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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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würdest zahlen.« Charlotte nahm ihren Mut zusammen. »Ich sagte ihr, du seist leicht zu beeinflussen und dass dir das Rückgrat fehle, um dich von deiner Stiefschwester abzukehren, was ich auch getan haben mochte.«
    Schnee hüstelte und drehte sich weg, aber nicht bevor Danielle ihr Grinsen sah.
    Königin Beatrice stieß mit ihrem Stab auf den Boden. »Erzählt uns, was Ihr von Roudette erfahren habt!«
    »Sie beugte sich über einen hohlen Stumpf«, berichtete Charlotte, »und streute etwas Gelbes hinein. Ich kann keine Zauber wirken, aber ich kann sie manchmal spüren; es fühlte sich an, als ob sie einen Trank braute. Sie fing an, in den Stumpf hineinzusprechen.«
    Vater Isaac wandte sich an den König und die Königin. »Vor zwei Nächten hat es geregnet. In einem hohlen Stumpf aus Stein dürfte immer noch Wasser gestanden haben. Sie könnte ihn als Hellsichtbecken benutzt haben.«
    Charlotte nickte eifrig. »Ich konnte die Sprache nicht verstehen. Sie sagte immer wieder ›tav‹.«
    Talia näherte sich ihr. »Tiav?«, fragte sie, wobei sie die Vokale dehnte.
    »Ja.« Charlotte sah von Talia zu Danielle. »Was bedeutet es?«
    »Es ist Aratheanisch«, erklärte Talia. »Es bedeutet ›bald‹. Was hat sie sonst noch gesagt?«
    Charlotte schüttelte traurig den Kopf. »Woher soll ich das wissen?«
    »Talia?« Danielle streckte die Hand aus, aber Talia schlug sie zur Seite.
    Die Wachen traten mit unsicheren Mienen einen Schritt vorwärts. Talia schien gar nicht klar zu sein, was sie getan hatte.
    »Nein«, sagte Danielle und winkte sie zurück, »schon in Ordnung.«
    Talia schlug sich mit der Faust in die flache Hand und holte tief Luft. »Hat Roudette jemals den Namen Lakhim gesagt?«
    »Ich glaube nicht.«
    Talia entspannte sich ein wenig. »Was ist mit Mutal oder Mahatal?«
    Charlotte nickte eifrig. »Ja! Daran erinnere ich mich, fast ganz am Ende!«
    Beatrice atmete scharf ein. Sogar Schnee sah todernst aus. Beide starrten Talia an, die blass geworden war.
    »Mutal and Mahatal ela’Ghelib«, sagte Beatrice.
    »O Talia!« Danielle erkannte die Namen jetzt, auch wenn Talia sie nie in ihrer Gegenwart ausgesprochen hatte. Mutal und Mahatal waren die Zwillingsprinzen von Arathea. Die Söhne von Dornröschen.
    »Sind das die Männer, die Roudette angeheuert haben?«, fragte Charlotte.
    »Nicht Männer, sondern Knaben.« Beatrice drückte sich hoch. »Arathea hat eine Attentäterin gegen unseren Haushalt ausgesandt.«
    Zum ersten Mal stand Kanzler Crombie auf und ergriff das Wort. »Wir haben keine Beweise«, sagte er zögernd. »Das Wort einer verurteilten Kriminellen ist schwerlich ein ausreichender Grund für eine derartige Anschuldigung.«
    »Ich sage die Wahrheit!«, rief Charlotte. Sie errötete und senkte den Kopf. »Glaubt mir oder lasst es bleiben, mir egal, nur befreit mich von diesem verdammten Mal!«
    »Ich glaube dir«, sagte Danielle leise. Sie warf einen Blick auf den König, der nickte, und sagte zu Vater Isaac: »Würdet Ihr und Schnee bitte tun, was Ihr könnt, um den Fluch zu beseitigen?«
    »Und was dann?«, fragte Charlotte argwöhnisch und ließ wieder etwas von ihrem alten Ich durchscheinen.
    Danielle beobachtete den König, doch der schwieg weiterhin und ließ sie antworten. »Sobald sie den Fluch beseitigt haben und du uns alles erzählt hast, was du weißt, will ich, dass du aus Lorindar fortgehst. Für immer.«
    Charlottes Gesicht wurde rot. Einen Moment lang dachte Danielle, sie würde tatsächlich anfangen zu schreien, so wie sie es früher immer getan hatte. Doch stattdessen flüsterte sie: »Danke.« Sie drehte sich zu Schnee um. »Du hast sie gehört: Entferne sofort dieses Ding!«
    Danielle bemerkte, dass Talia durch die Tür hinausging. Hastig verneigte sie sich vor dem König und der Königin, ehe sie ihr nacheilte.
    »Wo willst du hin?«, rief Schnee ihr hinterher.
    »Talia daran hindern, eine Dummheit zu begehen!«
*
    Danielle hasste es, Talias Zimmer im Palast aufzusuchen. Die meisten höhergestellten Diener teilten sich Unterkünfte im unteren Teil des Nordwestturms. Talia und Schnee gehörten zu den wenigen, die dank Beatrice ihre eigenen Zimmer hatten. Schnees Zimmer war ein sorgfältig kultiviertes Meisterwerk der Unordnung mit kleinen magischen Fallen, die überall verstreut waren, um allzu neugierige Besucher abzuschrecken.
    Talias Raum war das krasse Gegenteil. Klein, aber ordentlich, mit einem zusammengeklappten Feldbett, das Danielle sie noch nie hatte benutzen sehen,

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