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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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aber noch telefoniert.«
    »Wann zuletzt?«
    »Gestern.«
    Wann hatte mich Sülzbach angerufen? Er hatte auf den AB gesprochen, ich hatte die Nachricht gelöscht, ohne sie abzuhören. Es war wahrscheinlich am Wochenende gewesen.
    Ich wandte mich an Jutta. »Du hast doch gesagt, du seist am Dienstag oben in Hackenberg gewesen. Anscheinend hat er seit Montag das Haus nicht mehr betreten.«
    »Was?«, fragte die Baronin. »Davon hast du mir gar nichts erzählt. Du hast ihm nachspioniert?«
    Jutta machte ein schuldbewusstes Gesicht. »Ich wollte dich nicht beunruhigen. Deswegen habe ich es noch nicht erzählt. Ich war oben, und die Zeitungen quollen aus seinem Briefkasten.«
    »Das heißt, er war gar nicht zu Hause? Auch nicht, als wir telefoniert hatten?«
    »Haben Sie über Handy mit ihm gesprochen?«
    Frau von Rosen-Winkler nickte. »Kann sein. Ich habe nicht darauf geachtet. Er hat mich angerufen, nicht ich ihn.«
    »Und worüber haben Sie gesprochen?«
    »Die Hochzeit. Dass wir uns lieben …« Sie machte eine Pause, die mir ein bisschen dramatisch vorkam, aber ich konnte mich auch täuschen.
    »Ist das nicht ungewöhnlich, dass Sie sich tagelang nicht sehen?«
    Die Baronin zuckte mit den Achseln. »Er hat viel zu tun - gerade jetzt. Er hat sich ab nächsten Samstag Urlaub genommen. Wir wollten dann verreisen. Und ich habe ja auch das Geschäft.«
    »Müssen Sie heute nicht dort sein? Es ist Werktag.«
    »Ich habe es geschlossen. Die Kunden wissen ja von der Hochzeit. Aber Tristans Projekte können darauf natürlich keine Rücksicht nehmen …«
    »Wissen Sie, wo er am Sonntagabend hin wollte?«
    »Irgendein PR-Event. Keine Ahnung. So etwas gibt es andauernd. Ich habe da keinen Überblick.«
    »Bei welcher Firma arbeitet Ihr Mann eigentlich?«
    »Gregor-Records in Nümbrecht. Die produzieren alternative Popmusik.«
    »Alternative Popmusik? Was ist das denn?«
    »Eine spezielle Stilrichtung. Ich habe heute Morgen dort angerufen. Die wussten auch nicht, wo er ist.«
    Ich dachte nach und blickte mich kurz um. Vielleicht war es besser, das Gespräch an einen anderen Ort zu verlegen. In der Bäckerei hing man zu sehr den anderen Kunden auf der Pelle. Ich wollte gerade vorschlagen, in mein Büro hinüberzugehen, da fiel mir ein, welches Durcheinander dort herrschte.
    »Reden wir im Wagen weiter«, sagte ich. »Das ist besser.«
    Wir gingen zurück und setzten uns in Juttas Auto. Jutta auf den Fahrersitz, Frau von Rosen-Winkler daneben und ich nach hinten. Nicht unbequem, und wir waren ungestört.
    »Was ist mit Freunden? Anderen Bekannten?«, fragte ich weiter.
    Die Baronin schüttelte den Kopf. »Ich traue mich nicht, herumzutelefonieren. Sie sollten das auch lassen. Wenn das rauskäme, das wäre nicht gut.«
    Optimale Ermittlungsbedingungen, dachte ich. »Wieso kommt eigentlich so viel Prominenz auf die Hochzeit? Ich meine, woher kennen Sie den Bürgermeister, die Leute aus der Politik und so weiter?«
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst«, sagte die Baronin und verwandelte sich wieder in die hochnäsige Ziege, als die ich sie in Erinnerung hatte.
    »Beantworten Sie einfach die Frage. Es könnte wichtig sein.«
    »Remi meint es nur gut«, meldete sich Jutta. Sie versuchte die Wogen zu glätten, bevor sie gefährlich hoch werden konnten.
    »Zum einen kommt Tristan aus einer Familie, in der man schon lange viele gesellschaftliche Beziehungen pflegt. Sein Vater hat nach dem Krieg ein großes medizinisches Labor gegründet, und seine Mutter war Opernsängerin.«
    »Daher der Name Tristan«, sagte Jutta.
    »Zum anderen«, fuhr die Baronin fort, »hat sich die halbe bergische Prominenz in meinem Laden mit Brautkleidern eingedeckt - darunter auch viele Sprösslinge aus Politikerfamilien. Es ist ja wohl nicht schwer nachzuvollziehen, dass man unter diesen Umständen etwas darstellt.«
    Ich hob beschwichtigend die Hände. Jutta sah es im Rückspiegel, Frau von Rosen-Winkler blieb es verborgen. »Alles klar. Das wollte ich nur wissen.«
    »Was nun?«, fragte Jutta.
    »Ganz einfach: Ich kriege ein Bild von ihm und den Schlüssel zu seinem Haus. Außerdem ein bisschen Vorschuss.«
    »Und dann?«, wollte die Baronin wissen.
    »Dann ermittle ich und gebe heute Abend einen ersten Bericht.«
    »Das mit dem Foto geht in Ordnung. Das mit dem Schlüssel können Sie vergessen«, stellte Frau von Rosen-Winkler klar.
    »Warum? Ich muss die Wohnung durchsuchen. Das kann uns weiterhelfen.«
    »Könnte sein. Aber ich habe keinen.«
    »Wie bitte?«,

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