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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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her, dass sie den Palast verlassen hatte, da merkte sie, wie sie immer wieder einnickte und, wenn ihr Körper im Sattel zu sehr in Schieflage geriet, wieder hochschreckte.
    Die winzigen Schnarcher, die aus ihrer Gürteltasche drangen, machten sie nur noch mürrischer. Um keinen Verdacht zu erregen, hatte Botschafter Trittibar sich auf seine normale Größe geschrumpft, das hieß, er war nun nicht größer als eine Stoffpuppe. Die meiste Zeit über setzte der Elfenbotschafter Zauberei ein, um eine mehr oder weniger menschliche Erscheinung beizubehalten, vermutlich, damit niemand versehentlich auf ihn trat - ganz abgesehen davon, was dem armen Elfen hätte widerfahren können, als Prinz Jakob zahnte.
    Von Osten hatte Nebel heraufzuziehen begonnen. Die Küstenstraße zu nehmen, hatte bisher bedeutet, dass Schnee durch Lücken im Wald zu ihrer Linken den Arantinischen Ozean hatte sehen können. Inzwischen bestand die Welt nur noch aus Nebel und Bäumen und dem unveränderlichen Anblick des Hinterns von Talias Pferd.
    Talia warf einen Blick über die Schulter. »Wie fühlst du dich?«
    Schnee verbarg ein Gähnen. Bevor sie etwas sagen konnte, zügelte Talia ihr Pferd und blockierte die Straße.
    »Du schläfst ja im Sattel ein!«, sagte Talia.
    »Ich muss mich nur strecken.« Sie stieg vom Pferd, warf die Kapuze ihres Reitumhangs zurück und massierte mit einer Hand den Nacken. Mit der andern kramte sie in ihrer Satteltasche herum, bis sie ein kleines Päckchen Weidenrinde fand. Normalerweise hätte sie sich mit der Rinde einen Tee aufgegossen, aber zur Not konnte man sie auch trocken benutzen. Sie steckte sich einen Streifen in den Mund und verzog das Gesicht bei dem bitteren Geschmack.
    »Du isst Bäume!«
    »Nur die Rinde«, widersprach Schnee. »Damit mein Rücken nicht steif wird. Es strömt halt nicht allen von uns Elfenmagie durch den Körper, die uns geschmeidig und anmutig hält.«
    »Dein Rücken«, wiederholte Talia. »Na schön.« Besorgnis ließ ihre Worte ungewöhnlich verlegen klingen. »Du hast diese Woche viel Magie benutzt. Den Lagerraum für Rumpelstilzchen vorbereitet, die Verzauberungen der Kinder gebrochen, dann Charlotte und Roudette aufgespürt. Bist du sicher, dass du hierfür bereit bist? Deine Verletzung -«
    »Ist bestens. Hat Tymalous selbst gesagt.« Schnee warf die restliche Rinde zurück in die Satteltasche und zog sie zu. In Wahrheit hatte sie während des größten Teils des Tages bohrende Kopfschmerzen gehabt. »Wenn der Heiler des Königs sagt, mein Schädel ist geheilt, wer bist dann du, darüber diskutieren zu wollen?«
    »Ich bin diejenige, die dich jeden Tag sieht, die sieht, wie dir die Tränen in die Augen schießen, wenn du dich mit deiner Zauberei überanstrengst, und der auffällt, wie du dir über den Hinterkopf reibst, wenn du meinst, dass niemand dir zusieht. Ich bin diejenige, die dich zusammengebrochen auf der Treppe gesehen hat, nachdem du von den wütenden Luftgeistern einer Meerjungfrau gegen eine Mauer geschleudert wurdest.«
    Schnee sagte nichts. Tymalous hatte die Schädelfraktur, die sie während dieses Kampfs erlitten hatte, tatsächlich für geheilt erklärt. Er hatte sie allerdings auch gewarnt, dass der Knochen unter der Oberfläche noch beschädigt war und dass bei solchen Verletzungen noch jahrelang Nachwirkungen auftreten konnten. Was Schnee alles schon vorher gewusst hatte. Ebenso wie sie wusste, dass sie nicht den Rest ihres Lebens als Invalidin verbringen würde.
    »Du brauchst mich«, sagte sie. »Du brauchst meine Magie, um dich an Roudette ranzuschleichen und den Tricks begegnen zu können, die sie eventuell vorbereitet hat.«
    Talia glitt vom Pferd. Sie senkte den Blick, und vorübergehend verloren ihre Worte die Schärfe. »Nicht wenn es dir schadet. Trittibar kann meine magische Unterstützung sein.«
    »Trittibar?« Schnee lachte und hätte fast ihre Rinde ausgespuckt. »Ihr zwei würdet euch gegenseitig umbringen, noch ehe ihr Roudette auch nur gefunden hättet!« Sie seufzte und fuhr sich über die Augen. »Ich verspreche, dass ich mich ausruhen werde, sobald das hier vorbei ist. Stellt dich das zufrieden, Mutter? Ehrlich, du bist so schlimm wie Danielle!«
    »Ruh dich jetzt aus! Wir können paarweise reiten.«
    Schnee versteifte sich. »Ich habe hier drin ein paar Arzneien, die mich wieder wach machen werden. Gib mir einen Moment, um sie zu suchen, und ich werde wieder so gut -«
    »Wie viele Male hast du mir schon Vorträge gehalten über diese

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