Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)
Beine breit zu machen. So ist das nun mal.
Dass man in der Herbertstraße nach dem Puffgang nicht zufällig der eigenen Frau begegnen kann, sorgt für das bisschen zusätzliche Diskretion, das Freier schätzen. Es nervt schon genug, dass die doppelstöckigen Straßenrundfahrt-Busse vor dem Sichtschutz halten und warten, bis ein Freier aus einer Tür kommt, damit alle Touristen über ihn lachen können.
In die Schaufenster der Herbertstraße setzen die Zuhälter meist ihre schönsten Frauen. Der Arbeitsplatz ist deutlich angenehmer für die Frauen als der Straßenstrich, er ist warm und trocken. So können sie ihre Reize gut präsentieren. Ein stetiger Strom Männer fließt an den Schaufenstern vorbei, die Frauen können erst lächeln und zwinkern, und wenn einer stehen bleibt, machen sie das Fenster auf und reden in Ruhe über den Preis.
Weil die Plätze so beliebt sind, ist es für Zuhälter am schwierigsten, hier Frauen unterzubringen. Man muss lange verhandeln und viel Geld investieren, um einen festen Platz zu bekommen. Und eine Chance hat sowieso nur, wer sich mit den »Hamburger Jungs« gut stellt. So heißt die Gruppe, die Straßenstrich und Herbertstraße kontrolliert.
Auf der anderen Seite der Reeperbahn befindet sich das große Laufhaus, das Eros-Center, es ist fest in der Hand der Hells Angels. Das Gebäude wurde 1967 auf Wunsch des Hamburger Senats errichtet, damit die Nutten nicht mehr auf der Straße stehen. 80 Frauen erwarten die Freier hier auf vier Etagen vor den offenen Türen ihrer Zimmer. Die Freier laufen die Flure entlang, bis sie eine Frau sehen, die ihnen gefällt. Zu der gehen sie dann rein. In jedem Zimmer steht ein Bett und für den Sex wird direkt an die Nutte gezahlt. Die Nutte gibt von ihrem Verdienst einen fixen Betrag als Zimmermiete ab. Aus Zuhältersicht ein guter Kompromiss zwischen Bordell und Straßenstrich. Allerdings ist das Nachverhandeln für die Frauen hier deutlich schwieriger. Denn wenn ein Typ eine Frau vom Straßenstrich mit in die nächste Steige genommen hat, gibt es eigentlich kein Zurück mehr. Er hat dann schon für das Zimmer gelöhnt, ist ein paar Hundert Meter mit dem Mädel über den Kiez gegangen. Wenn sie dann plötzlich den doppelten Preis für den Sex verlangt, lassen sich die meisten darauf ein. Im Laufhaus klappt das dagegen nicht so gut, weil im Zimmer nebenan schon die nächste Frau wartet.
Es gibt aber auch noch ein paar klassische Bordelle auf dem Kiez, mit gemütlicher Bar, in der man erst gemeinsam etwas trinkt, bevor man auf das Zimmer geht. Sie werden aber immer weniger. Wer käufliche Liebe mit Stil will, sucht die nicht auf der Reeperbahn.
Eher Konjunktur haben da die Abzocker-Bars. Vor der Tür steht immer ein Koberer, der wie ein Marktschreier die Kundschaft anlockt. Freier Eintritt, das Bier für ein paar Euro, dazu gibt es Tabledance. Das hört sich wirklich nach einem guten Angebot an. Wenn der Tourist erst einmal drinnen ist, hat er schon verloren. Kaum sitzt er, gesellt sich schon ein Mädel zu dem Armen. Dann wird geflirtet, schöne Augen gemacht, schließlich die Bitte: »Gibst du mir ein Getränk aus?« Wer sagt da schon Nein, vor allem, wenn das Bier gerade mal 5 Euro kostet? Nur gibt es auf der Karte zwischen den Getränken mit normalen Preisen mindestens eines, das reiner Wucher ist. Ein Glas Orangensaft für 50 Euro beispielsweise. Und genau das bestellt die Nutte dann natürlich. Mittlerweile müssen die Preise in lesbarer Größe auf den Karten stehen, die Masche funktioniert aber trotzdem noch. Wer am Ende des Abends nicht zahlen will, bekommt erst Ärger mit dem Türsteher, dann mit der Polizei.
Dann gibt es noch die Glücksstraße mit dem Transenstrich, direkt neben einer Hundewiese, auf der die Zuhälter ihre Kampfhunde kacken lassen. Keine Ahnung, wer da das Sagen hat. Es interessiert mich auch nicht besonders.
Wer in Hamburg an Rotlicht denkt, dem fallen als Erstes der Kiez und die Reeperbahn ein. Aber natürlich gibt es auch jenseits der Reeperbahn käuflichen Sex. Über die ganze Stadt verteilt finden sich beispielsweise Modellwohnungen, also Wohnungen, die in ganz normalen Wohnhäusern gemietet sind. An der Türklingel steht dann nur »Tina« oder »Jessica«. Und die Freier finden den Weg über Anzeigen in der Hamburger Morgenpost oder über Internetportale. Die Frauen, die einen dann in der Wohnung erwarten, haben meist nicht viel mit den beworbenen Models gemeinsam. Preislich richtet sich die Dienstleistung nach
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