweg natürlich die Politik Amerikas. Irene und ihre Freunde, die guthießen, was Typen wie Baader und Meinhof und deren Anhänger taten.
    Ihre Beine waren müde geworden und Elvira setzte sich in eine ruhige kleine Bar. Sie ließ sich ein Glas Rotwein bringen und hing weiter ihren Erinnerungen nach.
    Am Tag, als die Polizei die Nachricht vom Tod ihres Vaters gebracht hatte, war Elviras Mutter zusammengebrochen. Elvira selbst war erstaunlich ruhig geblieben. Sie hatte die Hoffnung, dass ihr Vater lebend gefunden würde, schon länger aufgegeben. Monate waren zwischen der verpatzten Lösegeldübergabe und dem Fund der Leiche vergangen. Eigentlich war jedem klar gewesen, dass Rüdiger Rosenberg nicht mehr lebte.
    Erst jetzt wurde ihr wieder bewusst, dass damals zur Beerdigung nur Irenes Eltern gekommen waren, Irene hatte sich entschuldigen lassen. Nie hatte Elvira auch nur eine einzige Beileidsbezeugung ihrer Jugendfreundin bekommen. Warum? Hatte der Kriminaloberkommissar mit seinem Vergleich zwischen Irene und der Terroristin Albrecht etwa ins Schwarze getroffen?
    Elvira nickte dem Kellner zu und bestellte ein weiteres Glas Wein. Sie schaute auf die Uhr. Zwei Uhr morgens. Ferdinand war unterwegs mit seinem Tennisclub, er würde sie nicht vermissen, das dauerte immer länger. Ihre Gedanken wanderten erneut zurück zu dem Tag, als sie Irene aufgesucht hatte und ihr Trost spenden wollte, nachdem bekannt geworden war, dass Stolzes in der Unglücksmaschine gesessen hatten. Als wäre sie mehr als 30 Jahre zurückversetzt worden, so klar und deutlich vernahm sie die Stimme Irenes und sah sie vor sich stehen mit verheulten Augen und wirren, ungewaschenen Haaren.
    »Was willst du denn hier?«, war der barsche Empfang gewesen, den Irene ihr geboten hatte.
    »Es tut mir so leid, Irene, ich habe es erst vorgestern erfahren und bin heute aus Tübingen gekommen. Ich wollte dir nur meine Hilfe anbieten, ich weiß, wie es ist, wenn man jemanden verliert.«
    »Spar dir dein Gesülze, ich komm schon klar«, hatte Irene sie regelrecht angefahren.
    Elvira war

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