Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rotkehlchen

Rotkehlchen

Titel: Rotkehlchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
Vom Netzwerk:
nicht so sehr. Das einzig wirklich Traurige war, dass ich bei ihrem letzten Anruf nicht zu Hause war. Wusstest du, dass Ellen ihn entlarvt hatte?«
    Zum ersten Mal, seit Møller hereingekommen war, drehte sich Harry um und sah ihn an.
    »Du erinnerst dich doch an Ellen, nicht wahr?«
    Møller seufzte.
    »Wir erinnern uns alle an Ellen, Harry. Und ich erinnere mich an die Nachricht, die sie dir hinterlassen hat, und dass du der Kripo gegenüber geäußert hast, dass sich das auf den Mittelsmann in diesem Waffenhandel bezieht. Dass es uns nicht gelungen ist, den Täter zu finden, bedeutet nicht, dass wir sie vergessen haben, Harry. Sowohl die Kripobeamten als auch wir hier im Dezernat waren wochenlang auf den Beinen, wir haben kaum geschlafen. Wenn du zur Arbeit gekommen wärst, hättest du vielleicht gesehen, wie hart wir gearbeitet haben.«
    Møller bereute die Worte, kaum dass er sie ausgesprochen hatte. »Das hab ich nicht so …«
    »Doch, das hast du. Und du hast natürlich Recht.«
    Harry fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
    »Gestern Abend habe ich mir noch einmal eine von ihren Nachrichten angehört. Ich habe keine Ahnung, warum sie anrief. Die ganze Nachricht war voller Ratschläge, was ich essen sollte, und endete damit, dass ich das Futter für die Vögel nicht vergessen sollte, das Stretching nach dem Training und Ekman und Friesen. Weißt du, wer Ekman und Friesen sind?«
    Møller schüttelte nur den Kopf.
    »Zwei Psychologen, die herausgefunden haben, dass die Gesichtsmuskeln beim Lächeln eine chemische Reaktion im Hirn auslösen, die einen positiver auf seine Umwelt reagieren lässt und zufriedener mit seinem Leben macht. Sie haben tatsächlich die alte Behauptung bewiesen, dass die Welt, wenn man ihr mit einem Lächeln begegnet, dieses Lächeln erwidert. Sie hat mich dazu gebracht, das eine Weile zu glauben.«
    »Traurig, nicht?«
    »Verdammt traurig.«
    Sie versuchten zu lächeln und saßen eine Weile wortlos da.
    »Ich sehe, dass du gekommen bist, um mir etwas zu sagen, Chef. Worum geht es?«
    Møller stand vom Schreibtisch auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen.
    »Die Liste dieser verdächtigen Glatzköpfe konnte nach der Überprüfung der Alibis auf zwölf reduziert werden. Okay?«
    »Okay.«
    »Mit den Hautresten, die wir gefunden haben, konnten wir die Blutgruppe desjenigen bestimmen, der die Mütze besaß. Vier von den zwölf haben die gleiche Blutgruppe. Wir haben von diesen vieren Blutproben genommen und zur DNA-Analyse gegeben. Die Resultate sind heute gekommen.«
    »Ja und?«
    »Nichts.«
    Es wurde still im Büro, der einzige Laut kam von Møllers Gummisohlen, die bei jeder Wendung einen leisen Quietschlaut von sich gaben.
    »Und die Kripo glaubt nicht mehr an die Theorie, dass es Ellens Geliebter gewesen ist?«, fragte Harry.
    »Wir haben auch seine DNA überprüft.«
    »Wir sind also wieder am Anfang.«
    »Mehr oder minder – ja.«
    Harry drehte sich wieder zum Fenster. Ein Drosselschwarm flog von der großen Ulme auf und verschwand nach Westen in Richtung Plaza.
    »Vielleicht ist die Mütze eine falsche Spur«, sagte Harry. »Mir hat das nie eingeleuchtet, dass ein Täter, der keine anderen Spuren zurücklässt und der sogar seine Stiefelabdrücke im Schnee verwischt hat, so blöd sein soll, nur ein paar Meter neben dem Opfer seine Mütze zu verlieren.«
    »Vielleicht. Aber das Blut an der Mütze stammt von Ellen. Da sind wir uns sicher.«
    Harry erblickte den Hund, der über die gleiche Spur schnüffelnd wieder zurückkam. Etwa in der Mitte des Rasens blieb er unschlüssig stehen und schnüffelte mit der Nase am Boden, ehe er nach links aus Harrys Blickfeld entschwand.
    »Wir müssen an der Mütze festhalten«, sagte Harry. »Zusätzlich zu den Verurteilten sollten wir auch noch all die überprüfen, die wegen Körperverletzung festgenommen oder angeklagt worden sind. Die letzten zehn Jahre. Inklusive Akershus. Und sorge dafür, dass …«
    »Harry …«
    »Ja …?«
    »Du arbeitest nicht mehr im Dezernat für Gewaltverbrechen. Die Ermittlungen werden von der Kripo geleitet. Du bittest mich, meine Nase in fremde Sachen zu stecken.«
    Harry sagte nichts, er nickte nur langsam. Sein Blick heftete sich irgendwo auf den Ekeberg.
    »Harry?«
    »Hast du irgendwann einmal gedacht, dass du eigentlich an einem ganz anderen Ort sein solltest, Chef? Ich meine, schau dir diesen erbärmlichen Frühling an.«
    heller blieb stehen und lächelte.
    »Wenn du schon fragst, ich hab mir immer

Weitere Kostenlose Bücher