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Rotkehlchen

Rotkehlchen

Titel: Rotkehlchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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weiteren Stand der Dinge informieren. Ich hatte gerade ein langes Gespräch mit dem amerikanischen Botschafter, und ich glaube, sagen zu können, dass wir uns über die Kernpunkte dieser tragischen Sache einig geworden sind.«
    Er ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Alle sahen ihn gespannt an und warteten darauf, was er, Bernt Brandhaug, ihnen zu sagen hatte. Es fehlte nicht mehr viel, und die schlechte Laune, die er noch vor wenigen Sekunden verspürt hatte, wäre wie ausgewischt.
    »Der Botschafter konnte mir berichten, dass der Zustand des Secret-Service-Agenten, den Ihr Mann « – er nickte Møller und der Polizeipräsidentin zu – »… an der Mautstation angeschossen hat, stabil ist und er sich außer Lebensgefahr befindet. Er hat Verletzungen an der Wirbelsäule und innere Blutungen, aber die schusssichere Weste rettete ihm das Leben. Ich bedauere, dass wir diese Information nicht früher erhalten haben, doch aus verständlichen Gründen hat es über diese Sache nur ein Minimum an Kommunikation gegeben. Nur das Allernotwendigste wurde an einige wenige Involvierte weitergegeben.«
    »Wo ist er?« Møller hatte diese Frage gestellt.
    »Das brauchen Sie, streng genommen, eigentlich nicht zu wissen, Mollen«
    Er blickte Møller an, der ein verwundertes Gesicht machte. Eine Sekunde lang herrschte drückende Stille im Raum. Es war immer etwas peinlich, wenn jemand daran erinnert werden musste, dass sie nicht mehr erfahren durften, als für die Verrichtung ihrer Arbeit unbedingt nötig war. Brandhaug lächelte und breitete bedauernd die Hände aus, als wollte er sagen: Ich verstehe ja, dass Sie fragen, aber so ist es. Møller nickte und senkte seinen Blick.
    »Ich darf wohl so viel sagen, dass er nach der Operation in ein deutsches Militärkrankenhaus geflogen worden ist«, sagte Brandhaug.
    »Gut.« Møller kratzte sich am Hinterkopf. »Äh …«
    Brandhaug wartete.
    »Es ist doch wohl in Ordnung, dass Hole das erfährt? Dass der Agent wieder gesund werden wird, meine ich. Das wird das Ganze für ihn … äh … leichter machen.«
    Brandhaug sah Møller an. Er konnte diesen Dezernatsleiter einfach nicht richtig einschätzen.
    »Das ist in Ordnung«, meinte er.
    »Worüber sind Sie sich mit dem Botschafter einig geworden?« Das war Rakel.
    »Ich werde gleich darauf eingehen«, sagte Brandhaug erleichtert. Eigentlich war das der nächste Punkt, doch er liebte es nicht, auf diese Art unterbrochen zu werden. »Erst möchte ich aber noch Møller und die Osloer Polizei dafür loben, wie schnell sie bei dieser Sache reagiert haben. Wenn der Bericht stimmt, dauerte es nur zwölf Minuten, bis der Agent in ärztlicher Behandlung war.«
    »Hole und seine Kollegin, Ellen Gjelten, haben ihn zum Aker Krankenhaus gefahren«, berichtete Anne Størksen. »Bewundernswert rasche Auffassungsgabe«, konstatierte Brandhaug. »Diese Ansicht teilt auch der amerikanische Botschafter.« Møller und die Polizeipräsidentin sahen sich an.
    »Des Weiteren hat der Botschafter mit dem Secret Service gesprochen. Es ist keine Rede davon, die Sache aus Sicht der Amerikaner strafrechtlich weiterzuverfolgen. Natürlich nicht.«
    »Natürlich«, stimmte Meirik ihm zu.
    »Wir sind uns auch darüber einig geworden, dass der eigentliche Fehler auf Seiten der Amerikaner liegt. Der Agent hätte sich niemals in diesem Kassenhäuschen befinden dürfen. Das heißt – schon – aber der norwegische Verbindungsoffizier vor Ort hätte auf alle Fälle darüber informiert werden müssen. Der norwegische Polizist, der den Posten betreute, an dem der Agent sich Zugang zum Areal verschafft hat, und der dem Verbindungsoffizier hätte Bericht erstatten müssen – pardon: sollen –, hatte sich streng nach Vorschrift verhalten und bloß die Papiere des Agenten überprüft. Es war ja der Befehl ausgegeben worden, dass der Secret Service zu allen gesicherten Arealen Zutritt haben sollte, und der Polizist sah deshalb keinen Grund, eine Meldung zu machen. Im Nachhinein kann man natürlich sagen, dass er es hätte machen müssen.«
    Er sah Anne Størksen an, die anscheinend nichts einzuwenden hatte.
    »Die guten Neuigkeiten sind, dass es vorläufig so aussieht, als ob nichts an die Öffentlichkeit gedrungen wäre. Ich habe Sie aber nicht zu dieser Sitzung gebeten, um darüber zu diskutieren, was wir im Falle eines Best-Case-Szenarios zu tun haben, denn dann brauchten wir uns einfach nur mucksmäuschenstill zu verhalten. Denn aller Voraussicht nach müssen

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