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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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darunter abfiel, und suchte nach irgendeinem Zeichen der Männer, die ihnen immer noch folgten. Das Messinggehäuse des Fernglases blitzte bei jeder Richtungsänderung im matten Sonnenlicht auf.
    »Welche Hinweise denn?« fragte Eve nach einer Pause.
    »Siehst du den Baumstumpf am Rand der Wiese, direkt vor der großen Fichte?«
    Eve schaute genauer hin. »Ja.«
    »Wenn du davorstehst, wirst du Axtspuren sehen.«
    »Indianer?« wollte sie wissen.
    »Spanier.«
    »Wie kannst du so sicher sein?«
    »Spuren von Äxten aus Stahl, nicht aus Stein.«
    »Indianer haben Äxte aus Stahl«, erwiderte sie.
    »Nicht, als dieser Baum dort gefällt wurde.«
    »Woher weißt du das?«
    Reno ließ sein Fernglas sinken und drehte sich zu Eve um. Er hatte ihre Wißbegier und ihre schnelle Auffassungsgabe inzwischen ebenso schätzen gelernt wie ihre katzenhafte Anmut.
    »Diese große Fichte da drüben hat Wurzeln, die um den gefallenen Baumstamm gewachsen sind«, erklärte er. »Da die Fichte schon lange Zeit dort steht, muß der Baumstamm auch schon lange da liegen.«
    »Warum würde sich jemand die Arbeit machen, einen Baum zu fällen, um den Stamm dann einfach liegenzulassen?«
    »Wahrscheinlich wurden sie vom Wetter oder von Indianern zur Flucht gezwungen. Oder von der Nachricht, daß der spanische König ein doppeltes Spiel mit den Jesuiten trieb und sie sich darauf freuen konnten, den Heimweg in Ketten anzutreten.« Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht wollten sie auch nur die Spitze des Baums, um ein Dach damit zu decken oder um eine Hühnerleiter für die Mine daraus zu machen.«
    Eve runzelte die Stirn. »Was ist eine Hühnerleiter?«
    »Wenn ich die verdammte Mine fände, könnte ich dir wahrscheinlich eine zeigen«, brummte Reno und hob wieder das Fernglas an die Augen.
    »Wenn du aufhören würdest, immer den Weg zu beobachten, würdest du die Mine vielleicht finden«, entgegnete Eve trocken.
    Mit einer ungeduldigen Bewegung ließ Reno das Glas sinken und richtete sich im Sattel auf.
    »Es ist niemand zu sehen«, sagte er.
    »Ich dachte, du wärst froh darüber.«
    »Ich wäre noch viel froher, wenn ich wüßte, wo Slater und seine Leute stecken.«
    »Wenigstens können sie dort oben keinen Hinterhalt für uns vorbereiten«, erklärte Eve. »Es gibt nur einen Weg in dieses Tal.«
    »Was bedeutet, daß es auch nur einen Weg hinaus gibt.«
    Ferner Donner grollte von einem Gipfel, der von dichten Wolken verhüllt war. Wind schlängelte sich durch den Wald wie ein unsichtbarer Fluß. Die Luft roch nach Eiben und herbstlicher Kühle, die von den Höhen herabströmte und die Wipfel der goldenen Espen erzittern ließ.
    Reno blickte sich wachsam nach allen Seiten um. Etwas an diesem Hochtal beunruhigte ihn, etwas, das er nicht genau definieren konnte.
    Eve gähnte und schloß einen Moment die Augen. Sie öffnete sie wieder und erfreute sich am goldenen Licht der Nachmittagssonne in dem Wissen, daß sie bald Rast machen würden. Träge blickte sie sich um und versuchte zu erraten, ob Reno diesen Platz als Lager aussuchen oder weiter zum Ende des Tales reiten würde, um zu sehen, ob es einen Weg zwischen den massigen Gipfeln hindurch gab.
    Ein eigenartiges Muster im Gras - Pflanzen, die zu einem fast perfekten Kreis angeordnet waren - erregte Eves Aufmerksamkeit. Sie wußte, daß in der Natur kaum geometrische Anordnungen von Pflanzen vorkamen. Der Mensch, nicht die Natur, hatte Gärten erfunden mit präzisen Bögen, rechten Winkeln und Hecken, die zu den unwahrscheinlichsten Formen zurechtgestutzt waren.
    Das kreisförmige Beet lag dicht neben einer von mehreren Quellen, aus denen der Bach entsprang, der das Tal bewässerte. Eve trieb ihre Graubraune näher an die Pflanzen heran. Sie stieg ab, um den Kreis genauer zu untersuchen. An den Rändern bestand der Boden aus Grundgestein, von einer dünnen Schicht Erde bedeckt. Doch innerhalb des Kreises wuchsen Pflanzen in verschwenderischer Fülle, Pflanzen, die normalerweise reicheren Boden bevorzugten.
    Als Reno sich umwandte, um etwas zu Eve zu sagen, sah er sie am Rand der Wiese knien. Im nächsten Augenblick begriff er, was ihm an der Landschaft so merkwürdig vorgekommen war.
    Unter dem Bewuchs von Gras und Bäumen sah man Winkel und Bögen, die darauf schließen ließen, daß hier irgendwann einmal Menschen das Land gerodet und bebaut hatten.
    Reno schwang sich eilig aus dem Sattel, nahm eine Schaufel von einem der Packsättel und eilte zu Eve. Sie blickte auf, als sie ihn

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