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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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beiseite gedrängt werden und all die Schluchten sich mehr und mehr verbreitern...«
    »Ist es das, was hier passiert ist?«
    Reno nickte.
    »Es muß eine Ewigkeit gebraucht haben«, meinte Eve.
    »So lange, daß nur Gott es sich vorstellen kann«, erwiderte er schlicht.
    In die vollkommene Stille mischte sich jetzt der leise Atem eines Windes, der nichts außer Zeit, Weite und Stein berührt hatte.
    »Irgendwo da draußen ruhen die Knochen von Tieren, die so seltsam sind, daß man es kaum glaubt«, fuhr Reno fort. »Dort draußen gibt es Sanddünen, die im Laufe der Zeit zu Fels geworden sind, und mit ihnen die Überreste von Tieren, die schon Tausende von Jahren tot waren, bevor überhaupt menschliches Leben existierte.«
    »Das Paradies«, flüsterte Eve. »Oder der Hades.«
    »Was?«
    »Ich bin mir noch nicht sicher, ob dies eine anstrengende Art von Paradies ist oder eine verlockende Form von Hölle«, erwiderte sie.
    Er lächelte. »Sag mir Bescheid, wenn du dich entschieden hast. Ich selbst habe mir über diese Frage auch schon oft den Kopf zerbrochen.«
    Schweigend beobachteten sie weiter das wechselhafte Spiel von Licht und Schatten, bis die Plateaus in der Ferne wie steinerne Schiffe aussahen, die in einem steinernen Meer ankerten.
    »Es ist so unglaublich...« Eve verstummte.
    »Es ist nicht seltsamer als Menschen, die ein Boot bauen, das vier Personen trägt und unter Wasser fährt.«
    Eve warf Reno einen verdutzten Blick zu, doch bevor sie etwas sagen konnte, sprach er weiter.
    »Es ist nicht seltsamer als das große Erdbeben, das den Lauf des Mississippi veränderte«, fuhr er fort. »Es ist auch nicht seltsamer als der Mount Tabora, der urplötzlich ausbrach und England das >Jahr ohne Sommer< bescherte.«
    »Wie?« fragte sie verwirrt.
    »Es ist wahr. Byron hat sogar ein Gedicht über den Vorfall geschrieben«, erwiderte er.
    »Großer Gott. Wenn ein kleiner Vulkan schon ein Gedicht wert war, was hätte Byron dann wohl über das hier geschrieben?« fragte sie und zeigte auf die Landschaft zu ihren Füßen.
    Reno lächelte. »Ich weiß es nicht, aber es hätte mir Freude gemacht, es zu lesen.«
    Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, als er hinzufügte: »Die Welt besteht aus einem Gefüge, alles ist irgendwie miteinander verbunden. Sie ist riesig, aber trotzdem ein einziger Ort. Eines Tages wird auch Rafe dahinterkommen und aufhören, herumzuwandern.«
    »Und bis dahin?«
    »Bis dahin wird Rafe wie der Wind sein, nur dann lebendig, wenn er weiterziehen kann.«
    »Und was ist mit dir?« wollte Eve wissen.
    »Ich werde das sein, was ich immer gewesen bin - ein Mann, der nur dem einzigen vertraut, das so wertvoll wie unzerstörbar ist... die Tränen des Sonnengottes, Übersinnliches, das sich auf dieser Erde materialisiert hat, das einzige, worauf ein Mann im Leben zählen kann. Gold.«
    Lange Zeit herrschte Schweigen, während Eve auf das Land hinausschaute. Am liebsten hätte sie geweint. Sie hätte mit dieser Antwort rechnen müssen, aber der Schmerz ihrer Enttäuschung war der Beweis, daß sie trotzdem auf eine andere Antwort gehofft hatte.
    Leidenschaft und Liebe hatten sie dazu verführt, sich ihm hinzugeben. Ihre Leidenschaft hatte er mit doppelter Intensität erwidert.
    Ihre Liebe nicht.
    Renos Geliebte zu sein hatte für Eve die Welt verändert. Aber nicht für ihn. Für ihn galt nach wie vor die Goldene Regel:
    Auf Frauen kann man sich nicht verlassen. Aber auf Gold.
    Reno stand auf und streckte Eve seine Hand entgegen. Er zog sie leicht und mühelos auf die Füße, und sie fragte sich, ob er jemals müde wurde, jemals das Gefühl hatte, er könne keinen einzigen Schritt mehr tun, ob er jemals Hunger oder Kälte oder Schlaflosigkeit gekannt hatte.
    »Zeit zum Aufbruch!«
    »Wir rasten nicht hier?«
    »Nein. Der Indianer hatte recht mit der Route. Sie ist so einfach zu finden, daß wir bei Mondlicht weiterreiten können.«
    Als Reno zu den Pferden zurückging, blickte Eve noch einmal hinunter auf das atemberaubend schöne, rätselhafte Labyrinth.
    »Schiffe aus Stein«, flüsterte sie. »Warum kann Reno euch nicht sehen?«

17. Kapitel
    Selbst nachdem der Mond untergegangen war, leuchteten die Sterne noch in so strahlender, verschwenderischer Fülle vom Himmel herab, daß sich gespenstische Schatten bildeten, hauchdünn wie Schleier.
    Bedrückt dachte Eve, daß Sternenlicht - ganz gleich wie blaß es sein mochte - nicht von Renos Liste der unmöglichen Forderungen ausgeschlossen war.
    Ein

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