Rotglut - Kriminalroman
schaute, stand seine Freundin am Herd und mühte sich mit dem Spätzlehobel ab. Das sah nach einem Friedensangebot aus, doch Hölzle war immer noch stocksauer auf sie. Und Hunger hatte er nun gerade auch keinen mehr.
»Na, klappt’s?«, kommentierte er spöttisch. Sie fuhr herum.
»Ja, geht so. Ich krieg das schon hin. Es gibt Züricher Geschnetzeltes dazu, das magst du doch so gern.« Sie versuchte ein Lächeln, aber angesichts Hölzles eisiger Miene erstarb es auf ihren Lippen.
»Ich dachte, du bist unterwegs heute Abend«, sondierte Hölzle die Lage.
»Wo sollte ich denn deiner Meinung nach sein?« Ein leicht aggressiver Unterton schwang in ihrer Frage mit.
»Sag du’s mir. Vielleicht im Parkhotel. Abendessen bei Kerzenschein und anschließend planschen in der Badewanne der Suite mit romantischem Blick in den Bürgerpark?«
Christiane schüttelte verständnislos den Kopf. »Wie kommst du denn auf so ’n Scheiß?« Sie widmete sich wieder ihren Spätzle und schabte vehement den Teig in das kochende Wasser.
»Gib mal her, so geht das nicht«, Hölzle schob seine Freundin zur Seite, um mit geübten Bewegungen weiterzuschaben.
»Hat mir so ein halbseidener italienischer Vogel zugezwitschert«, gab Hölzle dann zur Antwort. Er fischte die fertigen Spätzle aus dem Wasser, hielt sie kurz unter kaltes Wasser und ließ sie in eine bereitstehende Glasschüssel gleiten.
»Du hast Mark getroffen, und er hat dir das erzählt?« Sie wartete keine Antwort ab. »Wieso macht er das? Ich habe ihm klipp und klar gesagt, dass ich es unmöglich fand, dir dieses Foto zu schicken. Und er hat sich entschuldigt und gemeint, er wolle sich nicht zwischen uns drängen.«
Hölzle jagte den letzten Rest Teig durch den Hobel, schaltete die Herdplatte aus, angelte die restlichen Spätzle aus dem Topf und gab etwas Butter dazu. Anschließend schob er die Glasschüssel in den vorgewärmten Ofen.
»Sag mal, wie naiv bist du eigentlich?«, fragte er fassungslos seine Freundin. »Hast du dir jemals die Frage gestellt, wie dieses Arschloch überhaupt an so ein Foto kommt? Er selbst kann es ja kaum gemacht haben.«
Christiane ließ sich mit gesenktem Kopf auf den kleinen Küchenhocker sinken. »Darüber habe ich, ehrlich gesagt, nicht nachgedacht. Ich weiß auch nicht, ich war so …« Sie brachte den Satz nicht zu Ende, in ihrem Gesicht konnte man sehen, wie es in ihr arbeitete. Dann schaute sie Heiner in die Augen.
»Kann es sein, dass er mich benutzt hat, um dir eins reinzuwürgen? Ist er überhaupt ein Journalist für diese Polizeizeitschrift?«
»Die Kandidatin hat 100 Punkte!« Hölzle klatschte in die Hände. »Diese Salatkartoffel im Armanianzug ist vom Verfassungsschutz und glaubt, dass, wenn er mich eifersüchtig macht, ich die Finger von dem Fall lasse. Klar so weit?«
Christiane war sichtlich erschüttert und wohl auch in ihrer Eitelkeit gekränkt. »Du meinst, er hat sich wirklich nur deswegen mit mir getroffen?«
Hölzle zog den anderen Hocker herbei und setzte sich ihr gegenüber. »Genau so sieht’s aus. Überleg mal, wann du den getroffen hast.«
Sie runzelte die Stirn. »Kurz nachdem er bei dir im Büro war, weiß nicht mehr genau. Vielleicht zwei oder drei Tage später.«
»Mann, was für ein Zufall aber auch.« Hölzles Sarkasmus war nicht zu überhören. »Und um dieses Foto zu bekommen, muss er ja jemanden beauftragt haben, der euch beobachtet. Es tut mir leid, Schätzchen, aber der ist nicht wegen deiner rehbraunen Augen mit dir ausgegangen. Nicht, dass er nicht bemerkt hat, dass du gut aussiehst, aber …«
Christiane winkte ab. »Hab schon kapiert, was du mir sagen willst. Du brauchst nicht noch unnötigerweise Salz in meine Wunden zu streuen.«
Hölzle stand auf und begann, die Teigschüssel und den Spätzlehobel unter kaltem Wasser zu reinigen. »Ach, deine Wunden? Hast du überhaupt eine Vorstellung, wie es mir geht? Was das für ein Scheißgefühl war, als er auf der Party auftauchte? Dann dieses verdammte Foto, und heute habe ich euch in der Stadt zusammen gesehen. Glaub mir, das ist was anderes als deine gekränkte Eitelkeit.« Er knallte die abgewaschenen Sachen auf die Edelstahlspüle.
Christiane stand auf, trat hinter ihn und umschlang Heiner mit den Armen, den Kopf an seine Schulter gelehnt. »Es tut mir so leid.« Sie begann zu schluchzen.
Heiner drehte sich um und hielt sie auf Armeslänge von sich. »Hör bitte auf zu weinen, du hast weniger Grund dazu als ich. Ich weiß nicht, was ich
Weitere Kostenlose Bücher