Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
Vom Netzwerk:
Wilde Jagd, wie alle andern in diesem Land auch, ganz einfach ihre Sprache nicht verstand.
    »Wie lange ist es her, dass ihr wirklich lebendig und frei wart?«, fragte sie. Sie konnte Ratten dazu bringen, sie zu verstehen, da schaffte sie doch bestimmt dasselbe bei der Wilden Jagd! »Wie lange?«
    Die kahle Kopfhaut des Jägers runzelte sich fast unmerklich. »Wir haben keine Erinnerungen an unser früheres Leben.«
    Danielle lächelte. Sie ertappte sich dabei, ungeachtet der widrigen Umstände lächerlich froh zu sein, ihre eigene Sprache zu hören. Die Wilde Jagd kannte keine Grenzen, und nach dem, was Schnee gesagt hatte, waren die Jäger in vielerlei Hinsicht wie ein einziges Wesen. Wenn einer aus ihren Reihen eine Sprache beherrschte, dann würden alle sie kennen.
    Sie merkte, wie Schnee sich mit dem Rücken dichter an sie drückte, als der Rest der Jagd den Kreis um sie herum enger zog. Ihr Leuchten hatte mit der aufgehenden Sonne nachgelassen, aber noch konnte Danielle das Mondlicht von ihrer Haut scheinen sehen.
    »Zestan hat euch die Freiheit versprochen«, riskierte sie einen Schuss ins Blaue. »Auf diese Weise kontrolliert sie euch. Die Nacht ist vorüber, aber ihr seid noch da.«
    »Sie hat uns die Freiheit des Mondes gegeben«, sagte der Jäger. »Sein Licht zu tragen. Bald werden wir wieder reiten, wann und wohin wir wollen.«
    »Wohin ihr wollt?«, wiederholte Danielle. »Ihr werdet dorthin reiten, wo Zestan euch hinschickt, und tun, was sie von euch verlangt. Statt an die Dunkelheit gebunden zu sein, werdet ihr die Sklaven einer Elfenherrin sein und ihre Beute jagen!«
    Er ließ den Bogen sinken. »Du bietest uns einen besseren Handel? Ihr wärt nicht die Ersten, die um ihr Leben betteln.«
    »Wir betteln nicht: Wir bieten euch eine Wahl.« Danielle trat näher an ihn heran - ein Versuch, an dem Elfenfluch vorbeizukommen und mit den letzten Überresten Sterblichkeit zu sprechen, die noch vorhanden sein mochten. »Ihr wart nicht immer so wie jetzt. Einst wart ihr frei, die Welt zu durchstreifen. Wild und ungebunden und niemandes Diener. Jetzt rennt und kämpft und sterbt ihr nach Zestans Laune.«
    »Wenn sich die Möglichkeit bietet, frag sie, wo sie hergekommen sind!«, sagte Schnee begierig. »Gelehrte haben Jahrhunderte mit dem Versuch zugebracht, den Ursprung der Wilden Jagd zurückzuverfolgen, aber niemand kennt ihn mit Sicherheit. Wenn du erfahren könntest, aus welchem Land -«
    Ein wütender Blick Danielles brachte sie zum Schweigen. »Ihr tragt die Gestalten zur Schau, die ihr zu Lebzeiten hattet. Ein Teil von euch erinnert sich an dieses Leben.«
    »Diese Tage sind vergangen.« Mit langsamen und besonnenen Bewegungen legte der Jäger einen Pfeil auf die Kerbe. »Der Mann, der ich früher einmal war, ist längst von dieser Welt vergessen. Alles, was bleibt, sind die Folgen seines törichten Stolzes.«
    »Das ist nicht wahr!«, sagte Danielle. »Auch der Stolz ist noch da. Ich sehe ihn, wenn ich in deine Augen blicke. Du könntest diesen Stolz wiedergewinnen, frei laufen und weder Mensch noch Elf Rechenschaft schuldig sein. Groß und frei und stolz.«
    »Du hast Mut, auch wenn deine Worte nicht ändern können, was wir sind«, sagte der Jäger. »Vielleicht wird Zestan dir erlauben, dich uns anzuschließen.«
    Danielle blickte ihn erstaunt an. »Entschuldige, aber was bringt dich auf den Gedanken, dass ich mit dir gesprochen habe?«
    Der Jäger zögerte und runzelte verwirrt die Stirn.
    Erinnere dich und sei frei! Danielle machte noch einen Schritt nach vorn, streckte die Hand nach dem Pferd aus und drängte es stumm mit all ihrer Kraft. Lauf!
    Das Pferd drehte sich um und sprang fort und warf seinen Reiter dabei beinah ab. Pferd wie Jäger verschwanden in flammendem Schatten. Der Rest der Jagd folgte ihnen und ritt ins Mondlicht davon.
    Schnee stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Zestan wird ganz schön sauer auf dich sein!«
    Danielle wischte sich die Handflächen an den Kleidern ab. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. »Ist die Wilde Jagd dafür bekannt, nachtragend zu sein?«
    »Ich werde die Schutzzauber verstärken, wenn wir wieder zu Hause sind«, versprach Schnee.
    »Wir müssen immer noch an den Geistern vorbei.«
    Schnee schüttelte den Kopf. »Die sind auch weg.«
    »Wie das?« Danielle wirbelte herum.
    Schnee zeigte auf die Mauern. »Ich bin mir nicht sicher. Ich kann noch eine Hand voll wahrnehmen, die übers ganze Schloss verstreut sind, aber ich glaube, Zestan hat die übrigen

Weitere Kostenlose Bücher