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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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in die Wüste geschickt. Möglicherweise hat sie gemerkt, dass sich unsere Verstärkung sammelt.«
    In welchem Fall jeder, den Muhazil und Lakhim zur Hilfe schickten, in einen Hinterhalt laufen würde. Danielle ergriff Schnees Hand und zog sie durch den Garten.
*
    Roudette lag im Sterben.
    Ohne die Magie ihres Umhangs wäre sie ihren Verletzungen vielleicht bereits erlegen, doch selbst der Kraft des Umhangs waren Grenzen gesetzt. Blut klebte ihr das Hemd auf die Haut. Mit jedem Atemzug kratzte der Pfeil in ihrer Seite an ihren Rippen. Die Geräusche ihres Körpers erfüllten ihre Ohren: Das Dröhnen des Bluts, das Keuchen durch zusammengebissene Zähne, die gedämpften Schmerzensschreie. Zestan und Nagesh waren ferne Präsenzen, deren Stimmen sich wie die Wellen des Meeres hoben und senkten.
    Dieser ganze Ort stank nach Tod und Elfen. Roudette konnte sie alle riechen: Zestans Geistersklaven. Die Wilde Jagd, selbst kaum besser als Gespenster. Und Roudette selbst, die ihrer Großmutter bald folgen würde.
    Roudette unterdrückte ein Stöhnen, als Nagesh sie herumrollte. Die dicken Finger der Trollin schoben ihr die Haare aus dem Gesicht und zogen die Linien ihres Gesichts nach. »‘s war ein mächtiger Fluch, der die Wilde Jagd erschuf. Es wird seine Zeit dauern, sie vorzubereiten.«
    »Uns bleibt vielleicht nicht mehr so viel Zeit, wie wir gedacht haben.« Zestans Flügel klappten plötzlich auf, was Roudette so erschreckte, dass sie mit einem Mal wieder einen klaren Kopf hatte. Die Peri umkreiste Talia. »Deine kleine Armee kommt nicht unerwartet. Ich habe meine Geister in dem Moment ausgeschickt, in der Wüste zu patrouillieren, als Nagesh dich gefangen genommen hat. Aber du hast einen Weg gefunden, deine Freundinnen ins Schloss einzuschmuggeln, nicht wahr? Welche von ihnen besitzt die Stärke, meine Jäger zu vertreiben? War es die Hexe? Sie muss wahrlich mächtig sein.«
    »Wie?«, krächzte Roudette. Kein dem Menschen bekannter Zauber konnte die Wilde Jagd wegschicken, und die Jäger fürchteten nichts, nicht einmal den Tod. Roudette hatte ihr Leben damit zugebracht, die Elfen zu bekämpfen, und die Wilde Jagd angegriffen, wann immer sich ihre Wege gekreuzt hatten. Nie hatte sie etwas erreicht, außer ab und zu einen Jäger zu töten. Doch wenn Zestan die Wahrheit sagte, hatten Schnee und Danielle die ganze Jagd weggeschickt! Roudette hatte sie unterschätzt.
    »Bereite einen Hexenring vor!«, befahl Zestan. »Ich weiß nicht, was sie gemacht haben, aber möglicherweise müssen wir Dornröschen schneller einsetzen als geplant.«
    Damit fegte die Peri aus dem Raum, wobei sich Schatten von der Wand schälten und sie in Dunkelheit hüllten. Nagesh schleifte Roudette in die Mitte der Bibliothek. Mit einem Tritt beförderte sie einen alten Tisch auf die Seite und machte Platz für ihren Hexenring, anschließend stellte sie ihren Stab an die Wand und nahm ein Buch in die Hand. Die Hälfte der vergilbten Seiten fiel wie Herbstlaub zu Boden. Mit einer Berührung ihres Fingers steckte sie das Buch in Brand und hielt es hoch, als grüne Flammen die Seiten einhüllten.
    »Das müsste funktionieren.« Sie ließ das Buch fallen und trat das Feuer aus, dann begann sie, weitere Bücher einzusammeln und im Kreis auszulegen. Sie hatte erst die Hälfte des Rings fertig, als sie sich plötzlich aufrichtete und ihr warziges Gesicht sich in finstere Falten legte. »Wer ist da?«
    Roudette entdeckte sie gleichzeitig mit Nagesh: zwei sandfarbene Eidechsen, ungefähr so lang wie ihr Arm, krabbelten an der Wand entlang.
    »Wie nett von Zestan, mir eine Kleinigkeit zu essen zu schicken!« Nagesh griff nach einer, aber ein Funke sprang von der Eidechse auf ihre Fingerspitzen über. Die Trollin sprang zurück und lutschte an ihren Fingern.
    Die Eidechsen ließen sich auf den Boden fallen, wo ihre Körper wuchsen und sich veränderten. »Warum versuchen Trolle immer, uns zu fressen?«, fragte Schnee, während die Schuppen auf ihrem Gesicht sich auflösten. »Sind wir wirklich so schmackhaft?«
    Danielle zog das Schwert und griff mit einer einzigen Bewegung an: ein Aufwärtshieb, der Nagesh fast am Kinn erwischt hätte.
    »Ihr seid also diejenigen, welche, was?« Nagesh machte einen Satz nach ihrem Stab, aber Danielle war schneller und schlug so fest mit dem Schwert dagegen, dass das Holz einen Sprung bekam. Eine stählerne Schneeflocke grub sich in Nageshs Schulter.
    Die Trollin grunzte und zog sie heraus; dunkles Blut tropfte an ihrem Arm

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