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Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
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Michael will ein Security-Unternehmen aufbauen, das die Reichen vor aus den Unruhen resultierenden Gefahren schützt. Er will die nötigen Lizenzen besorgen, was zwar unglaublich schwierig, aber durch seine Kontakte machbar sein wird. Und ich könnte der starke Mann sein, der sich um den Rest kümmert.

    Ich zahle für uns alle die Flüge nach Buenos Aires, wo wir in einem guten Hotel unterkommen. Mit harten Dollars bist du in Argentinien ein König. Die Hotelbar wird zu unserem Hauptquartier. Das Gebäude ist im spanischen Kolonialstil gebaut, helle Wände, Rattansessel, Deckenventilatoren wälzen die schwüle Luft um. Draußen, vor dem Hotel, bemerkt man Spuren des Zusammenbruchs: geschlossene Geschäfte, Tagelöhner, die an den Ecken herumstehen. Vor dem Hotel halten fünf mit Maschinenpistolen bewaffnete Bodyguards Wache. Drinnen herrscht Luxus pur: Die Bar hat Hunderte Flaschen Alkohol im Angebot, aus Südamerika, der Karibik, den USA. Dicke alte Männer sitzen mit jungen Frauen im Restaurant und machen sich über die Hummerplatten her. Überhaupt die Frauen: Sie scheinen zwischen den Tischen hin und her zu schweben, alle sind schlank, gebräunt, jede hat ein Lächeln für dich übrig …
    In der Bar ist nichts von der Krise zu spüren. Seit mehreren Jahren trudelt Argentinien auf den Staatsbankrott zu. Weil der Peso fest an den US-Dollar gekoppelt ist, hat das Land seine Konkurrenzfähigkeit mit anderen südamerikanischen Staaten verloren. Hohe Arbeitslosigkeit, steigende Kriminalität und gewalttätige Demonstrationen der hungernden Bevölkerung sind die Folge. In der Hotelbar scheinen aber alle wie gewohnt ihren Geschäften nachzugehen. An den Tischen wird verhandelt, Männer in Militäruniformen sprechen mit Anzugträgern, dezent werden Dollarscheine über den Tisch geschoben.
    Auch Michael bringt immer wieder Leute mit in die Bar, mit denen er lange redet, mir bleibt dann nur, die Rechnung zu begleichen. Zunächst denke ich mir nichts dabei, denn jedes Geschäft erfordert am Anfang Investitionen.
    Als Michael mir versichert, dass wir die Lizenz nun hundertprozentig in der Tasche haben, ordere ich in Deutschland für 40 000 Euro einen BMW. Er soll uns als Limousine dienen, mit der wir die VIPs durch die Stadt kutschieren.
    Die Wochen vergehen, ich habe mich langsam sattgesehen an dem Land, an seinen schönen Frauen, an Michael, der mit wichtigem Gesicht immer neue Argentinier in die Hotelbar einlädt, während sich Kerstin am Pool sonnt. Also stelle ich Michael zur Rede: »Wann können wir endlich mit unserem Geschäft starten?«
    Michael nimmt einen Schluck aus dem Whiskeyglas. Seit wir in Argentinien angekommen sind, ist er die meiste Zeit betrunken.
    »Weißt du, Gianni, das verzögert sich alles. Wir brauchen noch ein paar Fürsprecher, ein bisschen extra Geld würde das natürlich alles beschleunigen«, meint er dann und zieht an seiner filterlosen Zigarette. Der Qualm wabert durch seine Zähne in Richtung der Deckenventilatoren.
    »Wie viel Geld denn noch?«, erwidere ich unwirsch.
    »Das Problem ist, dass das Kontingent der Lizenzen fürs Sicherheitsgewerbe in der Stadt eigentlich erschöpft ist, da waren wir einfach nicht schnell genug.«
    »Wie viel, Michael. Wie viele Dollars brauchst du noch?«
    Plötzlich spielt die Band, die bisher nur einen überhörbaren Klangteppich für die Bar geliefert hatte, Tanzmusik. Ein paar der Frauen in der Bar jubeln, die ersten Paare gehen in Richtung Tanzfläche. Kerstin kommt, schlingt von hinten die Arme um Michaels Hals und zieht ihn dann von seinem Barhocker.
    »Sorry, Gianni, lass uns morgen reden, die Lady will tanzen.«
    Sie tanzen eng, er hat seine Hand auf ihrem Hintern. Bei einer Drehung schaut er zu mir herüber, er scheint mich zu taxieren, dann lächelt er. Das falsche Lächeln ist das Letzte, was ich von Michael zu sehen bekomme.
    Am nächsten Tag erscheinen die beiden nicht in der Bar. Die Rezeption teilt mir mit, dass sie abgereist sind. Eigentlich bin ich nicht sehr überrascht. Ich kenne ja das falsche Lächeln eines Betrügers, der merkt, dass die Situation eng für ihn wird und er besser das Weite suchen sollte. Ich muss eine ordentliche Hotelrechnung begleichen, außerdem haben die beiden 60 000 Dollar in bar mitgenommen, die Michael gleich nach der Ankunft von mir bekommen hatte, angeblich, um Beamte zu bestechen. Außerdem steht am Hafen ein BMW, für den ich jetzt keine Verwendung mehr habe.
    Ein paar der Argentinier, die bei uns im Hotel

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