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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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dich und Janus Dahlin ...«, begann sie.
    »Es ging von ihm aus!«, sagte die junge Frau schnell. »Ich wollte das nicht!« Ihr Mund stand offen, ihre Unterlippe zitterte.
    »Ich weiß.«
    »Es ist nur alles so schwer, wenn plötzlich jemand stirbt. Ermordet wird. Wenn ein Freund ermordet wird. Denn das war er, ein Freund. Trotz der Sache mit dem Anfassen. Er hat sich entschuldigt. Und er hat es auch so gemeint, dass habe ich wirklich gespürt. Ich hatte ihm vergeben.«
    In ihren Augen standen Tränen.
    »Ich weiß. Trotzdem muss ich dich etwas fragen. Auch wenn es wehtut. Okay?«
    »Okay.«
    Matsson wischte sich mit der Hand über die Augen, ihr Mascara verschmierte.
    »Warst du jemals bei Janus Dahlin zu Hause?«
    »Ja. Mehrmals. Dreimal glaube ich. Einmal war es wegen irgendwelcher Vorbereitungen zu einer Demonstration. Wir haben mit mehreren Leuten Banner gemalt, gegen die Erweiterung der EU-Verträge. Das ist schon einige Jahre her. Ein anderes Mal haben wir alle gemeinsam Flugblätter geschrieben, ich weiß nicht mehr, worum es da genau ging. Ja, und dann gab es noch dieses dritte Mal.«
    Sie stockte.
    »Das war der Abend, an dem er mich berührt hat. Im letzten Dezember, kurz vor Weihnachten. Aus irgendwelchen Gründen waren wir nur zu zweit. Es gab etwas zu besprechen, aber alle anderen hatten kurzfristig abgesagt. Er hat mir Wein angeboten, die Wohnung gezeigt. Nicht, dass sie besonders spektakulär gewesen wäre, eher ein wenig unaufgeräumt, eine Junggesellenbude halt, aber ich habe gemerkt, dass er sich Mühe gegeben hat, nett zu mir zu sein.«
    »Ein bisschen zu nett«, sagte Forss.
    »Ja.« Matsson lachte kurz auf. Dann war sie wieder ernst.
    »Wart ihr auch in seinem Schuppen?«, fragte Forss.
    »Ja«, sagte Matsson. »Genau. Da waren diese seltsamen Maschinen, diese komischen Konstruktionen. Quatschmaschinen, habe ich sie genannt. Und gelacht habe ich wohl auch, wir hatten schließlich schon eine ordentliche Menge Wein getrunken. Aber der Moment war merkwürdig, wenn ich jetzt daran zurückdenke.«
    »Inwiefern?«
    »Janus war ganz ernst in diesem Augenblick. Fast so, als wäre er beleidigt, dass ich mich amüsierte. Dabei dachte ich, das wäre der Sinn dieser Maschinen. Dass man sich amüsiert. So wie mit Spielzeug. Aber er hat etwas Rätselhaftes gesagt, es klang sehr pathetisch. Und das bei Janus, dem sonst jedes Pathos zuwider war.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er sagte: Diese Maschinen sind meine Entschuldigung an die ungesühnten Toten dieser Welt .« Sie seufzte, aber ohne Ironie. »Jetzt ist er wohl selbst einer. Ein ungesühnter Toter.«
    »Was könnte er damit gemeint haben?«, fragte Forss.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe ihn damals gefragt, ob ich diese Maschinen fotografieren darf. Du weißt ja, für mein Fotoprojekt, Poststrukturalismus und so.«
    »Die Ohnmacht des Altertümlichen in der Onlinegesellschaft«, zitierte Forss.
    »Genau. Jedenfalls war seine Antwort auf meine Frage mindestens so seltsam wie sein Spruch über die Toten.«
    Draußen näherten sich dumpf Knutssons Schritte. In den Wänden und Säulen aus Sonnenlicht stieg langsam Staub empor, der dunklen Decke der Scheune entgegen.
    »Was hat er denn gesagt?«
    » Diese Maschinen repräsentieren mein Innerstes, Moa .«
    8
    Anette Hultin verbrachte die späten Vormittagsstunden in Lessebo und marschierte mit einem Foto von Janus Dahlin in Olof Anderssons Nachbarschaft von Haustür zu Haustür. Echte Fußsoldatenarbeit, dachte sie. Die Menschen, von denen sie viele bereits am Vortag befragt hatte, wirkten beunruhigt oder wie betäubt. Längst hatte sich herumgesprochen, was mit ihrem Nachbarn geschehen war. Auf das Bild von Janus Dahlin reagierte indes niemand. Keinem kam der Lehrer bekannt vor. Wenn es zwischen den beiden toten Männern eine Verbindung gab, dann hatte sie nicht aus häufigen, gegenseitigen Besuchen bestanden.
    »Olof und Besuch?«, fragte die junge Frau, die gegenüber von Andersson wohnte. »Nicht, dass ich mich erinnern kann.«
    Ein anderer Nachbar, ein älterer Herr mit Eisenbahnermütze, gab zu Protokoll, dass er Andersson ein einziges Mal in Begleitung einer anderen Person gesehen habe.
    »Das muss im Frühjahr gewesen sein, an einem dieser ersten warmen Tage im April. Da hat er mit jemandem im Garten gesessen und Kaffee getrunken. Aber das war nicht der Mann von dem Foto hier. Das war eine Frau gewesen. Eine schick gekleidete Frau.«
    »Sicher?«, fragte Hultin.
    »Sicher!«, sagte der Nachbar und nickte

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