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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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was wie ein Babydrache in einem Silberkäfig aussah.
    Talia hielt sie am Ärmel fest. »Nein.«
    »Aber er ist -«
    »Nein.« Talia warf einen flüchtigen Blick auf den Drachen. »Die Schuppen fallen ihm aus und er hat noch keinen einzigen Funken gespien. Willst du wirklich einen kranken Drachen?«
    Schnee zeigte auf eine andere Händlerin, die von Stapeln von Seide in leuchtenden Farben umgeben war. »Wie sieht’s mit -«
    »Nein.«
    Schnee verschränkte die Arme. »Na schön. Aber wenn wir hier fertig sind, will ich einen Drachen haben!«
    »Und wer wird hinter ihm sauber machen?«, fragte Talia.
    »Das reicht!« Roudette fegte an ihnen vorbei. »Euer Geplapper ist ja schlimmer als jede Elfenfolter!« Ein kleines Stück weiter blieb sie stehen, um ein eingestürztes Gebäude zu betrachten. Der kleine Garten dahinter war zertrampelt und schwarz, als wäre er versengt worden. Eine kleine Gruppe grub sich durch den Schutt. Roudette witterte. »Drei Personen wurden zerquetscht, als die Mauern einfielen.«
    »Die Jagd war hinter uns her!«, protestierte Danielle. »Warum tun sie diesen Leuten solche Sachen an?«
    »Such nicht nach Gründen«, sagte Roudette. »Einst waren die Jäger Menschen, doch jetzt haben sie sich eher in Elfen verwandelt, wiedergeboren aus Chaos und Launenhaftigkeit und Zerstörung. Setze zwei identische Kinder vor sie, und sie werden das eine nicht anrühren, während ihre Hunde das andere bös zurichten. Das hier … ist noch zurückhaltend für die Jagd.«
    »Was haben sie dir angetan?«, fragte Danielle mit sanfter Stimme.
    Roudette drehte sich weg, versteckte sich in der Dunkelheit ihrer Kapuze. »Meine Großmutter versuchte, gegen sie zu kämpfen. Sie hatte keinen Erfolg. Sie brachten alle um, die sie finden konnten. In einer einzigen Nacht legten sie mein Dorf in Schutt und Asche.«
    »Das tut mir leid«, sagte Danielle. Kummervolles Klagen zerriss die Stille, als sie weitergingen. Danielle konnte den Schmerz in den fernen Schreien hören, auch wenn sie die Worte nicht verstand. Männer wie Frauen gleichermaßen weinten gemeinsam.
    »Wenigstens hat meine Großmutter zu kämpfen versucht«, fuhr Roudette nach einer Weile angewidert fort. »Talias Leute haben vor ihrer Magie kapituliert. Sie gehorchen der Siqlah und vertrauen darauf, dass Gott sie beschützen wird. Ihr seht ja, wie wenige sich selbst nach letzter Nacht die Mühe machen, Waffen zu tragen!«
    Talia wirbelte herum. »Dann hätten sie also kämpfen sollen? Die Jagd hätte sie alle abgeschlachtet, genau wie sie es mit deinen Leuten gemacht hat!«
    »Stattdessen geben sie ihre Seelen den Elfen preis!«, versetzte Roudette.
    »Das reicht jetzt!« Danielle und Roudette starrten einander an, bis Roudette verächtlich schnaubte und sich abwandte.
    Ohne eine Antwort zu geben, ging Talia weiter und führte sie hinter dem nächsten Block zu einer Steinbrücke, die über einen Kanal führte. Auf der anderen Seite der Brücke waren die Straßen mit weißen Steinen gepflastert und von Sandsteinstatuen mit gehörnten Helmen und unmenschlich schmalen Gesichtszügen gesäumt. Dahinter wuchsen Feigen- und Olivenbäume, die die Häuser und anderen Gebäude vor den Blicken abschirmten. Kleine Wirbelwinde wehten durch die Straßen.
    »Luftderwische«, sagte Schnee. »Elfengeister, die den Staub von den Straßen fegen.«
    Roudette knurrte einen der Derwische an. Als er zu nahe herankam, sprang sie nach vorn und stampfte darauf und bewegte sich dabei so schnell, dass der Geist nicht ausweichen konnte. Er zerbarst in einer kleinen Explosion aus Erde und Staub. »Ha!«
    Langsam formte sich der Geist neu, wobei er die meiste Erde wieder in sich aufnahm. Roudette fletschte die Zähne, und er sauste fort.
    Danielle mochte die Sprache nicht sprechen, aber in den Gesichtern, die die Szene beobachtet hatten, las sie Missbilligung. »Du solltest das wahrscheinlich nicht noch mal machen.«
    Die Bevölkerung hier schien sich zu gleichen Teilen aus Menschen und Elfen zusammenzusetzen. Ein runzliger Zwerg ritt einen weißen Esel durch die Straße. Ein Mann, dessen Körper aus schwarzem Rauch zu bestehen schien, trieb vorbei; seine Füße hinterließen eine schwache Rußspur. Eine gelbhäutige Frau führte beim Gehen ein Gespräch mit einer kobraartigen Schlange, die um ihren Hals drapiert war. Überall, wo Elfen unterwegs waren, gingen die Menschen zur Seite, um sie vorbeizulassen.
    »Vielleicht verdient Arathea es, den Elfen zuzufallen«, bemerkte

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