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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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Martin Högvall erreicht hatten, dem attraktiven Mathematiker, der das Ende des Systems errechnet haben wollte, was auch immer er damit meinte. Sicher war, dass er und seine Genossen für das Ende dessen, was man Kapitalismus nannte, gekämpft hatten. Sie dachte an die selbst gemalten Schilder auf Moa Matssons Grundstück. Große Konzerne, die die kleinen Höfe in Schweden vor die Hunde gehen ließen, um ihren Profit zu steigern. Sie dachte an das, was sie jeden Tag in den Nachrichten sah, las und hörte. Die Finanzmärkte, die ganze Staaten vor sich hertrieben und ausbluten ließen. Sie dachte an rücksichtslose Banken und die Ohnmacht der Politik. Das Wort Schuldenkrise.
    Die Schuldenkrise ist eine Verteilungskrise. Hatte auf einem Aufkleber in Dahlins Wohnung gestanden. Forss hatte drei Tage darüber nachgedacht. Es erschien ihr einleuchtend. Jedem geschuldeten Euro, jeder geschuldeten Krone stand logischerweise derselbe Geldbetrag auf der Plusseite gegenüber. Massenweise Geld, das irgendjemandem gehörte. Reichtümer, in abartiger Höhe. Waren das alles Fehlentwicklungen, von Gier und Geiz befeuerte Irrtümer eines an sich guten Systems? Oder lag der Fehler viel tiefer, im Fundament, im Bauplan der kapitalistischen Wirtschaftsordnung? Und wenn das so sein sollte, was für Schlussfolgerungen musste man daraus ziehen?
    Martin Högvall gab sich ihnen gegenüber noch missmutiger als bei Forss’ erstem Besuch. Er blieb in der Tür stehen und bat die Ermittler nicht in sein Haus.
    »Was wollt ihr denn nun schon wieder? Ihr stört. Ich arbeite.«
    »Er arbeitet daran, die internationalen Finanzmärkte zum Einsturz zu bringen«, spottete Forss, obwohl sie dachte, dass die Idee vielleicht gar nicht so schlecht wäre.
    »Aha«, sagte Knutsson.
    »Ha, ha«, sagte Högvall. Er hatte die Arme vor seiner imposanten Brust verschränkt. »Also?«
    »Es gibt einen zweiten Toten, Olof Andersson. Wir glauben, dass es derselbe Täter sein könnte, der auch Janus Dahlin ermordet hat«, sagte Forss.
    »Ich hab’s schon im Internet gelesen. Die Nachrichtenseiten sind voll davon.«
    Högvall sah gelangweilt aus. Knutsson reichte ihm das Foto.
    »Kennst du diesen Andersson?«
    Högvall brauchte keine zwei Sekunden. Er schüttelte den Kopf.
    »Nie gesehen, den Mann. Und auch der Name sagt mir nichts. War’s das?«
    Forss nickte, Knutsson kratzte seinen Bart. Högvall trat einen Schritt zurück und warf die Tür mit Schwung zu.
    »Sympathisches Kerlchen«, sagte Knutsson.
    »Immerhin hat er hübsche Lippen«, sagte Forss. »und er hat das Ende des Systems errechnet.«
    »Was für ein System?«, fragte Knutsson.
    »Ach, vergiss es«, sagte Forss. »Lässt du mich deinen Wagen zurück in die Stadt fahren?«
    »Warum nicht?«, sagte Knutsson mit einem verdatterten Gesichtsausdruck und dann leise, mehr zu sich selbst: »Schließlich ist das Leben zu kurz, um kleine Autos zu fahren.«
    11
    »Doppelschichten«, ächzte Pelle Alving. Der Mann in der Postuniform sah gerädert aus. »Anders geht es im Moment nicht. Irgendjemand muss den Laden schließlich am Laufen halten, jetzt wo meine Kollegin vorläufig ausfällt und Olof ...«
    Er ließ den Satz unvollendet, stattdessen wuchtete er ein großes Paket von einem hohen Stapel auf einen Packwagen. Der Schweiß lief ihm über die Stirn.
    »Zum Glück sind schon Semesterferien und ich konnte zwei ortskundige Studentinnen auftun, die vorläufig eingesprungen sind, sonst würde uns hier alles um die Ohren fliegen. Stell dir vor, ganz Lessebo ohne Post, das gäbe vielleicht einen Aufstand! Andererseits würden die Leute dann vielleicht einmal merken, was sie an uns haben.«
    Hultin zeigte ihm das Foto von Dahlin. Alving unterbrach seine Arbeit. Er sah sich das Bild lange und konzentriert an. Dann gab er es Hultin zurück.
    »Den kenne ich nicht. Olof hat auch nie einen Janus Dahlin erwähnt. Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass er überhaupt Freunde hatte.«
    »Ein Nachbar von ihm hat eine Frau erwähnt, die zu Besuch war.«
    »Eine Frau?«
    »Ja.«
    »Mmh. Jedenfalls eine Freundin oder so etwas hatte er meines Wissens nicht. Kann ich mir nicht vorstellen. Vielleicht eine Verwandte? Eine Schwester oder Cousine?«
    »Eigentlich hat er gar keine nahen Angehörigen. Jedenfalls keine, von denen wir wissen.«
    Hultin blätterte in ihren Notizen. Sie stieß auf etwas, das sie in Ingrid Nyströms Aufzeichnungen gefunden hatte.
    »Die Kollegin Amina Ducaj hat von einem Sprachfehler gesprochen. Von

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