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Rotzig & Rotzig

Rotzig & Rotzig

Titel: Rotzig & Rotzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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„Bewaffneter Raubüberfall und Einbruchsdiebstahl, Kryszinski. Sie müssen den Verstand verloren haben.“
    „Bewaffnet?“
    „Schlagwaffe? Brecheisen?“
    „Davon ist kein Wort wahr. Es gab nur eine verbale Auseinandersetzung, in deren Verlauf ich, äh, den von mir geliehenen und nie zurückgegebenen PC ...“
    „Passen Sie auf, Kryszinski. Ich gehe jetzt und hole Ihre Akte und sehe auch direkt mal nach, was wir über den Kläger haben. Den laden wir dann für eine Gegenüberstellung vor und prüfen beide Aussagen.“
    Damit drehte Menden sich um und verließ den Raum durch eine Seitentür.
    Bei drei, dachte ich und begann zu zählen. Eins, zwei...
    „Und wagen Sie nicht, abzuhauen.“ Hatte noch mal kehrtgemacht, der misstrauische Sack. „Sie wissen, was dann passiert.“
    Er verschwand erneut.
    Genau wie ich.
    Mir blieb nicht viel Zeit, deshalb stürmte ich das menschenleere Treppenhaus hinab, so schnell und so leise es nur eben ging. Auf Erdgeschosshöhe bremste ich meine Schritte gewaltsam, zwang mich zu flachem Atmen und gleichmütiger Miene.
    „Moment!“, bellte eine Lautsprecherstimme aus einem Bullengesicht hinter Panzerglas. „Wo wollen Sie denn mit dem Rechner hin?“
    Als hätte ich das nicht gehört, lehnte ich mich gegen die Ausgangstür. Verriegelt. Verdammt. Mein Puls wummerte. Ich konnte nicht zulassen, dass Siebling seinen PC wieder ausgehändigt bekam, während man mich in U-Haft steckte.
    „Aber das ist meiner“, beteuerte ich, meine Stimme ein wenig jodelig in meinem Ohr. „Den habe ich doch vor nicht ganz zwanzig Minuten erst hier angeschleppt.“ Ein zweiter Uniformierter erschien, linste dem Wachhabenden über die Schulter und bestätigte murmelnd meine Aussage. Die Tür schnackte auf. Keine Zeugen, dachte ich, Aussage gegen Aussage, kreisten meine Gedanken um mögliche Konsequenzen, das einzige Beweismittel war immer noch fest in meinem Besitz. Trotzdem ...
    Trotzdem war es Menden zuzutrauen, dass er mich zur Verhaftung ausschrieb. Und sei es nur, weil ich ihm von der Fahne gegangen war, und er nun zusehen konnte, was er in seinen Bericht tippte, ohne wie ein Trottel dazustehen.
    Mir doch egal. Ich trat das Gas mit der gebotenen Zurückhaltung, wollte ich doch keinesfalls irgendeinem übereifrigen Verkehrspolizisten in die Finger geraten. Davon abgesehen war ich relativ unbesorgt. Sollte tatsächlich nach mir gefahndet werden, dann als Fahrer eines rostroten Toyotas und nicht eines zitronengelben Datsun Pick-ups mit Luxemburger Kennzeichen. Bis die Justiz sich in diesem Fall bewegte, musste erst mal das Wochenende ins Land gehen. Und anschließend war keineswegs sicher, wem man Glauben schenken würde, einem Vorbestraften wie mir oder dem möglicherweise unbescholtenen Siebling. Darauf wollte ich es nicht ankommen lassen.
    Hedgesleeper Solutions hatte sich in direkter Nachbarschaft zum Essen/Mülheimer Flughafen angesiedelt, in einem kombinierten Büro- und Fertigungstrakt mit einigermaßen scheußlicher Waschbetonfassade. Mit dem Rechner unterm Arm trat ich ins Foyer, und ein uniformierter Pförtner fragte, wen ich zu sprechen wünschte. In einem Moment perplexen Schweigens wurde mir bewusst, dass ich Heckenpennes' bürgerlichen Namen vergessen hatte.
    „Den Chef“, antwortete ich ausweichend. „Sagen Sie ihm, Kristof Kryszinski wartet und ist in Eile.“ Heckenpennes hatte es vom rotäugigen, computersüchtigen Kellerkind zum Jungunternehmer des Jahres gebracht und dafür - so kam es mir jedenfalls manchmal vor - nicht viel mehr Zeit gebraucht, als ich für meinen Karrieresprung vom Detektiv zum Hausmeister und wieder zurück.
    Er empfing mich in seinem Penthouse, das oben auf dem Bürogebäude saß und in vieler Hinsicht meinem Apartment ähnelte, nur nicht unbedingt in der Quadratmeterzahl und was den Preis der Einrichtungsgegenstände anging. Ich rede hier mehr von verstreuten Socken und all den Hunderten von anderen Dingen, die man so verstreuen kann.
    An einer Wand direkt gegenüber der Aufzugtür hing ein überlebensgroßes Porträt von George W. Bush. Auf dem Fußboden davor lag ein flaches Kissen. „Es vergeht kein Tag, an dem ich hier nicht knie und ihm danke“, sagte Heckenpennes und reichte mir einen Wodka auf Eis. Er trug sein Haar etwas kürzer als früher, wenn auch nicht weniger ungekämmt, und dazu eine zauberhafte Kombination aus Feinripp-Unterhemd und Jogginghose, beides liebevoll eingetragen. Forbes rechnete ihn zu den einhundert reichsten Deutschen,

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