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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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für Wirtschaftskriminalität in Jönköping, würde nicht vor morgen eintreffen. Wenn er also einen schnellen Erfolg wollte, war es wahrscheinlich sinnlos, jetzt allein bei A anzufangen und dann im Schneckentempo die Liste abzuarbeiten. Das konnten morgen die Jönköpinger übernehmen. Nein, er brauchte eine andere Technik, etwas Orkmäßigeres , eine methodische Axt sozusagen: Intuition.
    Und das Internet.
    Er ließ den Rechner hochfahren und trank von seinem Kaffee. Dann verschränkte er die Hände, drehte die Handgelenke nach außen und drückte seine Arme durch, bis seine Finger knackten. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck loggte er sich bei Facebook ein.
    5
    Aaron Wicander sah ohne Spitzohren und silberne Langhaarperücke wie ein ganz normaler Mittvierziger aus. Der Vorsitzende des Vereins für Traditionelles Bogenschießen arbeitete für die Stadtverwaltung und empfing Anette Hultin und Göran Lindholm in seinem Büro.
    »Nehmt doch Platz«, sagte er, obwohl es in dem kleinen Raum außer seinem Bürostuhl nur noch eine weitere Sitzgelegenheit gab. Hultin legte ihre Handtasche auf den freien Stuhl und lehnte sich an die Fensterbank, auf der zwei vernachlässigte Topfpflanzen vor sich hin trockneten. Lindholm blieb etwas unbeholfen in der Mitte des Zimmers stehen.
    »Ich bin noch immer ganz außer mir«, sagte Wicander.
    Das sah man ihm an. Er war blass und hatte Ringe unter den Augen, als habe er wenig geschlafen.
    »So eine grauenhafte Sache. Und das während unserer Veranstaltung. Einfach fürchterlich!«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wie geht es denn den Teilnehmern mittlerweile?«, fragte Lindholm. Er gab sich Mühe, teilnahmsvoll zu klingen.
    Wicander wiegte seinen Kopf langsam hin und her.
    »Fürchterlich geht es ihnen. Uns. Viele haben gestern noch lange beisammengesessen und geredet. Keiner kann verstehen, warum die Leiche ausgerechnet auf unserem Parcours gefunden wurde. Und dann natürlich die Pfeile. Ist ja klar, dass das Assoziationen weckt. Dass man den Toten mit uns Bogenschützen in Verbindung bringt.«
    »Irgendwie schon«, bekräftigte Hultin.
    »Genau«, sagte Lindholm.
    »Dabei begreifen wir es doch selbst nicht!«, rief Wicander und zog die Schultern hoch. Aus seiner Stimme drang in gleichen Maßen Empörung und Verletztheit. »Es ist uns ein absolutes Rätsel!«
    »Und dass einer der Turnierteilnehmer tatsächlich etwas mit dem Mord an Janus Dahlin zu tun hat, findest du vollkommen abwegig?«, fragte Hultin.
    »Natürlich!«, rief Wicander. Etwas auf seiner Wange blitzte auf. Ein Sonnenstrahl war auf ein Stück Silberglitter getroffen, ein Überbleibsel von seiner gestrigen Maskerade. »Wir historischen Bogenschützen sind die friedlichsten Menschen, die man sich überhaupt vorstellen kann! Wir schießen ausschließlich auf Plastiktiere!«
    Er sah von Hultin zu Lindholm. Nun blitzte es auch auf seiner Nase und auf seinem Kinn.
    »Ach, wirklich?«
    Hultin lächelte breit. Beinahe wirkte es echt. Dann griff sie in die Innentasche ihrer leichten Leinenjacke und zog ein gefaltetes Blatt Papier heraus. Sie klappte es auf, trat einen Schritt nach vorne und legte das Blatt auf Wicanders Schreibtisch.
    »Und wie erklärst du dir dann das hier?«
    »Was ist das?«, fragte Wicander und schielte auf das Papier, während er gleichzeitig versuchte, Hultins Blick standzuhalten.
    »Ein Artikel aus Smålandsposten , noch kein Jahr alt. Eklat am Rand des Herbsttreffens der historischen Bogenschützen Växjö. Bauer klagt Turnierleitung an: Pfeile töten Kuh .«
    Wicander wurde noch blasser, insofern das überhaupt möglich war. In seinem Gesicht glitzerte nichts mehr. Er sah jetzt resigniert aus.
    »Fragt Peter Quist«, sagte er schließlich.
    6
    Während der Pressekonferenz, die im Plenarraum des Polizeipräsidiums stattfand, schwitzte Ingrid Nyström in ihrer dotterfarbenen Seidenbluse. Hoffentlich sieht man die Flecken unter den Achseln weder im Fernsehen noch auf den Pressefotos, ging es ihr durch den Kopf. Ihr war es unangenehm, im Rampenlicht zu stehen, und die Kameras der Fotografen und Fernsehsender irritierten sie. Der Lippenstift, den sie aufgetragen hatte, fühlte sich genauso fettig und fremd an wie die übrige Schminke in ihrem Gesicht. Die Bundfaltenhose – das einzige gebügelte Kleidungsstück, das sie am Morgen in ihrem Kleiderschrank gefunden und in Anders Anzugtasche zur Arbeit getragen hatte – war zu eng geworden und kniff an den Oberschenkeln, sodass sie ununterbrochen ihr Gewicht

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