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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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verlassen zu können, war eine so einfache Sache, und doch erregte Eve die Erkenntnis, daß sie sich auf Reno verlassen konnte, immer wieder aufs neue, erfüllte sie mit einem Gefühl der Sicherheit und Freude.
    Reno sah, wie Eve tief Luft holte und ausatmete, dann das gleiche noch einmal tat, als sei tiefes Ein- und Ausatmen ein Luxus.
    »Anscheinend macht dir der Gedanke, ohne Wasser auskommen zu müssen, keine Sorgen«, sagte er.
    »Was? Oh...« Sie lächelte leicht. »Das ist es nicht. Ich habe nur gerade gedacht, wie schön es ist, die ganze Nacht durchzuschlafen, ohne Angst haben zu müssen.«
    »Angst? Wovor?«
    »Vor irgendwelchen Rabauken oder Lüstlingen, die eines der jüngeren Kinder im Waisenhaus nachts im Bett bedrängten, oder vor Banditen, die auf dem Lagerplatz der Lyons herumschlichen.« Eve zuckte mit den Schultern. »Vor solchen Dingen eben.«
    Reno runzelte die Stirn. »Ist so was öfter passiert?«
    »Du meinst... Rüpel und Lüstlinge?«
    Er nickte.
    »Mit der Zeit lernten sie, mich in Ruhe zu lassen. Aber die jüngeren Kinder...« Eves Stimme brach ab. »Ich habe getan, was ich konnte. Es hat nie gereicht.«
    »War der alte Lyon ein Lüstling?«
    »Ganz und gar nicht. Er war freundlich und sanft, aber...«
    »Taugte nichts, wenn es zum Kampf kam«, beendete Reno den Satz.
    »Das hatte ich auch nicht von ihm erwartet.«
    Seine Augen zogen sich vor Überraschung zusammen. »Warum nicht? War er ein Feigling?«
    Jetzt war es an Eve, überrascht zu sein.
    »Nein. Er war schlicht und einfach ein gütiger Mann. Er war nicht so schnell, so hart oder so stark wie die meisten Männer. Aber auch nicht so gemein und bösartig. Er war zu... zivilisiert.«
    »Er hätte drüben im Osten leben sollen«, murmelte Reno.
    »Das hat er auch. Aber als die Geschicklichkeit seiner Hände nachließ und Donna zu alt wurde, um Männer mit ihrem Äußeren abzulenken, mußten sie in den Westen übersiedeln. Die Leute hier draußen waren leichter zu unterhalten.«
    »Besonders, nachdem die Lyons dich aus dem Waisenzug gekauft und dir beigebracht hatten, wie man Männer >ablenkt< und mit Karten umgeht«, sagte Reno scharf.
    Eve preßte die Lippen zusammen, aber es hatte ja keinen Sinn, es abzustreiten.
    »Ja«, erwiderte sie. »Sie lebten wesentlich besser, nachdem sie mich hatten.«
    Renos Gesichtsausdruck sagte Eve, daß er nur wenig Mitgefühl für die Schwierigkeiten der Lyons, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, aufbringen konnte.
    Sie zögerte einen Moment, setzte dann erneut zum Sprechen an, versuchte ihm klarzumachen, daß die Lyons sie niemals gemein oder grausam behandelt hätten.
    »Ich mochte die Arbeit nicht, zu der sie mich zwangen«, sagte sie langsam, »aber es war immer noch besser als das Waisenhaus. Die Lyons waren freundliche Menschen.«
    »Es gibt eine Bezeichnung für Männer wie Don Lyon, und die ist verdammt noch mal nicht >freundlich    Reno zog seine Stute an den Zügeln herum und galoppierte vorwärts, bevor Eve antworten konnte. Er traute sich selbst nicht, wenn er mitanhören mußte, wie sie ihren Zuhälter verteidigte.
    Er war freundlich und sanft.
    Und doch — egal, wie schnell Reno ritt, er konnte nicht dem Klang von Eves Stimme entfliehen. Er hallte ununterbrochen in der Stille seines Hirns wider.
    Sie lebten wesentlich besser, nachdem sie mich hatten. Ich mochte die Arbeit nicht, zu der sie mich zwangen. Er war gütig.
    Der Gedanke, daß Eve sich so einsam gefühlt hatte und selbst für die kümmerlichsten Brocken menschlichen Anstands dankbar gewesen war, die sie auch noch als »Freundlichkeit« und »Güte« bezeichnete, störte und beunruhigte Reno auf eine Weise, die er nicht näher bestimmen konnte. Er konnte sie nur akzeptieren, so wie er auch andere Dinge hinnahm, die er nicht verstand, wie zum Beispiel sein unerklärliches Bedürfnis, ein Saloongirl zu beschützen, dem man sorgfältig beigebracht hatte, zu lügen, zu betrügen und Männer »abzulenken«.
    Ein Mädchen, das ihm so tief vertraute, daß es in den vergangenen Nächten besser geschlafen hatte als seit Jahren.
    Ich habe nur gerade daran gedacht, wie schön es ist, die ganze Nacht durchzuschlafen, ohne Angst haben zu müssen.
    Reno wußte, daß ihn die Vorstellung, dem Mädchen aus dem Gold Dust Saloon diese Art von Frieden zu schenken, nicht weiter berühren sollte.
    Aber sie berührte ihn.
    Die Berge blieben kalt und blau hinter Eve und Reno zurück, hinterließen nichts als die Erinnerung an Höhen, auf denen Wasser

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