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Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
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geschätzt, dass in Deutschland 400 000 Frauen in der Prostitution arbeiten. Selbst wenn wir von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, bleibt ein weit überwiegender Teil, der sich freiwillig prostituiert.
    Natürlich belügen die Zuhälter ihre Frauen: »Schatz, das macht mir nichts aus, dass du mit anderen Männern schläfst. Der Gedanke macht mich sogar an. Aber ich liebe dich, wirklich!« Das ist selbstverständlich Quatsch. Das Verhältnis zwischen Zuhälter und Nutte ist zunächst mal ein professionelles. Der Zuhälter ist eine Art Manager, der sich um die Belange der Nutte kümmert. In einer idealen Welt würden beide Seiten das offen aussprechen und man könnte auf Augenhöhe miteinander arbeiten. Leider leben wir nicht in einer idealen Welt. Das professionelle Verhältnis wird vielmehr durch seltsame emotionale Verstrickungen überdeckt. Die Nutte behauptet, in ihren Zuhälter verliebt zu sein. Und der Zuhälter macht der Nutte vor, dass sie für ihn die Nummer eins ist.
    Das beginnt schon mit dem Anwerben der Frauen. Die Zahl der Frauen, die keinen Bezug zum Milieu haben und irgendwann vor einem Bordell stehen und sich bewerben, ist gering. Aber es gibt sie durchaus!
    Viel öfter kommen Frauen ins Milieu, weil sie von einem Zuhälter angeworben werden. Der Zuhälter geht in eine Diskothek, am besten auf dem Land, da kann man den Mädels noch die Welt erklären. So eine schöne Großraumdisco im Nirgendwo, voller junger Frauen, die aus der Provinz weg wollen. Die genervt sind von den Typen, die sie aus ihrem Dorf kennen, die ihnen nicht mehr bieten können als ein Leben als Frau an der Seite eine Klempners, Versicherungsvertreters oder Bankkaufmanns.
    Wenn ein Zuhälter in eine Diskothek geht, sieht er gleich, welche Frauen für die Bordelle infrage kommen. Er sucht nach einer Frau, die sich mit teuren Markenklamotten ausstaffiert hat, aber nicht so wirkt, als hätte sie reiche Eltern. Mit etwas Glück hat sie sich für diesen Luxus schon verschuldet, jedenfalls muss sie bereit sein, für schöne Dinge einiges zu tun. Dann sollte sie auch noch ein bisschen aufreizend tanzen. Ihr Ego also dadurch aufbessern, dass sie von Typen begafft wird. Wenn sie sich zudem noch gerne auf Getränke einladen lässt: Bingo!
    Mit der bändelt der Zuhälter an, die ist ideal fürs Milieu. Sie ist sexy und zieht ihr Selbstbewusstsein daraus, von Männern begehrt zu werden. Sie mag Luxus, kann ihn sich aber nicht leisten.
    Dann kommt eine Phase, in der man ein bisschen was investieren muss. Teure Geschenke, etwas Luxus, die Frau auf Händen tragen … Und dann nimmt man sie einmal mit in einen Club, da verbringt sie einen netten Abend, plaudert mit den anderen Mädels, die ihr erzählen, dass das mit der Prostitution gar nicht so schlimm ist, dass die meisten Freier ganz süß sind und es da ganz viel Geld zu verdienen gibt, bla, bla, bla.
    Viele Frauen merken dann schon selbst, was von ihnen erwartet wird. Wenn nicht, sagt der Zuhälter: »Süße, ich liebe dich und ich würde mir gerne etwas mit dir zusammen aufbauen. Klappt aber nur, wenn du etwas dazuverdienst. Sonst kann das mit unserer Beziehung nichts werden.«
    Gewalt spielt bei der ganzen Sache meist keine Rolle. Höchstens emotionaler Druck, das Ausnutzen von charakterlichen Defiziten, das Lügen.
    Natürlich gibt es auch den wirtschaftlichen Zwang, eine sehr unschöne Geschichte. Der Freund hat Schulden, die Familie hat Schulden und die Frau bekommt das Angebot, die in den Bordellen abzuarbeiten. Auch über die Abstecke wird manchmal ein solcher Druck aufgebaut. Die Abstecke bei einer guten Frau kann durchaus einige 10 000 Euro betragen. Die Frau beginnt bei ihrem neuen Zuhälter also mit teilweise hohen Schulden, weil er sie ja freigekauft hat.
    Wenn eine Frau sich dazu entscheidet, aus dem Milieu auszusteigen, kann sie das auch. Wer aufhört, muss auch keine Abstecke zahlen. Ehrlich gesagt: Welche Handhabe hätten denn die Zuhälter? Sollen die die Frauen zu Hause abholen und in ein Bordell verschleppen?
    Was nicht so gern gesehen wird, ist, wenn die Frau plötzlich mit einem Freier zusammenkommt. Das kommt ein paarmal im Jahr vor, dass ein Solider seine Frau für eine Nutte verlässt. Wir im Milieu halten nicht viel von solchen Beziehungen. Dem Mann Liebe vorzuspielen gehört nun einmal zum Job der Prostituierten. Aber Beruf und Privatleben sollte man doch trennen. Nicht zuletzt, um die Freier zu schützen. Dass sich eine Nutte wirklich unsterblich in einen Freier

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