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Rotkehlchen

Rotkehlchen

Titel: Rotkehlchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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der Macht zu tun. Siebenhundert, wenn diese Zahl stimmt, ist genau die Anzahl Männer, die Kaiser Friedrich III. mit sich führte, als er im Jahre 1468 nach Rom zum Papst zog, um diesem klar zu machen, wer der mächtigste Mann auf Erden sei.«
    Noch mehr Gelächter. Brandhaug zwinkerte Anne Størksen zu. Den Satz hatte er in der Aftenposten gefunden. Er klatschte in die Hände.
    »Ich brauche Ihnen nicht zu erklären, wie wenig Zeit zwei Monate sind, und so werden wir uns von nun an jeden Tag um zehn Uhr hier zu unseren täglichen Koordinationssitzungen zusammenfinden. Bis diese vier Männer unseren Zuständigkeitsbereich wieder verlassen haben, gilt es, alles andere zurückzustellen. Urlaub oder andere Abwesenheiten stehen nicht zur Debatte. Ebenso Krankmeldungen. Gibt es Fragen, ehe wir fortfahren?«
    »Nun, ich glaube …«, begann der Sekretär des Staatsministers. »Depressionen eingeschlossen«, unterbrach ihn Brandhaug, und Bjarne Møller lachte unfreiwillig laut.
    »Nun, wie …«, versuchte er es erneut.
    »Bitte, Meirik«, rief Brandhaug.
    »Was?«
    PÜD-Chef Kurt Meirik hob seinen blanken Schädel und blickte zu Brandhaug hinüber.
    »Sie wollten etwas über Ihre Einschätzung möglicher Bedrohungen sagen?«, fragte Brandhaug.
    »Ach so, ja«, sagte Meirik, »ich habe Kopien anfertigen lassen.«
    Meirik stammte aus Tr ø mso und sprach eine merkwürdige Mischung seines angestammten Dialekts mit dem Hochnorwegischen. Er nickte der Frau zu, die neben ihm saß. Brandhaug ließ seinen Blick auf ihr ruhen. Sie war ungeschminkt und hatte ihre kurzen braunen Haare mit einer unkleidsamen Spange nach oben gesteckt. Auch ihre Kleidung war betont schlicht. Doch obgleich sie ihr Gesichtin diese übertrieben seriösen Falten gelegt hatte, die er so oft bei Businessfrauen beobachtet hatte – wohl aus Angst, sonst nicht ernst genommen zu werden –, gefiel ihm, was er sah. Ihre Augen waren braun und freundlich und ihre hohen Wangenknochen gaben ihr ein fast aristokratisches Aussehen.
    Er hatte sie zuvor schon einmal gesehen, doch diese Frisur war neu. Wie war noch mal ihr Name – er hatte biblisch geklungen –, Rakel? Vielleicht war sie gerade geschieden, die neue Frisur konnte ein Hinweis darauf sein. Sie beugte sich zu der Aktentasche hinunter, die zwischen ihr und Meirik stand, und Brandhaugs Blick wanderte automatisch zu dem Ausschnitt ihrer Bluse; doch es waren zu viele Knöpfe geschlossen, um etwas zu offenbaren. Ob sie Kinder im schulpflichtigen Alter hatte? Ob sie etwas dagegen hätte, sich tagsüber in einem im Zentrum gelegenen Hotel einzumieten? Ob ihr Macht einen besonderen Kick gab?
    »Geben Sie uns einfach einen kurzen mündlichen Kommentar, Meirik«, verlangte Brandhaug.
    »Ja, gut.«
    »Ich möchte nur kurz noch etwas anmerken …«, warf der Sekretär des Ministerpräsidenten dazwischen.
    »Lassen wir Meirik erst ausreden, und dann darfst du so viel reden, wie du willst, Bjørn.«
    Es war das erste Mal, dass Brandhaug den Vornamen des Sekretärs benutzt hatte.
    »Das PÜD erachtet die Gefahr für ein Attentat oder einen anderen Anschlag als gegeben«, erklärte Meirik.
    Brandhaug musste lächeln. Aus den Augenwinkeln erkannte er, dass auch die Polizeipräsidentin dieser Meinung war. Ein kluges Mädchen, Juraexamen und dann eine makellose bürokratische Karriere. Vielleicht sollte er sie und ihren Mann einmal zum Forellenessen nach Hause einladen. Brandhaug und seine Frau wohnten in Nordberg direkt am Wald in einer geräumigen Massivholzvilla. Man konnte sich direkt vor der Garage die Skier anschnallen. Bernt Brandhaug liebte diese Villa. Seine Frau fand sie zu düster; sie sagte immer, all das dunkle Holz drücke ihr aufs Gemüt, sie habe Angst vor der Dunkelheit. Und auch den Wald rundherum mochte sie nicht. Doch ja, eine Einladung zum Essen. Solide Holzbalken und selbst gefangene Forellen. Das wären die richtigen Signale.
    »Ich möchte Sie daran erinnern, dass vier amerikanische Präsidenten durch Attentate ums Leben gekommen sind. Abraham Lincoln 1865, James Garfield 1881, John F. Kennedy 1963 und …«
    Er wandte sich der Frau mit den hohen Wangenknochen zu, die den Namen mit den Lippen formte.
    »Ach ja, William McKinley …«
    »1901«, sagte Brandhaug, lächelte verbindlich und sah auf die Uhr.
    »Genau. Doch es hat über die Jahre noch viel mehr Anschläge gegeben. Sowohl Harry Truman als auch Gerald Ford und Ronald Reagan waren zu ihren Amtszeiten Ziele von Attentätern.«
    Brandhaug

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