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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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riskieren.
    »Warte hier.«
    Mehr sagte Reno nicht. Es war auch nicht nötig.
    Eve zügelte ihr müdes Pferd, ergriff das Führungsseil von Shaggy Eins und schaute zu, wie Reno davonritt. Sie fragte nicht, wohin er wollte oder warum. Sie blieb einfach nur auf ihrem Pferd sitzen und wartete geduldig und erschöpft auf seine Rückkehr. Um sie herum
    verblaßten die letzten Farben des Tages am Himmel, hinterließen mattes Zwielicht.
    Es dunkelte bereits, als Reno zurückkehrte, so still und unhörbar wie ein Geist. Die Shaggies und die Graubraune waren zu sehr damit beschäftigt, das dürftige Gras am Wegesrand abzurupfen, um ihre Weggefährtin zu begrüßen. Darling hielt es offensichtlich auch für unnötig, ihre Energie für Begrüßungsrituale zu vergeuden; sobald Reno es erlaubte, begann sie zu grasen, mit der Zielstrebigkeit eines Mustangs, der es gewöhnt war, sich sein Futter selbst zu suchen.
    Reno wartete darauf, daß Eve ihn fragte, wo er gewesen sei. Als sie es nicht tat, preßte er verärgert die Lippen zusammen.
    »Willst du auch noch die ganze Nacht lang schmollen?« fragte er schließlich.
    »Was kümmert’s dich, was eine Lügnerin tut, eine Betrügerin, ein billiges Saloongirl?« fragte sie müde.
    Sie gab vor, nicht gehört zu haben, was Reno beim Absteigen grimmig vor sich hinmurmelte. Er sattelte Darling mit hastigen, wütenden Bewegungen ab. Nachdem er den Sattel hochkant auf den Boden gestellt hatte, um das Innenfutter trocknen zu lassen, drehte er sich zu Eve, die Fäuste in die schmalen Hüften gestützt.
    »Ich weiß wirklich nicht, warum Frauen sich aufregen, wenn ein Mann sie als das bezeichnet, was sie sind«, sagte er heftig.
    Eve war zu müde, um höflich zu sein, geschweige denn vorsichtig.
    »Mir ist durchaus klar, daß ein grober, blinder, störrischer, kaltblütiger Lüstling wie du keinerlei Verständnis für Frauen hat.«
    Es herrschte angespanntes, elektrisierendes Schweigen, während Eve abstieg.
    Und dann lachte Reno plötzlich laut.
    »Zieh deine Krallen ein, gata. Heute abend bist du vor mir sicher.«
    Eve warf ihm einen mißtrauischen Blick zu.
    »Ich bin vielleicht lüstern«, fügte er trocken hinzu. »Aber ich bin kein Narr. Solange Slater mir auf den Fersen ist, werde ich mich ganz bestimmt nicht mit heruntergelassenen Hosen von ihm überrumpeln lassen.«
    Eve redete sich ein, sie sei nicht enttäuscht darüber, daß sie in dieser Nacht keine von Renos verführerischen Zärtlichkeiten genießen würde
    — oder in irgendeiner der folgenden Nächte. Es war besser so.
    Es gibt nur eines, das ein Mann von einer Frau will. Wenn du es ihm erst einmal gewährt hast, solltest du besser verheiratet sein, sonst läßt er dich im Stich und sucht sich ein anderes Mädchen, das so töricht ist, die Beine im Namen der Liebe zu spreizen.
    Aber auch der Widerhall von Donna Lyons bitteren Ratschlägen konnte das harmonische Bild aus Eves Kopf nicht verdrängen — Reno, mit seinem kleinen Neffen auf dem Arm, liebevoll und sanft, Reno mit seiner Schwester... Die Liebe, die sie in ihm gesehen hatte, war stark genug gewesen, um etwas tief in Eves Seele anzurühren.
    Eve wollte es berühren. Sie sehnte sich danach, mit Reno das Heim zu gründen, von dem sie immer geträumt hatte, den sicheren Hafen, der sie vor einer Welt beschützen sollte, der es gleichgültig war, ob sie lebte oder starb, sie sehnte sich danach, Kinder mit ihm zu haben, die niemand aus ihren Armen reißen und ihr fortnehmen konnte.
    Die Erkenntnis, wie tief ihre Sehnsucht nach Reno war, erschreckte Eve. Sie war nicht aus Eisen, so wie die spanischen Wünschelruten. Ihnen konnten die heimlichen Ströme, die sie miteinander verbunden hatten, keinen Schaden zufügen. Eve zweifelte daran, daß sie ebenso unbeschadet davonkommen würde, wenn sie ihrem überwältigenden, unerwarteten Verlangen nach Reno nachgäbe.
    Sie stieg hastig ab. Als sie festen Boden unter den Füßen hatte und die Steigbügel über den Sattelknauf warf, glitt Renos Arm von hinten um ihre Taille und zog sie eng an sich. Sie fühlte, wie sich sein starker Körper gegen ihren Rücken preßte, von den Schultern hinab bis zu ihren Schenkeln. Eine harte Vorwölbung drückte gegen ihre Hüften.
    »Kaltblütig ist so ziemlich das letzte, was ich bin«, murmelte Reno. »Besonders, wenn du in der Nähe bist, um mich heiß zu machen.«
    Sie fühlte seinen Schnurrbart an einer empfindsamen Stelle hinter ihrem Ohr, dann seine Zungenspitze. Sanft biß er ins

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