Rott sieht Rot
mal gründlich nach.«
Svetlana ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und knallte die Tür zu. »Mach doch, was du willst.« Ihre Stimme kam gedämpft aus dem Wagen.
»Ganz recht«, erwiderte ich.
Sie kurbelte das Beifahrerfenster herunter. »Mann, bist du stur«, rief sie. »Die Zeit vergeht, und Tristan ist vielleicht in größten Schwierigkeiten. Und es ist alles deine Schuld.«
»Wieso das denn? Was kann ich denn dafür, dass er verschwunden ist?«
»Du hast mir selbst gesagt, dass er versucht hat, dich zu erreichen. Du hättest ihm helfen sollen. Dann wäre es bestimmt nicht so weit gekommen.«
»Ich konnte das nicht ahnen.«
Svetlana langte über den Fahrersitz und zog die Tür zu. Ich stand draußen. Ich war sicher, dass sie davongefahren wäre, wenn sie den Schlüssel gehabt hätte. Ich ließ sie weiterschmollen und näherte mich den ersten Wohnhäusern. Wo ich mit meiner Suche begann, war eigentlich egal.
Alles war menschenleer. Ich hatte das Gefühl, das ganze Dorf habe sich plötzlich zurückgezogen. An der ersten Haustür tat sich überhaupt nichts. Niemand öffnete. Ich beobachtete die Fenster und versuchte zu erkennen, ob tatsächlich niemand zu Hause war. Nichts bewegte sich. Ich ging weiter.
Ich nahm mir das nächste Haus vor. Laut Briefkasten wohnten zwei Familien darin. Ich drückte auf den unteren Klingelknopf. Etwas später näherte sich jemand hinter einer Tür aus Milchglas. Die Tür wurde aufgerissen. Eine Frau in buntem Kittel stand vor mir.
»Ja bitte?«
Ich sagte möglichst vertrauenerweckend, dass ich ein Lokal suchte, das »Kaisermühle« hieß. Die Frau schüttelte den Kopf. »Es tut mir Leid, mein Mann ist nicht zu Hause.«
Ich fragte mich, was das mit ihrem Mann zu tun hatte, aber ich kam gar nicht dazu, etwas zu sagen. Ich hatte gerade Luft geholt, da fiel die Tür auch schon wieder ins Schloss. Die zweite Partei war nicht zu Hause oder machte einfach nicht auf.
Drei Häuser weiter hatte ich wieder Gelegenheit, mit jemandem zu sprechen. Doch der Name »Kaisermühle« sagte niemandem etwas. Nach der siebten oder achten Klingel stellte ich fest, dass es vielleicht doch einfacher sein würde, blind durchs Bergische zu fahren und in jedem Ort zu fragen - Dann kam mir eine Idee. Ich ging die Straßen zurück und betrat die Kneipe, in der Svetlana gewesen war. Der Gastraum war dämmrig. Es gab keine Theke, nur einen niedrigen Ausschank gleich neben der Tür. Weiter hinten erkannte ich ein paar Pokale in der Ecke und Fotos von Sportmannschaften an der Wand.
Irgendwo erklang ein Geräusch. Eine Tür aus dunklem Holz öffnete sich, und eine grauhaarige Frau kam herein. Ich fragte, was ich wissen wollte.
»Sie gehören zu der jungen Frau, die eben schon mal hier war«, sagte die Wirtin nicht unfreundlich.
»Richtig«, sagte ich. »Wir wollen in der ›Kaisermühle‹ jemanden treffen, und es hieß, das Lokal sei hier in der Nähe.«
»Ich weiß davon aber nichts.«
»Haben Sie ein Branchenbuch? Vielleicht könnte man da mal reinsehen.«
»Sicher.« Sie verschwand durch die Tür und kam gleich mit dem Buch zurück. Ich hatte einen Blick in den dahinter liegenden Raum erhaschen können. Es war eine Küche. Ein Mann saß da und kaute irgendwas.
Ich legte das Telefonbuch auf die Metalloberfläche des Ausschanks und schlug die Seiten der Restaurants auf. Nichts.
»Vielleicht haben Sie sich verhört«, sagte sie. »Es heißt vielleicht ganz anders.«
Ich zog den Prospekt hervor und zeigte ihn ihr. »Stimmt. Da steht ›Wupperquelle‹. Was soll das denn mit dem Gewinn da? Das ist ja der reinste Betrug. Haben Sie damit was zu tun?«
»Wenn ich einer von den Veranstaltern wäre, wüsste ich ja, wo ich das Lokal finden kann. Mir geht es darum, diesen Leuten einen Riegel vorzuschieben.«
Die Frau sah mich misstrauisch an. Ich holte zur Unterstützung meiner Worte meine Detektivlizenz hervor. »Ich ermittle im Auftrag eines Opfers.« Vielleicht war es ja gar nicht gelogen. »Sie wissen schon - jemand hat wertlosen Ramsch für teures Geld gekauft und hat jetzt keine Handhabe. Die bestehen auf Barzahlung und sind dann über alle Berge.«
»So was kann hier die ganze Gegend in Verruf bringen«, sagte die Frau. Ich fand das zwar ein bisschen übertrieben, aber ich erkannte, dass sie mir helfen wollte. »Wissen Sie was? Ich frage mal ein bisschen rum. Sie können so lange einen Kaffee haben, wenn Sie wollen.«
Ich bedankte mich höflich. Zwei Minuten später stand eine dampfende
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