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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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strebte in scharfem Galopp den Weg hinunter, um Eve und die Packpferde einzuholen. Das Geräusch klappernder Hufe hinter sich ließ Eve im Sattel herumfahren. Reno sah ihre goldenen Augen unter der Hutkrempe aufblitzen, sah ihr langes Haar, das in der heißen Augustsonne wie Honig schimmerte. Er bemerkte die feinen Linien, die Erschöpfung und Sorge um ihre sanft geschwungenen Lippen gezeichnet hatten.
    Als Reno seine Stute neben Eve im Schritt gehen ließ, mußte er hart mit sich selbst kämpfen, um nicht der Versuchung zu erliegen, sich zu Eve vorzubeugen und noch einmal ihre verlockend sinnliche Mischung aus Salz, Süße und Hitze zu kosten. Er runzelte die Stirn, verärgert über sein wachsendes leidenschaftliches Verlangen nach dem Mädchen aus dem Gold Dust Saloon.
    »Sind sie näher gekommen?« fragte Eve ängstlich, während sie Renos grimmiges Gesicht forschend musterte.
    »Nein.«
    Sie leckte sich nervös über die Lippen.
    Augen wie grüner Kristall folgten der Bewegung ihrer Zungenspitze.
    »Fallen sie allmählich zurück?« fragte sie hoffnungsvoll.
    »Nein.«
    Ihre Mundwinkel zogen sich nach unten. »Ich nehme an, diese Tennessee-Pferde sind doch zäher, als du dachtest.«
    »Wir sind noch nicht in der Wüste.«
    Eve stieß einen verblüfften Laut aus und betrachtete die Umgebung. Sie ritten durch ein langes, schmales Tal, das zu beiden Seiten in seiner gesamten Länge von flachen Höhenzügen begrenzt wurde. Auf den Berghängen gab es so wenig Vegetation, daß sich die vielen verschiedenen Gesteinsschichten deutlich unter dem spärlichen Buschwerk abzeichneten, was den Bergen ein gesprenkeltes, sandiges Aussehen verlieh.
    »Bist du sicher, daß wir nicht in der Wüste sind?« fragte Eve. »Es ist so trocken hier.«
    Reno schaute sie ungläubig an.
    »Trocken? Was glaubst du wohl, wie das dort ist?« fragte er und zeigte in die Ferne.
    Sie blickte in die Richtung, in die seine Hand wies. Genau durch die Mitte des Tales schlängelte sich ein Band von Wasser, das eher braun als blau war und so schmal, daß ein Pferd sich beim Überqueren schon anstrengen mußte, um alle vier Hufe gleichzeitig naß zu bekommen.
    »Das da«, sagte Eve, »ist ja kaum ein Bach. Mehr Sand als Wasser.«
    Verschmitzt lächelnd nahm Reno seinen Hut ab, wischte sich mit dem Ärmel über die schweißnasse Stirn und setzte sich den Hut wieder auf.
    »Wenn du das nächste Mal wieder eine solche Menge Wasser zu sehen bekommst, wirst du glauben, es sei ein Geschenk Gottes«, erwiderte er.
    Zweifelnd starrte Eve auf das kümmerliche, braune Rinnsal, das sich durch das ausgetrocknete Tal wand.
    »Wirklich?« fragte sie.
    »Wenn wir die Abkürzung finden, ja. Sonst werden wir einen Fluß sehen, der mehr an die Hölle als an Gott erinnert.«
    »Du meinst den Colorado?«
    Reno nickte. »Ich kenne viele Männer, die etwas für wildes Land übrig haben, aber ich bin noch niemals einem Mann begegnet, der den Colorado an der Stelle überquert hat, wo er durch den tiefsten Grund des Felslabyrinths fließt, und der zurückgekehrt ist, um von seinem Erlebnis zu berichten.«
    Ein Seitenblick auf Reno überzeugte Eve, daß er es ernst meinte. Aber es war auch viel zu heiß und staubig für zweideutige Spötteleien.
    Auch Reno spürte die Hitze. Die Ärmel seines verwaschenen blauen Jeanshemdes waren bis zu den Ellenbogen aufgekrempelt, der Kragen bis zur Brust aufgeknöpft. Schweiß glitzerte wie winzige Diamanttröpfchen in dem schwarzen Haardickicht, das sein halb geöffnetes Hemd freigab. Drei Tage in der Wildnis hatten dicke schwarze Bartstoppeln in seinem Gesicht sprießen lassen, die ihn eher noch gefährlicher wirken ließen.
    Keiner, der Reno jetzt zu Gesicht bekäme, wäre auf den irrigen
    Gedanken gekommen, in ihm etwas anderes zu sehen, als das, was er war - ein harter Mann mit dem Ruf, bei Schießereien immer auf der Gewinnerseite zu stehen.
    Doch trotz Renos bedrohlich erscheinenden Aussehens und der sinnlichen Spannung, die ständig zwischen ihnen pulsierte, hatte Eve niemals sicherer geschlafen als während der vergangenen Nächte.
    Zum ersten Mal, seit sie sich zurückerinnern konnte, war sie nicht diejenige, die nur leicht schlafen durfte, dabei auf jedes noch so winzige Geräusch achtend, bereit, zur nächstbesten Waffe zu greifen, um jene, die schwächer als sie selbst waren, gegen mögliche Plünderer zu verteidigen, die nachts um das Lagerfeuer herumstrichen oder in billige Hotelzimmer eindrangen.
    Sich auf jemand anderen

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