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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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war das leise Tröpfeln. Sie hatte das Geräusch des Wassers, das sich aus den Wänden ergoss und zu dem schmalen Bach vereinigte, der um das Kircheninnere herumfloss, ganz vergessen. Talia überquerte eine hölzerne Brücke und spähte dabei ins Wasser unter sich: Leuchtende Jaan schwammen in endlosen Windungen um die Kirche herum. Viele Leute zwängten sich zum Rand des Wassers hin, um aus der hohlen Hand davon zu trinken.
    Faziya hatte Talia einmal gedrängt, dasselbe zu tun, den Segen Gottes und der Elfen zu trinken. Talia war angewidert davor zurückgeschreckt und hatte gesagt: ›Dir ist schon klar, dass du Jaanpisse trinkst?‹ Faziya hatte nur gelacht.
    In der oberen Hälfte umrundete eine Empore aus grünem Stein die Kirche. Diese Ebene war für die Elfen reserviert und weniger überfüllt als das Hauptstockwerk. Talia entdeckte Trolle und Goblins, Schemen und Geister aller erdenklichen Rassen. Funken regneten von einer kleinen Gruppe Kobolde herab, die auf dem Geländer hockten.
    Talia ging zur Seite, um die Sandalen auszuziehen, verknotete die Riemen miteinander und hängte sie sich um den Hals. Dann wartete sie, bis die anderen das Gleiche gemacht hatten.
    Im vorderen Teil der Kirche befand sich ein rundes Podium, leer bis auf die dicken Bienenwachskerzen, die zu beiden Seiten mit grünen Flammen brannten. Die Luft war kühl, fast frostig, obwohl die Steine unter ihren Füßen warm waren. Sie konnte spüren, wie sich Spannung aufbaute, als immer mehr Leute hereinkamen. Sie hatten Angst, und diese Angst konnte leicht in Wut umschlagen. Sie kamen hierher auf der Suche nach Antworten und Beruhigung nach dem Angriff von vergangener Nacht. Talia wollte sich gar nicht vorstellen, was passieren mochte, wenn sie sie nicht bekamen.
    Talia dirigierte Roudette in eine Ecke der Kirche, wo der Bach sich in einer Schleife von der Wand entfernte und eine kleine, dreieckige Insel bildete. »Roudette muss bei den Siechen und Gebrechlichen warten. Das Wasser soll die Gesunden vor den Krankheiten schützen, die sie übertragen könnten.«
    Roudette schnaubte, überquerte aber das Wasser, um sich zu einer Hand voll anderer Andächtiger zu gesellen, die zu krank oder wahnsinnig waren, um sich unter die Übrigen zu mischen.
    Talia bahnte sich einen Weg in den vorderen Teil der Kirche und nahm einen Platz ein, an dem sie eine der eckigen Säulen im Rücken hatte. Sie fuhr mit dem Finger über die Schnitzarbeit des Pfeilers, die eine spitzohrige Elfenfrau darstellte, welche einer Versammlung von Menschen eine Gabe von Fleisch und Wein darbrachte. »Jede Gabe hat ihren Preis«, flüsterte sie.
    »Was ist das?«, fragte Schnee und zeigte auf einen weißen Streifen, der an der Wand aufgemalt war.
    »Der Pfad der Erlösung«, antwortete Talia. Der Pfad umkreiste die gesamte Kirche und wand sich dabei immer höher, bis er in der Sonne an der Spitze der Kuppel mündete. Gemälde verschiedener Hindernisse versperrten den Weg. Auf einem versuchte eine schöne Frau, einen Reisenden in ihr Haus zu locken. Ein Knochenhaufen hinter dem Haus zeigte das Schicksal derjenigen, die der Lust nachgaben.
    Talia warf einen Blick auf die anderen Hindernisse. Zur Zeit ihrer Eltern war die Elfenkirche nicht so mächtig gewesen. Der reiche Mann, der unter dem Gewicht seiner Schätze zermalmt wurde, der Mörder, der dem Drachen vorgeworfen wurde, das waren die Lektionen, an die sie sich erinnerte. Viele der Hindernisse erkannte sie aus diesen Geschichten wieder, aber sie waren durch den Einfluss der Elfen entstellt.
    Eine Frau mit blauer Haut führte einen alten Mann durch eine Menge von Ungläubigen. Ein gehörnter Troll mit einem Körper wie nasser Sand jagte eine Wüstenwildkatze fort, um ein paar Kinder an einem Abhang zu beschützen.
    »Mir ist diese Geschichte anders in Erinnerung«, bemerkte Talia. »Meine Eltern brachten mir bei, dass die Wildkatze ein Bote Gottes war, der die Kinder vor Gefahr warnte. Die Kinder beachteten die Warnung nicht, und der Troll verschlang sie beide.«
    Eine Frau schob sich an Danielle vorbei und kam dabei so dicht an die Gefährtinnen heran, dass ihre Zehen die Talias streiften. »Ohne die Elfen wäre Jahrasima nichts als ein schlammiger Tümpel im Sand.«
    »Was ist mit den Reitern, die letzte Nacht angegriffen haben?«, wollte ein Mann zu Talias Linken wissen. »Die Zisternen meines Onkels sind zertrümmert und sein preisgekrönter Jagdfalke von diesen verfluchten Hunden in Stücke gerissen worden!«
    »Gott tut

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